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Holzlagerplatz in Roßla Holzlagerplatz in Roßla: 120.000 Festmeter warten nach "Friederike" aufs Verarbeiten

Von Helga Koch 10.07.2018, 07:44
Aus der Vogelperspektive sieht man die Dimensionen des Holzlagers in Roßla.
Aus der Vogelperspektive sieht man die Dimensionen des Holzlagers in Roßla. Maik Schumann

Rossla - Wer den riesigen Holzlagerplatz in Roßla sieht, staunt: Während überall extreme Trockenheit herrscht und der Wasserverband Südharz seit Anfang Juni in weiten Teilen seines Bereichs strikte Sparmaßnahmen angeordnet hat, werden die meterhohen Stapel permanent mit Wasser berieselt.

Doch Holger Koth, Leiter des Landesforstbetriebs Süd, klärt auf: „Wir verwenden kein Trinkwasser.“ Stattdessen werde die Kiesgrube angezapft, um stündlich 50 Kubikmeter Wasser verrieseln zu können. „Es wird überm Holz fein vernebelt und in Gräben gesammelt, damit wir es wieder verwenden können, wie in einem Kreislauf“, erklärt der Forstexperte.

Das Holz, das in Roßla künstlich mit großem Aufwand nass gehalten und so auch vor einer Borkenkäfer-Invasion bewahrt wird, wurde nach dem Orkan „Friederike“ über Monate hinweg aus den Harzwäldern geborgen. „Wir haben es zuerst an den Käfer-Schwerpunkten abgefahren und nicht an Wanderwegen oder Naherholungsgebieten, wie es sich manche Leute gewünscht hätten“, erklärt Koth.

Was an Holz noch im Wald liegt, sei auf Länge geschnitten, abfuhrbereit gestapelt und mit Gift gegen die Käfer behandelt worden. Wo das naturschutzrechtlich unmöglich war, wurde es zuerst abgeholt.

In Roßla befindet sich eins der fünf Nasslager, die der Landesforstbetrieb in der Region unterhält, drei davon sind im Landkreis. 50.000 Festmeter liegen in Roßla. Das entspricht ebenso vielen Kubikmetern, nur ohne Zwischenräume. „Das Lager in Roßla ist voll“, sagt Koth. Im Rottleberöder Gewerbegebiet lagern 35.000 Festmeter, das Lager ist voll. Hinzu kommen 5.000 Festmeter im Stolberger Thyratal, wo für 30.000 Festmeter Platz ist. Sowohl in Rottleberode als auch in Stolberg nutzt der Forstbetrieb Wasser aus Tiefbrunnen, in Rottleberode soll ein weiterer gebohrt werden. „Die beiden Brunnen“, sagt Heike Müller vom Wasserverband, „nutzen wir schon länger nicht mehr.“

Warten, bis der Verkauf einen guten Preis verspricht

Wie Koth erklärt, stimme sich der Forstbetrieb mit der Unteren Wasserbehörde beim Kreis, dem Zweckverband und den beteiligten Firmen wie dem Kieswerk Müller oder Knauf ab. Wie viel Wasser man entnehmen dürfe, sei beschränkt. „Wir haben großes Verständnis für unsere Probleme bei der Kommunalpolitik und den Firmen gefunden.“ Und bei den Anwohnern, sagt Koth, denn sie müssten die vielen Lkw-Fahrten zusätzlich zum üblichen Schwerlastverkehr verkraften.

Über 200.000 Festmeter Holz hat der Landesforstbetrieb Süd bereits verkauft. 200.000 Festmeter will er einlagern. Die verarbeitenden Firmen seien voll ausgelastet, keine Transportkapazität vorhanden, der Preis im Keller: „Wir werden das Holz mindestens so lange einzulagern versuchen, bis wir es zu einem guten Preis wieder verkaufen können.“ Koth nennt Zahlen: Vorm Sturm Friederike wurden über 90 Euro je Festmeter gezahlt, jetzt 60. Es dafür zu verkaufen, lohne nicht mehr. „Teils werden sogar nur 50 Euro je Festmeter geboten.“

Frühestens im Herbst 2019, schätzt der Fachmann, könnte der Preis wieder steigen. So sei es nach dem Sturm „Kyrill“ gewesen, Anfang 2007. Anderthalb, zwei Jahre habe es gedauert, das Holz zu verarbeiten, in anderen Bundesländern sogar drei bis vier. Holz über längere Zeit zu lagern, sei kein Problem.

Halte man es nass, versichert Koth, „bleibt die Qualität so gut wie bei frischem Holz“. Allerdings koste das zusätzlich zehn bis 20 Euro je Festmeter. Der Sturm „Friederike“ sei für die Natur und die Waldbesitzer eine Katastrophe gewesen. „Wir versuchen, mit einem blauen Auge rauszukommen. Aber ein blaues Auge wird’s geben.“ (mz)