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Kaffeehaus Siebenhüner Kaffeehaus Siebenhüner: Süße Tradition in Pölsfeld

Von Grit Pommer 03.11.2017, 16:00
Christiane und Thomas Fiebig mit Tochter Stefanie, die als Konditorin auch Trüffelpralinen anfertigt.
Christiane und Thomas Fiebig mit Tochter Stefanie, die als Konditorin auch Trüffelpralinen anfertigt. Maik Schumann

Pölsfeld - Frühmorgens um neun in Pölsfeld: Der Duft von frischem Gebäck hängt in dem Haus an der Hauptstraße. Die typische Mischung aus warm und süß, wie man sie nur dort antrifft, wo regelmäßig der große Backofen angeheizt wird. Familie Fiebig ist schon seit 3 Uhr auf den Beinen. Der Verkauf der Frühstücksbrötchen ist für heute so gut wie gelaufen. Aber auch die Kuchen und die Böden für die Torten, die im Kaffeehaus Siebenhüner auf der Karte stehen, werden in dem großen, fast 100 Jahre alten Steinofen gebacken.

Über den wacht Thomas Fiebig. Brote und Brötchen mit dem Schieber hineinbugsieren und herausholen, die schweren Kuchenbleche bewegen - schwere Männerarbeit. Fiebig ist eigentlich gelernter Zerspanungsfacharbeiter. Doch als er Christiane Moog aus der Kaffeehaus-Dynastie Siebenhüner in Pölsfeld heiratete, war klar: Er würde in den Familienbetrieb einsteigen. Fiebig schulte ins Bäckerhandwerk um und machte 1994 seinen Meisterbrief.

Am 1. Januar haben Fiebigs das Kaffee Siebenhüner an die fünfte Generation übergeben. Ihre Tochter Stefanie, gelernte Konditorin, ist jetzt die Inhaberin. Neben ihren Eltern wirbelt aber auch ihre Oma Helma Moog noch kräftig im Geschäft mit.

Tradition wird ganz groß geschrieben in dem Kaffeehaus, das noch immer den Namen Siebenhüner trägt - nach Bäckermeister Richard Siebenhüner, der 1904 in Pölsfeld die Bäckerei mit Kolonialwarenladen und kleiner Gaststube gegründet hat. Sein Sohn Walther Siebenhüner ist der Schöpfer der legendären „Ostseewelle“ - eine Kuchenschnitte mit Kirschen, Creme und Schokoladendecke, die wie eine Donauwelle gemacht ist. „Aber in der DDR gab’s für uns keine Donau - deshalb Ostsee“, erzählt Thomas Fiebig.

Die alten Rezepte für Stachelbeer-Baiser- und Quarkkuchen halten die vierte und fünfte Generation noch immer hoch. Aber sie gehen auch mit der Zeit und lassen sich zum Beispiel im Italienurlaub zu neuen Torten und Eissorten inspirieren.

Auch umgebaut wurde in den vergangenen Jahrzehnten. 1985 wurde der Gastraum aus dem Obergeschoss nach unten verlegt. 50 Plätze in zwei kleinen Räumen an großen Tischen - das funktionierte nach der Wende aber nicht mehr, erzählt Thomas Fiebig. Also wurde noch einmal angebaut. Vor sieben Jahren gingen die neuen Café-Räume in Betrieb, mit großen Glasfenstern wie in einem Wintergarten.

Christiane Fiebig kann sich noch gut an die DDR-Zeiten erinnern, als es schwierig war, an besondere Zutaten zu kommen. „Aber mein Opa hatte schon immer Beziehungen, der hat sie alle mit Kuchen bestochen“, erzählt sie. Einmal allerdings, da schlugen sie dem Bäckermeister vor, er solle statt des mangelnden Orangeats Möhrenraspel in die Stolle kneten. „‚Mädchen, stell dir das mal vor’, hat er zu mir gesagt und sich strikt geweigert.“

Der gute Ruf des Hauses blieb stets erhalten. Auch heute noch kommen Stammgäste bis aus Halle, um im Kaffeehaus Kuchen und Eis zu schlemmen. (mz)