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Kein blauer Dunst mehr beim Bier?

Von Anne Wollny und Kai Gauselmann 24.02.2005, 17:09

Hettstedt/MZ. - Die 17-jährige Schülerin Steffi Wilke hat zwar Verständnis für verärgerte Nichtraucher. "Ich kann die Nichtraucher da schon verstehen, wenn sie sich über den Qualm aufregen." Gegen ein striktes Rauchverbot ist die junge Frau aber trotzdem. "Schließlich rauche ich selbst. Genau wie die meisten meiner Freunde."

Für viele Gastwirte im Mansfelder Land ist die Frage eines Rauchverbots nahezu von existenzieller Bedeutung. Denn offenbar ist gerade unter den Gaststättenbesuchern der Anteil an Rauchern besonders hoch. "Wenn ich bei mir ein Rauchverbot einführen würde, säße ich bald alleine da", sagt Eggbert Düben, Wirt des "Goldenen Löwen" in Siebigerode. Selbst wenn er wollte - einen speziellen Bereich nur für Nichtraucher könne er in seiner Gaststätte gar nicht einführen. "Ich habe ja nur einen Gastraum." Eine Aufteilung hält aber Dirk Unbehau für eine gute Lösung. "Ich als Raucher möchte natürlich nicht auf meine Zigarette verzichten, wenn ich gemütlich mit meinen Freunden in der Kneipe sitze und ein Bier trinke. Am besten wäre es, wenn man Raucherecken oder Rauchfreizonen festlegen würde. Davon hätten beide Seiten etwas", sagt der 28-jährige Kraftfahrer.

"Richtig befürworten kann ich ein Verbot nicht", sagt die Hettstedter Ratskeller-Wirtin Angela Löwig. Eine solche Regelung würde auch bei ihr einen Gäste-Rückgang bedeuten. Baulich könnte sie ihre Gaststätte zwar prinzipiell in spezielle Bereiche aufteilen. "Aber wir haben hier viele Stammgäste mit ihren festen Plätzen." Da gäbe es sicher viel Unzufriedenheit, wenn sich die Gäste umsetzen müssten. Was sie sich vorstellen könnte, wäre eine Regelung aus DDR-Zeiten. "Ein Rauchverbot zur Mittagszeit, von 11 bis 14 Uhr, das würde vielleicht gehen", sagt Angela Löwig.

Harald Thurm von der "Bowlingbahn zur Scheune" in Osterhausen sieht gar keine Veranlassung für eine Änderung. "Zwei Drittel unserer Gäste sind Raucher. Ich bin selbst Nichtraucher. Wir haben aber eine gute Lüftung, die schalte ich ein, dann geht das auch."

Besonders kompromisslos ist Sinan Simo. Der junge Mann hält von einem Qualmverbot in Kneipen, Bars und Gaststätten gar nichts. "Da bin ich total gegen", sagt der 20-Jährige bestimmt. "Ich rauche wann und wo ich will." Da will er sich auch nicht von neuen gesetzlichen Regelungen oder ähnlichem abhalten lassen. Im Zweifelsfall würde er tun, was viele Wirte fürchten. "Und bevor ich raus gehe, um mir eine Zigarette anzustecken, verzichte ich lieber ganz auf den Kneipenbesuch."