Jubiläum Jubiläum: Vorreiter beim Brandschutz

ROTTLEBERODE/MZ - Mitten im Ort stand das alte Spritzenhaus, direkt an der Weggabelung von Dorf-, Haupt- und Bahnhofstraße an der Thyra. Genau dort, wo aktuell die Autofahrer an langen Rotzeiten einer Baustellenampel verzweifeln. 1997 mussten sich die Kameraden und Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehr von dem geschichtsträchtigen Gebäude verabschieden. Balken um Balken, Brett um Brett wurde zurückgebaut. An diese traurigeren, aber vor allem an die positiven Meilensteine der Rottleberöder Feuerwehrgeschichte erinnerten sich die Brandbekämpfer am Samstag zum Festtag anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Feuerwehr.
Keine Sorgen muss sich die Freiwillige Feuerwehr Rottleberode aktuell um den Nachwuchs machen. Jugendwart Saskia Hoffmann trainiert mit 17 Nachwuchsfeuerwehrleuten. Die Rottleberöder Kinder können sich bei den Wettbewerben gute Chancen ausrechnen. Am Sonntag traten sie gegen sie-ben Mannschaften aus dem Kreis an. „Wir hoffen auf den Heimvorteil“, scherzte Hoffmann.
Dazu kommen zehn Mitglieder aus der Jugend. 63 Mitglieder engagieren sich zurzeit in der Wehr, 33 davon als Aktive. Seit 1998 ist der 63-jährige Rüdiger Peter für die Wehrleitung zuständig. Enrico Moog ist Stellvertretender.
Festumzug, Platzkonzert, Kuchenbuffet und Kinderhüpfburg - die Rottleberöder hatten sich wahrlich was einfallen lassen zur großen Jubiläumsfeier. Zu Besuch waren die Wehren aus den umliegenden Orten gekommen, darunter die aus Schwenda, Bösenrode, Uftrungen, Stolberg, Bennungen und Stempeda.
Nagelneue Drehleiter
Die Kameraden aus Roßla hatten sogar ihr bestes Stück, die nagelneue Drehleiter, dabei. Eine Vorführung dieser Gerätschaft sollte es natürlich auch geben. Schließlich wird die Roßlaer Leiter auch in Rottleberode zum Einsatz kommen, falls die Flammen einmal aus den obersten Etagen schlagen sollten. Technik, die begeistert! Kein Vergleich zu den historischen Spritzenwagen, die noch von Pferdegespannen gezogen wurden. Die Kameraden aus Bösenrode hatten zum Umzug eine solche Handdruckspritze aus dem Jahr 1901 mitgebracht.
Am Abend nahm Wehrmitglied und Ortsbürgermeister Frank Hoffmann die interessierten Zuschauer mit auf eine geschichtliche Entdeckungstour. Wenn man bedenkt, dass erst vor 150 Jahren die ersten Freiwilligen Feuerwehren, noch vor den Berufsfeuerwehren, entstanden, kann Rottleberode mit zu den Vorreitern im Kampf gegen das Feuer gezählt werden. Seit 1889 besteht die Wehr im heutigen Südharzer Ortsteil. Hoffmann bedauerte: „Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges sind nur wenige Informationen überliefert“. Selbst die Liste der Wehrleiter liegt nur unvollständig vor.
Rückblick auf große Einsätze
Besonders spannend war der Rückblick auf einige große Einsätze aus vergangenen Zeiten wie der Kirchturmbrand 1927 infolge eines Blitzeinschlags. Laut Aufzeichnungen wurde zwar die elektrische Lichtanlage zerstört, aber wenigstens der an der Orgel übende Lehrer Meyerhofer blieb unverletzt. Auch in der näheren Vergangenheit gab es viel zu löschen, retten und bergen: Einmal brannte der Kohlebunker im Schlosspark der Regional, einige andere Male mussten verirrte Autofahrer und ihre Fahrzeuge wieder aus dem Flussbett der Thyra befreit werden.
Zur abendlichen Festveranstaltung war dann ein Einsatz Thema, der die Feuerwehrmänner 2013 bis in die Saalestadt Halle führte. Zwei Tage lang hatten neun Kameraden und Kameradinnen der Rottleberöder Wehr nahezu ohne Pause am Robert-Franz-Ring gegen die Fluten des Hochwassers gekämpft, um die Bevölkerung vor den Wassermassen zu schützen. Zum Jubiläumsfest bekamen die Helfer nun als besondere Ehrung eine Auszeichnung überreicht. Besonders erfreulich: Drei neue Kameraden konnten am Samstag feierlich in den aktiven Feuerwehrdienst aufgenommen werden. Zukünftig sorgen nun auch Annika Dittmar, Christian Kutscher und Matthias Hausherr mit für den Brandschutz im Südharz.

