Lebenshilfe Sangerhausen Lebenshilfe Sangerhausen: Mitgleider fahren gemeinsam in den Sommerurlaub

Sangerhausen - Selten herrscht bei der Sangerhäuser Lebenshilfe für Behinderte mehr Aufregung und größere Vorfreude: Der gemeinsame Sommerurlaub steht bevor. 20 Vereinsmitglieder und fünf Betreuer fahren am Sonnabend mit dem Bus für eine Woche nach Schneeberg in die Jugendherberge.
Urlaubsreisen gehören zur Tradition
Seit der Verein im Jahr 1990 gegründet worden ist, erzählt Chefin Renate Bergner, gehören gemeinsame Urlaubsreisen zur Tradition - und zu den schönsten Erlebnissen für die Mitglieder. Der Verein bietet nicht nur eine Woche Sommerurlaub an, sondern auch fünftägige Ausflüge im Frühjahr und Herbst. „Das machen wir schon von Anfang an so.“
Wo sie in den vergangenen Jahren überall gewesen sind, zeigen viele Fotos. Sie sind im Gruppenraum im Haus der Vereine im Darrweg zu sehen. Im Frühling ging es beispielsweise fünf Tage nach Auerbach. Im vorigen Sommer führte die Reise nach Bad Segeberg und zu „Winnetou“, der Besuch bei den Karl-May-Festspielen hat alle begeistert.
Und nun sind sie neugierig auf Schneeberg. „Am Sonnabend“, sagt die 60-jährige Adelheid Schachtschneider, „müssen wir um halb neun hier sein, und dann geht es los.“ Sie verreist jedes Jahr im Sommer mit der Lebenshilfe: „Es war immer schön. Ich freue mich drauf.“ Freitag geht es zu Hause in Wettelrode ans Kofferpacken, ihre Schwester wird sie wie immer dabei unterstützen.
Der 34-jährige Sven Dienemann aus Pölsfeld überlegt einen Moment. Dann sagt er, worauf er sich am meisten freut: mit der Gruppe baden zu gehen und aufs Wandern. „Das sind alles meine Freunde.“ Beim Kofferpacken würden ihm seine Eltern helfen, lacht er - und scheint doch erleichtert zu sein.
Vorfreude aufs Kofferpacken
Überhaupt, das bevorstehende Kofferpacken und die Angst, bloß nichts zu vergessen, beschäftigt die Vereinsmitglieder sehr, weiß Jens Claus aus Wallhausen. Er arbeitet seit fünf Jahren als Betreuer bei der Lebenshilfe in Sangerhausen, 30 Stunden wöchentlich. „Einige, die mitfahren, hätten am liebsten schon vor zwei Wochen ihre Koffer gepackt.“
Im Vorfeld der Reise haben sie alles Wichtige besprochen. Denn an zwei Nachmittagen in der Woche treffen sich jeweils rund 30 Vereinsmitglieder im Haus der Vereine. Beispielsweise ging es darum, dass sie die Zimmer am Urlaubsort immer ordentlich verlassen müssten. Oder, wie sie den Müll trennen und dass sie ihn selbst wegbringen. Natürlich hätten sie ausgiebig Pläne für die Freizeit geschmiedet. „Mal weg sein von zu Hause, mal selbst was unternehmen, viel Freiraum, das ist das Wichtigste für alle“, sagt Claus.
Eigene Unterkunft und keine harten Betten
Frederike Fels stammt aus Sebnitz und wohnt seit 2003 in Kleinleinungen. Trotz der allgemeinen Aufregung bleibt sie ziemlich gelassen: „Im Urlaub kann man mal die Seele baumeln lassen, was Schönes essen, was angucken, einkaufen. Und vielleicht bowlen oder kegeln gehen.“ Am wichtigsten sei aber eine geeignete Unterkunft, sagt die 55-Jährige, denn „Nadine und André müssen mit“, beide sind auf den Rollstuhl angewiesen. Robby Büdler, 47, knüpft an, als es um Unterkunft und Übernachten geht: „Hoffentlich sind die Betten nicht so hart, sonst tut mir doch der Rücken weh.“
Angesichts der Bedenken schmunzelt Jens Claus und weiß schon jetzt eines ganz genau: Nach dem Urlaub wird es viel zu erzählen geben, und an der Wand werden viele neue Fotos ihren Platz finden. Darauf ist er gespannt. „Die Arbeit mit den behinderten Menschen macht mir großen Spaß.“ Das sei eine sehr dankbare Aufgabe. „Die Menschen geben mir sehr viel zurück.“ (mz)