Lenin wird Star in Berliner Museum
Eisleben/Berlin/MZ. - "Bisher liegt das Denkmal noch so verpackt, wie Restaurator Wolfgang Conrad es im Berliner Zeughaus abgeliefert hat", räumt Dr. Hans-Jörg Czech, Ausstellungskoodinator des Deutschen Historischen Museums in Berlin, ein. Doch bald wird die große Stunde des Eisleber Lenins schlagen. Ab nächstem Jahr soll das geschichtsträchtige Denkmal des russischen Revolutionärs als eines der Hauptobjekte in die
Dauerausstellung "2 000 Jahre deutsche Geschichte" eingebunden werden. "Sie ist ein wichtiges Stück DDR-Geschichte", sagte Professor Hans Ottomeyer, Generaldirektor des Museums, der MZ.
Das Lenindenkmal von Eisleben habe in den Jahren extrem viele Wechsel erlebt. Aufgestellt, abgerissen, wieder aufgebaut und wieder abgerissen. "Kaum ein Denkmal hat solch eine wechselvolle Geschichte vorzuweisen", betonte Ottomeyer. Schon allein deshalb nehme das Denkmal einen besonderen Platz in der Nachkriegsgeschichte Ostdeutschlands ein.
Die Bronzestatue war 1925 in Puschkino gegossen worden. Im Jahre 1943 hatte die Wehrmacht das Denkmal als Kriegsbeute aus der Sowjetunion nach Eisleben gebracht, wo es für Rüstungszwecke eingeschmolzen werden sollte. Was aber nicht geschah. Stattdessen wurde Lenin zur Begrüßung der Roten Armee im Juli 1945 auf dem Eisleber Plan aufgestellt. Über die Gründe, warum Lenin "überlebt" hat, tobt seit Jahren ein heftiger Streit. Während die einen darauf beharren, dass mutige Kommunisten das Standbild gerettet haben, glauben andere, die anderthalb Tonnen schwere und fast vier Meter große Bronzestatue habe nicht in den Schmelzofen gepasst.
Die Grundlage für die Heldenlegende hatte Mitte der 50er Jahre die Abteilung Agitation- und Propaganda der SED-Bezirksleitung Halle geschaffen und sie danach verbreitet. Inzwischen sind die wirklichen Geschehnisse zum Kriegsende weitestgehend geklärt.
Im vergangenen Jahr sind in einem privaten Nachlass die gesamten Unterlagen einer SED-internen Befragung von 1959 aufgetaucht. Teile daraus waren schon 2001 bekannt geworden, doch erst jetzt ist das wahre Ausmaß der Untersuchungen und vor allen Dingen die Verdrehung zu erkennen.
Die Geschichte der Statue soll den Besuchern der Ausstellung auf Tafeln zwar nahe gebracht werden. Den Streit um die Heldengeschichten, die in der DDR-Ära im Zusammenhang mit dem Denkmal propagiert wurden, will das Museum aber außen vor lassen. Ottomeyer: "Darüber zu spekulieren, ob es eine Rettung gab oder nicht, soll nicht unsere Aufgabe sein."
Die Ausstellung soll die Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert bis 1994 umfassen. Etwa 8 000 Exponate, meist aus eigenen Beständen des Museum, sollen ab 2006 präsentiert werden. Unter den Ausstellungsstücken sind auch einige Denkmale und Statuen, die von der russischen Besatzung nach 1945 bzw. nach der Wende von den Sockeln gehoben wurden. "Wir bergen Denkmale, die ihren Ort verloren haben", so Ottomeyer.
Auch der Lenin von Eisleben hatte nach dem Zusammenbruch der DDR seinen Ort verloren. Als der Eisleber Stadtrat 1991 entschied, dass ein Lenindenkmal nicht mehr ins Stadtbild passte, war auch diese, vormals so verehrte Statue, unerwünscht. Dennoch ist das Denkmal bis heute Eigentum der Lutherstadt Eisleben geblieben.
Mehr noch: Im vergangenen Jahr ist die Bronzestatue aufwändig restauriert worden. Den Zuschlag bekam der Eisleber Restaurator Wolfgang Conrad, der die von Wetter und Schadstoffen stark angegriffene Bronzestatue wieder in Schuss brachte. "Das Denkmal war in einem schlimmen Zustand", erinnert sich Conrad. Und Ottomeyer ist froh über dessen Arbeit: "Ohne die Restaurierung wäre eine Präsentation wohl nicht möglich gewesen, jetzt sieht es wieder aus wie neu."
Wann der Lenin von Eisleben in Berlin zu sehen sein wird, steht noch nicht genau fest. Der genaue Termin entscheidet sich in den nächsten Wochen.