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Leserärger in Sangerhausen Leserärger in Sangerhausen: Notfallpatienten im Augenzentrum abgewimmelt?

Von Frank Schedwill 24.10.2014, 08:08
Eine Augen-OP
Eine Augen-OP dpa/Symbol Lizenz

Sangerhausen - Thomas Hartmann aus Wolfsberg ist auf das Sangerhäuser Augenzentrum nicht gut zu sprechen. Der 52-Jährige, so sagt er, sei in der Gemeinschaftspraxis mit einer akuten Regenbogenhautentzündung im rechten Auge nicht behandelt worden.

Passiert ist der Vorfall bereits vor einigen Wochen, kurz vor den Betriebsferien der Klinik. Die Diagnose war bei dem Lkw-Fahrer in Bremen gestellt worden. Dort sei ihm gesagt worden, dass er die Entzündung in einer augenärztlichen Praxis weiter behandeln lassen müsse.

"Ich dachte, ich höre nicht richtig"

Also wollte Hartmann an einem Freitag gegen 10.30 Uhr das Augenzentrum aufsuchen. Laut dessen Internetseite hatte es an dem Tag bis 11.30 Uhr geöffnet. Am Tresen der Gemeinschaftspraxis habe er aber die Auskunft erhalten, er solle sich an den augenärztlichen Notdienst wenden, da er kein Patient des Augenzentrums sei. „Ich dachte, ich höre nicht richtig“, sagt der Wolfsberger. Er habe sich erst abwimmeln lassen, die Praxis aber kurz nach 11.30 Uhr erneut aufgesucht. „Da war aber schon zu“, sagt Hartmann. „Ich sah noch Leute am Tresen stehen, klopfte. Ich wurde aber einfach ignoriert und stehengelassen wie ein räudiger Hund.“ Also fuhr der Wolfsberger notgedrungen zum augenärztlichen Notdienst nach Eisleben. Aufgrund der schweren Entzündung des Auges wies ihn die Ärztin sofort in die Uniklinik in Halle-Kröllwitz ein. Dort wurde er stationär aufgenommen und über eine Woche lang behandelt. Hartmann verlangt nun Rechenschaft vom Augenzentrum, „denn das hätte mich behandeln müssen“.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz gibt es insgesamt sechs Augenarztpraxen. Sie befinden sich in den Orten Sangerhausen, Eisleben, Röblingen, Helbra und Hettstedt.

Außerhalb der Sprechzeiten vertreten sich die niedergelassenen Augenärzte im Landkreis gegenseitig.

Welche Praxis dabei genau Bereitschaftsdienst hat, ist bei der Rettungsleitstelle in Sangerhausen unter der Rufnummer 03464/1 92 22 zu erfahren.

Dr. Kurt-Christian Heider, einer der drei Praxisinhaber, weist die Vorwürfe zurück: An dem betreffenden Tag habe die Praxis anders als ausgeschrieben nur bis 10 Uhr Sprechzeit gehabt. „Vor den Betriebsferien sind noch eine ganze Menge administrativer Arbeiten zu erledigen gewesen.“ Es sei zu der Zeit, als Hartmann in die Praxis kam, auch keiner der Ärzte mehr im Haus gewesen. Deshalb habe die Mitarbeiterin am Tresen richtig gehandelt und den Wolfsberger auf den augenärztlichen Notdienst verwiesen, der in solchen Fällen einspringe. Dabei vertreten sich die niedergelassenen Augenärzte im Landkreis gegenseitig.

25 Notfallpatienten behandelt

Hartmann, so ist es in einem „Problemerfassungsbogen“ der Praxis festgehalten, habe aber gleich ungehalten reagiert. Heider räumt ein, es tue ihm leid, dass sein Haus dem Patienten an dem Tag nicht habe helfen können. „Es gibt die klare schriftliche Anweisung an die Mitarbeiter, dass Notfallpatienten, die am Tresen stehen, nicht weggeschickt werden.“ Der Patient müsse da etwas in den falschen Hals bekommen haben. „Und wäre noch ein Arzt dagewesen, wäre dies auch nicht passiert.“ An dem Freitag habe man ab 7 Uhr noch etwa 25 Notfallpatienten behandelt. „Aber irgendwann mussten wir die Sprechstunde beenden, um vor dem Urlaub noch alle liegengebliebenen Aufgaben abarbeiten zu können.“ Unter anderem seien dringende Bankwege zu erledigen gewesen.

Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KV) verwies auf Nachfrage der MZ darauf, dass ein Vertragsarzt im Ausnahmefall vor Ende der angekündigten Sprechstunde die Praxis verlassen könne. „Es sind wie bei jedem anderen Freiberufler oder Arbeitnehmer Konstellationen denkbar, die dies notwendig machen“, sagt KV-Sprecherin Janine Krausnick. Die geltenden Rechtsgrundlagen würden kein Verbot vorsehen. Der Vertragsarzt habe sich dann gegebenenfalls vertreten zu lassen. Lediglich, wenn die angegebenen Sprechzeiten kontinuierlich nicht eingehalten werden, komme es zu einer Kollision mit den vertragsärztlichen Regelungen, betont die Sprecherin.

Hartmann ist mit der Auskunft nicht zufrieden. „Ich will mit dem Augenzentrum nichts mehr zu tun haben“, sagt er. Der Wolfsberger hat sich einen anderen Augenarzt gesucht.

Haben Sie Probleme mit Firmen oder Behörden, wir versuchen zu helfen. Anruf unter 03464/54 40 51 50 genügt.