Jahrestag des Grubenbrandes Jahrestag des Grubenbrandes: Drei Bergleute sterben in der Unglücksnacht
Niederröblingen/MZ. - Der Grubenbrand in der Schachtanlage "Bernard Koenen" in Niederröblingen entstand in der Nachtschicht vom 18. zum 19. Januar 1987. Der Winter 1987 machte der Energieversorgung in der DDR wie immer zu schaffen. "Schwarzschaltungen" waren üblich. Das heißt ganze Regionen wurden nicht mit Strom versorgt. Selbst Telefonnetze wurden teilweise stillgelegt. Grubenalarm wurde am 19. Januar genau 1.22 Uhr ausgelöst. Ohne Strom und Telefon war die Grubenwehr erst nach etwa einer Stunde über Tage einsatzbereit. Zeit verstrich - das ist ganz normal - auch durch die Seilfahrt und den Anmarsch per Personenzug und Zahnradbahn.
Als die Grubenwehr im Flügel 53 eintraf, war der Brand bereits aus der Querbandstrecke zwischen den Einschienenförderern 5 und 7, die unterhalb der 11. Sohle bauten (850 m unter Gelände), über den Abhieb bis in die 11. Sohle durchgeschlagen. Der Holzausbau in der 11. Sohle hatte sich entzündet.
Ursache des Brandes war menschliches Versagen. Kriminalisten ermittelten, dass Reparaturhandwerker den Kontrollmechanismus des Gummigurtbandes (Bandumlaufkontrolle) abgeschaltet hatten. Dieser Mechanismus verhinderte, dass der Antrieb weiterlief, wenn das Gummigurtband blockierte, damit das Band nicht heiß lief. Die Handwerker vergaßen aber, den Mechanismus nach der Reparatur wieder einzuschalten. Als es zu einer Blockade kam, schaltete das Band nicht ab und lief heiß. Es entstanden Temperaturen zwischen 1 000 und 1 200 Grad Celsius, so dass selbst das Schutzglas der stationären Beleuchtung schmolz. Diese hohen Temperaturen wurden auch drei Bergleuten zum Verhängnis, die den Fluchtweg direkt über den Bandberg und damit über die Brandstelle gewählt hatten. Ihre Selbstretter (Atemschutzgeräte) überstanden die Hitze nicht. Die sterblichen Überreste der Bergleute wurden am 22. und 23. Januar unter den Bergemassen gefunden. Weitere Bergleute, die sich bei Brandausbruch im Abwetterstrom der Brandstelle in der 11. und 12. Sohle befanden, zogen sich zum Schacht 2 in Nienstedt zurück und fuhren dort aus. Das Brandgebiet wurde nach dem Auffinden der Verunglückten weiträumig durch wetterdichte Dämme abgeriegelt.
Der Bernard-Koenen-Schacht 2 selbst war als ausziehender Schacht ohne Atemschutz nicht befahrbar, denn aus ihm traten die Brandgase in dichten Wolken aus. Die Bekämpfung der Havarie begann zunächst mit der Suche nach den drei vermissten Bergleuten unter. Zur Brandbekämpfung eingesetzt wurden unter schwierigen Bedingungen die nach und nach eintreffenden - insgesamt 97 - Grubenwehrleute der Schachtanlagen "Bernard Koenen" in Niederröblingen und "Thomas Müntzer" in Sangerhausen. Sie wurden direkt unterstützt durch den Grubenhilfsdienst (14 Mitglieder), die Ärzteschaft des Betriebsgesundheitswesens, die Betriebsfeuerwehren und viele Betriebsangehörige.
Insgesamt 261 Grubenwehrangehörige wurden eingesetzt. Das erforderte eine hohe Einsatzdisziplin und Koordination, denn es mussten bei der Länge der Havariebekämpfung oft ortsfremde Gruppen mit ortskundigen Führern oder notgedrungen sogar aus mehreren Wehren gemischte Gruppen eingesetzt werden. Die Havariebekämpfung dauerte bis zum 2. Februar 1987. Erst da war der Brandbereich hermetisch abgeschlossen. Das Brandfeld wurde nach mehrwöchiger Kontrolle der Wetterzusammensetzung und der Temperatur im Brandfeld am 3. April 1987 wieder eröffnet und der Schaden in Augenschein genommen. Es wurde entschieden, den Abbau nicht wieder aufzunehmen.