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Jüngste Geschichte plastisch

Von Frank Schedwill 06.03.2006, 17:47

Sangerhausen/MZ. - "Ab und zu ist es wichtig, wieder ins Bewusstsein zu rücken, was die meisten von uns vor 15 Jahren bewegt hat", sagte Gerhard Ruden, der Landesbeauftragte für die Stasi-Akten. Genau das versucht die Ausstellung auf insgesamt 18 Schautafeln. Sie geben einen kleinen Einblick in den Bespitzelungsapparat der Staatssicherheit - von der Rekrutierung inoffizieller Mitarbeiter über die Vergabe von Decknamen bis hin zur flächendeckenden Kontrolle der Post.

Wie groß die Überwachung war, machen einige Zahlen aus dem Landkreis deutlich, die auch in der Ausstellung zu finden sind: 160 inoffizielle Mitarbeiter (IM) wurden von der Stasi-Kreisdienststelle in der Sangerhäuser Mogkstraße geführt. Dazu kamen 112 so genannte gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit. 32 konspirative Wohnungen, zum Beispiel in der Ulrichstraße 4, nutzte die Stasi im Wendejahr 1989 allein in der Stadt Sangerhausen für Treffen mit ihren IM.

Mit Interesse schaute sich auch Helmut Loth, der Vorsitzende des Sangerhäuser Geschichtsvereins, die Tafeln an. Der 54-Jährige - Mitte der 80er Jahre als Gemeindekirchenrat selbst ins Visier der Stasi geraten - gehörte am Montag zu den wenigen Besuchern der Ausstellungseröffnung. Nachdem es 1994 hieß, seine Akte sei vernichtet worden, konnte nun offenbar doch etwas gerettet werden. Loth hat deshalb im vergangenen Jahr einen neuen Antrag auf Einsicht gestellt.

"Generell ist das Interesse an dem Thema ungebrochen", sagte Uta Leichsenring, die Chefin der halleschen Außenstelle der Birthler-Behörde. Immerhin 3 581 Menschen hätten im vergangenen Jahr Akteneinsicht beantragt.

Anträge auf Einsicht in die Stasiakten können auch am kommenden Dienstag von 10 bis 15 Uhr beim Beratungstag des Landesbeauftragten in der Kreisverwaltung gestellt werden. Außerdem gibt es dort Informationen zur Wiedergutmachung von DDR-Unrecht. Wer dort einen Antrag stellen will, sollte seinen Personalausweis nicht vergessen.

Nach Anmeldung (Telefon: 0345 / 61 41 0) werden auch Führungen für Schüler ab Klasse 9 durch die Ausstellung angeboten. Die Schau ist bis 17. März zu den Sprechzeiten der Sangerhäuser Kreisverwaltung sehen.