Kleidung von Oma und Schwester
BRÜCKEN/MZ. - An den beiden Pfingsttagen waren in Brücken nicht nur die Burschen - die sich für einen Tag zu grazilen Damen wandelten - in dem 600-Seelen-Ort zugange. Anlässlich des 25. Vereinsjubiläums der Pfingstburschen wurde zusätzlich mit einem zweiten großen Festumzug an die ältere Generation der Pfingstburschen erinnert. Männer, die vor zig Jahrzehnten schon durch den Ort zogen und sich noch vor der Vereinswiedergründung 1986 engagierten.
Mehrere Pferdekutschen beförderten so die "älteren" Burschen durch den Ort, musikalisch begleitet von der Schalmeienkapelle Martinsrieth.
"Ab 1973 verbot der damalige Bürgermeister den Umzug wegen Hausierens", erinnerte Pfingstbursche Nico Kreisel. Seit der Wiedergründung beteiligte sich der Verein am jährlichen Kinderfest, kaufte Pferde-Sprunghindernisse, Trikots für die Kegler, gab Geld für ein Klettergerüst für den Kindergarten und so weiter. Nichtsdestotrotz sammelte die junge Pfingstburschengeneration wieder tüchtig. "Nehmt die Handtaschen und sammelt alle", so der Tenor vom Vereinsvorsitzenden Dennis Gröbe.
Felix Stoklas hat sich mit dem Brauch, dass alle Burschen nur in Frauenkleidern umziehen, längst angefreundet. Einen Rock und eine Bluse von Oma hatte sich der 19-Jährige ausgesucht und fand: "Der Rock ist schön luftig. Das könnte man auch öfter tragen." Mit einem kurzen Sommerkleidchen und dazu noch einer roten Pippi-Langstrumpf-Perücke zog Christopher Höhne durch die Straßen. Er hatte sich extra dieses Kleid gekauft, während die Freundin Form und Sitz begutachtete. Auf einen BH hatte der Pfingstbursche jedoch verzichtet. Das war aber längst nicht bei allen der Fall, wie etwa bei Sebastian Krause. Raik Lässing griff nicht nur zu T-Shirt, Rock und blonder Perücke. Raiks Schwester Nicole hatte ihn geschminkt, was dem 22-Jährigen gar nicht so missfiel. "Das ist einfach Gewohnheitssache", bekannte er.
Im Hause Lässing wurde die Pfingstburschentradition sozusagen vererbt. Seit fünf Jahren beteiligt sich Raik am Umzug genauso eifrig wie beim Maibaumschlagen. "Mein Vater hat mich schon mit sechs Jahren zu beidem mitgenommen." Das hat bleibenden Eindruck hinterlassen - auch was seine Rolle im Umzug angeht. Wie schon Papa Frank - insgesamt 25 Jahre im Verein - von Jahr zu Jahr als Eiermuhme seine Runden drehte, führt der Sohn nun das Brauchtum als Eiermuhme fort. "Die blonde Perücke habe ich auch von meinem Vater übernommen. Diese trug er schon früher immer", erzählte er.
"Die sind ja wieder schön angeputzt", fand auch Kerstin Meister und wusste bei den schrillen Gestalten gar nicht, wo sie zuerst hinsehen sollte. Dieses Jahr hielten die Burschen extra auch einen großen Schubwagen voller Süßigkeiten für die kleinen Zaungäste bereit, die dem Aufgebot manchmal schon entgegengelaufen kamen. Etwas skeptisch, dass das doch keine richtigen Frauen seien, betrachtete die vierjährige Laura das Treiben der etwa 25 Umherziehenden. "Die Kostüme sind toll, aber die sollen sich wieder normal anziehen", bemerkte sie. Auch Oma Gilda Hage fand die Show "sehr originell".
Der Überschuss an Einnahmen werde in Absprache mit dem Bürgermeister Michael Peckruhn für soziale Zwecke eingesetzt, erklärte Gröbe.
"Das Geld könnte für den Sportverein und den Kindergarten verwendet werden", nannte Peckruhn einen Verwendungszweck.