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Kita-Kinder treffen Prinzessin Kunstvermittlungsaktion in Allstedt - Was Rapunzel mit Müntzer zu tun hat

Eine Rapunzel-Aktion mit der Kita am Kreuzberg ist der Auftakt für die Kunstvermittlungsaktionen mit Rebecca Rauschhardt in Allstedt. Was ihre Balkon-Momente mit Müntzer zu tun haben.

Von Grit Pommer 25.08.2024, 14:00
Kunstprojekt mit den Jüngsten – nach der Rapunzel-Aktion nahmen die Kinder den Zopf mit in ihre Kita am Kreuzberg.
Kunstprojekt mit den Jüngsten – nach der Rapunzel-Aktion nahmen die Kinder den Zopf mit in ihre Kita am Kreuzberg. (Foto: Matthias Ritzmann)

Allstedt/MZ. - Leonie hat sich extra einen blumengeschmückten langen Zopf ans Haar gesteckt. Denn am Schloss wollen die Kinder die Prinzessin treffen, die sie schon aus dem Märchen kennen: Rapunzel. Tatsächlich schaut sie aus einem der oberen Fenster, als die Kinder den Burggraben entlanglaufen. Die Mädchen sind begeistert: Die echte Prinzessin sieht schöner aus als im Märchenfilm.

Künstlerische Ereignisse in Allstedt

Aber wo ist der Prinz? Haben sie ihn vielleicht auf dem Weg hierher irgendwo gesehen?, fragt Rapunzel. Große Ratlosigkeit. Nein, vom Prinzen keine Spur. Die Kinder überlegen. Wie können sie der Eingesperrten helfen? Die hat einen Tipp: Irgendwo muss ein Schlüssel sein, die Kinder könnten ihn ja suchen.

Diana Stein ließ als Rapunzel den langen Stroh-Zopf vom Turm herunter.
Diana Stein ließ als Rapunzel den langen Stroh-Zopf vom Turm herunter.
(Foto: Matthias Ritzmann)

Das tun sie – und haben den Schlüssel zum Turm im Handumdrehen gefunden. Als sie damit zum offenen Fenster zurückgeflitzt kommen, ist Rapunzel aber schon weg – nur der lange Strohzopf liegt im Schlossgraben. Wo kann sie nur hin sein?

Die Kinder haben eine Idee: Die Prinzessin hatte sie ja gefragt, wo es in Allstedt richtig schön ist. In ihrem Kindergarten, haben sie ihr gesagt. Vielleicht ist sie ja dort hin? „Schade, dass wir den Prinzen nicht gesehen haben“, meint Martha. Aber sonst? War es einfach toll.

Das findet auch Rebecca Rauschhardt. Die Künstlerin ist an dem Projekt beteiligt, das die Kunststiftung Sachsen-Anhalt im Rahmen des Müntzer-Gedenkens in Allstedt umsetzt. Ihr Part sind dabei so genannte Kunstvermittlungsaktionen – also Gelegenheiten, bei denen die Allstedter sich selbst auf künstlerische Ereignisse einlassen können.

Die Rapunzel-Aktion mit der mittleren Gruppe aus der Kita am Kreuzberg war jetzt der Auftakt für eine ganze Reihe solcher Ereignisse, die Rauschhardt für die kommenden Monate plant. Alle werden sich um das Thema Balkon ranken.

Was hat Rapunzel mit Müntzer zu tun?

Was hat das mit Müntzer zu tun? Rauschhardt nennt seine Fürstenpredigt, die er aller Wahrscheinlichkeit nach von einem leicht erhöhten Podest aus gehalten hat. Ansprachen von einer erhöhten Position aus – das werde immer wieder genutzt, um einer Machtposition oder einer Aussage mehr Gewicht zu verleihen, erklärt sie. Rauschhardt hat deshalb vor, Aktionen rund um verschiedene berühmte Balkon-Momente der Geschichte zu organisieren, die sich an die verschiedensten Altersgruppen richten.

So will sie beispielsweise Genschers historischen Auftritt auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag bei einer Aktion mit Schülern aufgreifen. Auch die Idee eines Flashmobs schwebt ihr im Hinterkopf – eine Aktion, bei der Menschen in Allstedt und seinen Partnerstädten Vrbové in der Slowakei und Vitkov in Tschechien spontan zur gleichen Zeit das Gleiche tun. Aufhänger soll in diesem Fall die Balkon-Rede von Vaclav Havel während der samtenen Revolution sein.

„Ich weiß nicht, ob die Allstedter da so mitmachen“, ist sie noch ein bisschen im Zweifel. Aber auch voller Hoffnung. Denn bei ihrer bisherigen Arbeit am Müntzer-Projekt hat sie festgestellt: „Es ist toll, wie offen die Leute hier sind und sich auf die Dinge einlassen.“ Das habe sie bei Aktionen in anderen Landstrichen bei Weitem nicht immer so erlebt.

Zopf aus Haferstroh

Für den Rapunzel-Einsatz am Schloss hatte Rauschhardt ihren Freundeskreis engagiert und Kontakte in die örtliche Landwirtschaft geknüpft. „Den Zopf haben wir aus Allstedter Haferstroh gebunden, das wir von Herrn Friedrich bekommen haben“, erzählt sie. In Rapunzels Rolle schlüpfte ihre Freundin Diana Stein, die in Halle selbst als Kindergärtnerin arbeitet.

Ihre Allstedter Kollegen waren jedenfalls ebenso begeistert. Bianca Wittenbecher, Richard Schmidt und Kita-Leiterin Claudia Plaul haben die Kinder aus der Bienen- und Eichhörnchengruppe aufs Schloss begleitet. Und hinterher allen anderen etwas mitgebracht: Der lange Strohzopf wurde an den Kreuzberg geliefert. „Den hängen wir bei uns gleich nochmal aus dem Fenster“, freute sich Plaul.