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Leichtathletik Leichtathletik: Bahn frei

Von Beate Lindner 17.06.2013, 07:30
Der ASV-Nachwuchs auf der neuen Kunststoffbahn im Friesenstadion: Kim Kraus (l.) und Tom Schlennstedt.
Der ASV-Nachwuchs auf der neuen Kunststoffbahn im Friesenstadion: Kim Kraus (l.) und Tom Schlennstedt. Beate Lindner Lizenz

Sangerhausen/MZ - Mit 14 Jahren hat Ekkehard Trocha im Sangerhäuser Friesenstadion seine erste Runde gedreht. Auf der Aschenbahn. Das war 1963. 50 Jahre später dreht der inzwischen 64-jährige Trocha wieder seine Runden im Stadion. Gemächlicher zwar als 50 Jahre zuvor, in etwas veränderter Mission, aber nicht weniger engagiert. Den gravierendsten Unterschied zu damals aber macht jene 400-Meter-Stadionrunde aus. Die Aschenbahn nämlich ist Geschichte. Jetzt gibt es im Friesenstadion eine moderne Tartanbahn, die am Sonnabend beim Südharz-Cup der Leichtathleten des Athletischen Sportvereins Sangerhausen (ASV) nun auch ihre Wettkampfpremiere bestand. „An solche Bedingungen war vor 50 Jahren noch nicht zu denken“, so Trocha, der beim Kreissportbund vor allem für die Nachwuchsarbeit verantwortlich ist.

Noch allerhand zu tun

Bevor die Sportler starteten, gab es die offizielle Einweihung, zu der neben Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) und Landrat Dirk Schatz (CDU), vielen Machern des Projektes Sportpark Friesenstadion auch etliche Sangerhäuser Stadträte kamen. „Wer hätte das gedacht“, fragte Poschmann in die Runde, wohl wissend, dass es im Stadion auch nach der Einweihung der „Kampfbahn Typ C mit umlaufender Asphaltbahn“, wie die Anlage wohl in allen möglichen Unterlagen, die es darüber gibt, heißt, noch allerhand zu tun gibt. Die Kosten für den sowohl für den Schul- als auch den Freizeit- und Vereinssport so wichtigen Bauabschnitt belaufen sich laut Oberbürgermeister auf 646 000 Euro, wobei das Land Sachsen-Anhalt dieses Projekt mit 347 000 Euro finanziell unterstützt hat. Der für die Stadt derzeit nicht zu erbringende Eigenanteil der Finanzierung in Höhe von 179 000 Euro floss aus dem Zukunftsfonds des Landkreises. Es gab Lottomittel, eine großzügige Spende der bauausführenden Firma und eine erfolgreiche Spendenaktion des Athletischen Sportvereins Sangerhausen (ASV). Insgesamt ist die Anlage rund 3 650 Quadratmetern groß. In der Weitsprunggrube wurden 15 Kubikmeter feinster Flusssand eingebaut. 1 100 Meter Borde mussten gesetzt, 850 Meter Drainage gelegt und 2 500 Quadratmeter Sportrasen angesät werden.

Während sich Bauherren, Sportfunktionäre und Kommunalpolitiker auf eine weniger sportliche, dafür informative Runde begaben, um genau zu schauen, was entstanden ist, startete dann der erste große Wettkampf nach dem Umbau des Friesenstadions. Mit einem straffen Zeitplan. Mehr als 1 000 Wettkampfmeldungen waren beim ASV schließlich für die achte Auflage des Südharz-Cups eingegangen. Sportler aus 21 Vereinen aus fünf Bundesländern standen in den Startlöchern, um teils hervorragende sportliche Leistungen zu vollbringen, wie sich im Laufe des Tages herausstellen sollte. So fielen sehr viele persönliche Rekorde, auch, aber keineswegs nur der Talente vom gastgebenden ASV.

Junge Talente

Der allererste Wettstreit aber auf der neuen roten Bahn war den Grundschülern der Region vorbehalten. Der Staffelwettbewerb der Grundschulen des Landkreises, dessen Premiere die Mädchen und Jungen der Sangerhäuser Goetheschule für sich entschieden, soll künftig zu einer festen Größe werden. Und wer weiß. Vielleicht kämpfen in absehbarer Zeit sogar Leichtathleten aus anderen Nationen um Siege im Friesenstadion. Mit diesem Vorschlag wartete Winfried Dreger von der deutschen Talenteförderung am Sonnabend auf, der sich von der neuen modernisierten Anlage begeistert zeigte. Dreger war am Sonnabend nicht zum ersten Mal bei einem Wettkampf des ASV auf Talentesuche. Vor noch nicht einmal zwei Jahren hatte er dafür eigens eine transportable Tartanbahn mit nach Sangerhausen ins Friesenstadion gebracht. Diesen logistischen Aufwand konnte er sich am Sonnabend sparen.

Dass zeitgleich mit dem Südharzcup am Sonnabend im Friesenstadion auch Fußball gespielt wurde, spricht für sich, spricht für das Projekt Sportpark, in dem neben den Fußballern und Keglern des VfB Sangerhausen, den Leichtathleten vom ASV mittlerweile noch andere Sportler heimisch geworden sind und dort trainieren. Mit der Skaterbahn, die im Zuge des Umbaus entstand, eröffnen sich noch weitere Nutzungsmöglichkeiten. Das sieht Ekkehard Trocha genau so. Auch wenn er selbst die Rolle des Machers in diesen Tagen abgibt. Mit ein paar Tagen Resturlaub steuert der gelernte Sportlehrer aus Schwenda, der beim Kreissportbund dem Kinder- und Jugendsport maßgeblich seinen Stempel aufgedrückt hat, direkt auf den Ruhestand zu. Aber was will das heißen bei einem Mann wie Trocha, der selbst erfolgreicher Leichtathlet war und nie aufgehört hat, den Sport zu leben? Ruhestand und Sport – das passt nicht. Schon gar nicht zu Ekkehard Trocha, der am Sonnabend bestimmt nicht zum letzten Mal bei einem Wettkampf die Regie in der Kampfrichtergilde führte.