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Josephskreuz Josephskreuz: Größtes eisernes Doppelkreuz der Welt feiert 120-jähriges Jubiläum

Von Heinz Noack 01.08.2016, 15:00
Das fast fertiggestellte Kreuz auf dem Auerberg
Das fast fertiggestellte Kreuz auf dem Auerberg Repro/Noack

Stolberg - Vor 120 Jahren, am Wochenende des 8. und 9. August 1896, wurde der „Kreuzturm auf der Josephshöhe“, dem heutigen Aussichtsturm „Josephskreuz“ auf dem Großen Auerberg bei Stolberg, feierlich eröffnet. Der Samstag blieb dem Harzklub und dem Stolberger Fürstenhaus sowie geladenen Gästen vorbehalten.

Für sie gab es im neu erbauten Auerberg-Gasthof ein Festessen, angerichtet durch den Wirt Maigatter. Voll des Lobes trat die Festgesellschaft am frühen Abend zu Fuß den Rückweg nach Stolberg in das „Hotel zum Kanzler“ an, wo es eine Fortsetzung gab.

Am Sonntagvormittag zogen die Stolberger und Gäste vom Marktplatz aus mit einer Kapelle auf der alten Poststraße in Richtung Auerberg. Das waren immerhin 4,5 Kilometer mit einem Höhenunterschied von 280 Metern. Auf der Kuppe erwartete sie ein einmaliges Bild: 38 Meter hoch erhob sich, grün gestrichen, das größte stählerne Doppelkreuz der Welt.

Viel Platz auf dem neuen Aussichtsturm

Mit 580,4 Metern über Normalhöhennull ist der Auerberg die höchste Erhebung im Landkreis Mansfeld-Südharz.

Im Jahr 1987 wurde der Turm für den Besucherverkehr gesperrt. Von 1988 bis 1990 und im zweiten Halbjahr 2003 fanden umfangreiche Sanierungen am Stahlskelett statt. Beide Male wurde der Turm vollständig entrostet, defekte Stahlteile ausgetauscht und neue Farbschichten aufgetragen. 1990 strahlte er in vistagrün und seit 2003 wieder im Originalfarbton meergrün.

Von der Plattform aus hat man eine sehr gute Fernsicht vom Brockengipfel bis zum Großen Inselsberg. Auf der Höhe befindet sich eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 3,50 Euro und für Kinder zwei Euro. (hno)

Einhundert Personen konnten gleichzeitig von der Galerie in 17 Metern Höhe und weitere 30 von der obersten Plattform aus, 35 Meter hoch, die Aussicht genießen. 195 Stufen musste man dafür bewältigen. Für die Harzklubmitglieder war der Aufstieg frei, die übrigen Besucher mussten zehn Pfennige bezahlen. Die Einweihungsrede des Harzklubs hielt der 1. Vorsitzende Albert Schneider, für das Fürstenhaus Stolberg sprach Kammerdirektor Fr. Bode. Junge Mädchen in regionaler Tracht standen Spalier, als Prinz Wolffgang zu Stolberg-Stolberg die offizielle Eröffnung vollzog. Der regierende Fürst Alfred war im Schloss geblieben.

Den Entwurf für den Aussichtsturm fertigte der Fürstliche Baurat Otto Beißwänger. Mit der Doppelkreuzform nahm er Bezug auf den Schinkelschen Vorgängerbau, mit der Ausführung in Stahlskelettbauweise orientierte er sich an dem 1887 bis 1889 errichteten Eiffelturm in Paris.

Start für die Planungen war bereits im Jahre 1894. Am 20. April 1896 wurde feierlich der Grundstein gelegt und bereits am 18. Juli das Richtfest gefeiert. Die einzelnen Stahlteile ließ Beißwänger in der Dampfkessel- und Gasometer-Fabrik Braunschweig AG, einem Spezialbetrieb für Brücken und Stahlkonstruktionen, vorfertigen.

123 Tonnen mit Pferdegespannen transportiert

Sie wurden mit Gespannen vom Bahnhof Rottleberode auf den Berg befördert. Das Gesamtgewicht betrug 123 Tonnen. Auf dem Auerberg wurden sie zusammengesetzt und vernietet. Die Schutzhalle am Fuß des Turmes bot Platz für 500 Personen. Laut Festschrift zur Einweihung waren die Treppen „sehr bequem“ und es sollte später sogar ein Fahrstuhl eingebaut werden.

Über den Eingängen auf der Nord- und Südseite wurden zwei Medaillons mit den Initialen AA (Alfred und Auguste) sowie JL (Joseph und Louise) angebracht. Dabei handelt es sich um die Vornamen der jeweiligen Regenten. Die West- und Ostseite ziert je ein Medaillon mit dem Siegel des Harzklubs und seinem Gründungsjahr.

Das größte eiserne Doppelkreuz der Welt wurde zum Touristenmagnet und zog im ersten Jahr bereits 25.000 Ausflügler an. Es hat bisher viele Stürme erlebt, Wetterunbilden und gesellschaftliche Umwälzungen. Ungebrochen blieb die Popularität als Aussichtsturm. Die Winter- und Waldfeste ziehen jedes Jahr viele hundert Besucher an. (mz)

Am 9. August 1896 wurde das Josephskreuz übergeben.
Am 9. August 1896 wurde das Josephskreuz übergeben.
Repor/Noack
Maler aus einem Sangerhäuser Betrieb verpasst dem Josephszkreuz 1990 einen ordentlichen Anstrich.
Maler aus einem Sangerhäuser Betrieb verpasst dem Josephszkreuz 1990 einen ordentlichen Anstrich.
Repro/Noack