Jugendeinrichtung in Sangerhausen Jugendeinrichtung in Sangerhausen: Steht der Club "Happy Go" vor dem Aus?

Sangerhausen - Befürchtungen gibt es schon länger, jetzt werden die Pläne konkret: Zum 31. Dezember dieses Jahres will die Stadtverwaltung den Jugendclub „Happy Go“ im Sangerhäuser Stadtteil „Am Rosarium“ (vormals Othal) dichtmachen. Darüber soll in der nächsten Stadtratsitzung am 25. August beraten und entschieden werden.
Die Stadtverwaltung begründet den Vorschlag mit der schlechten Finanzsituation, im Haushalt klafft ein Millionenloch. Die Kommunalaufsicht habe deshalb die Stadt aufgefordert, die sogenannten freiwilligen Aufgaben zu reduzieren. Außerdem sei eigentlich der Landkreis Mansfeld-Südharz für Aufgaben der Jugendhilfe zuständig, unter die auch die Jugendclubs fielen.
Bei Schließung würde Stadt bis zu 50.000 Euro pro Jahr einsparen
Wird der Club wirklich geschlossen, könnten nach Angaben der Stadt bis zu 50.000 Euro pro Jahr eingespart werden. Hinzu kämen Mehreinnahmen, wenn man die Räume des im Jahr 2002 neuerrichteten Gebäudes neu vermiete, heißt es in der Beschlussvorlage. Sie ist vom Fachbereich Bürgerservice erarbeitet worden.
Die Stadt plant außerdem, den Jugendclub in Oberröblingen zu schließen. Auch hierfür sind Kostengründe ausschlaggebend. Allerdings stellt sich die Situation in Oberröblingen anders dar als in Sangerhausen: Der Jugendclub in dem Ortsteil wird laut Stadt seit 2011 nicht mehr von Jugendlichen genutzt.
Grund hierfür sei der massive Vandalismus einzelner Jugendlicher gewesen. Außerdem habe es Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz gegeben. Die Wiedereröffnung sei dann an fehlendem Betreuungspersonal gescheitert. Das Objekt wurde aber weiter für die Jugendarbeit bereit gehalten.
Allerdings seien hohe Energiekosten aufgelaufen, um die Wasserleitung vor dem Einfrieren zu schützen. Seit 2014 insgesamt 8.000 Euro. Außerdem würden 6.000 bis 8.000 Euro benötigt, um das Gebäude an das öffentliche Abwassernetz anzuschließen. (fs)
Der Fachbereich verweist in dem Papier auch auf den Abriss von Wohnblöcken Am Rosarium. Damit seien die Einwohnerzahlen und auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen in dem Stadtteil zurückgegangen. Während 2002 noch 509 Kinder und Jugendliche dort wohnten, seien derzeit nur noch 233 gemeldet.
Es muss davon ausgegangen werden, dass sich diese Entwicklung fortsetze. Familien mit Kindern lebten hauptsächlich im Stadtteil Südwest, da es dort die meisten Drei- und Vier-Raum-Wohnungen gebe. Deshalb will die Stadt den dortigen Jugendclub „Buratino“ stärken, dazu sollen auch Personalressourcen des „Happy Go“ genutzt werden.
Trotz der geplanten Schließung des Clubs soll es „Am Rosarium“ weiter Angebote für Kinder und Jugendliche geben: So ist laut Stadt geplant, die Ökologiestation im Obergeschoss des Hauses zu erhalten.
Außerdem habe es Vorgespräche mit der Wohnungsbaugenossenschaft Sangerhausen gegeben, der das benachbarte Mieterzentrum „Mietz“ gehört. Dort seien punktuell Angebote für Kinder möglich, heißt es in dem Papier. Kinder und Jugendliche könnten aber auch den kirchlichen Jugendclub „TheO'door“ in der Riestedter Straße mitnutzen.
Bianca Ende, die Geschäftsführerin des Vereins „Mad House“, der das „Happy Go“ betreibt, zeigte sich schockiert von den Plänen: „Der Club ist ein wichtiger Anlaufpunkt im Wohngebiet, der Stadtteil ,Am Rosarium’ gehört noch immer zu den sozialen Brennpunkten in Sangerhausen.“ Deshalb sei der Jugendclub dort wichtig.
Täglich besuchen über 30 Kinder Jugendclub „Happy Go“
Nach ihren Worten wird das „Happy Go“ täglich von über 30 Kindern und Jugendlichen besucht, bei Veranstaltungen seien es deutlich mehr. Es gebe viele Projekte in Zusammenarbeit mit Eltern und Schulen. „Ich finde, es ist der völlig falsche Ansatz, wenn wir an der Jugendarbeit sparen.“ Auch die Bewohner des Stadtteils hatten bereits vor zwei Jahren deutlich gemacht, dass sie eine Schließung des Jugendclubs nicht kampflos hinnehmen werden.
Über 50 von ihnen demonstrierten im Stadtrat, als Gerüchte über das bevorstehende Aus aufkamen. „Nehmt uns unseren Club nicht weg“ und „Wo sollen wir dann hin“, hieß es auf den Plakaten, die Kinder und Eltern mitgebracht hatten.
Innerhalb weniger Tage sammelten sie weit über 750 Unterschriften für den Erhalt der Einrichtung. Klaus Peche, Fraktionschef der BIS, sagte damals: Der Jugendclub sei ein wichtiges Bindeglied in dem Wohngebiet. „Wir sollten nicht auf Kosten der Jugendlichen hier etwas minimieren.“ (mz)