Hobby-Zeichner Hobby-Zeichner: Kleinen Eisbär mit zum Leben erweckt
Eisleben/MZ. - Einer der Zeichner, die an dem Film mitgewirkt haben, ist in Eisleben zu Hause: Steffen Schneider (29). Der junge Mann hat sich vor einiger Zeit auf gut Glück bei dem an der Produktion beteiligten Trickfilmstudio in Halle beworben, wurde eingeladen und muss dabei mit seiner Zeichenmappe einen guten Eindruck hinterlassen haben. Denn die Hallenser deuteten an, dass sie daran dächten, ihn für die Hintergrundmalerei des Films einzusetzen. Doch bald stellte sich heraus, dass dem Eisleber die Figurenzeichnungen mehr liegen. So kam er zu einem Auftrag, der ihn ein halbes Jahr in Anspruch nehmen sollte.
Letztlich hatte er etwa 5 000 Zeichnungen anzufertigen unter nicht geringem Termindruck. "Unter Druck kann ich am besten arbeiten", verriet er und bekannte: "Wenn kein Druck da ist, schleift es ein bisschen." So entstanden zwei Minuten Film, die sein Leben insofern veränderten, weil sie ihm das
Tor zu einem europaweit ausgeschriebenen Kurs über Computeranimation öffneten. Jedenfalls glaubt Schneider, dass seine Mitarbeit am "Kleinen Eisbär" wohl den Ausschlag dafür gegeben hat, dass er mit dabei sein durfte, angeleitet von Leuten, die in Disney-Studios tätig sind. Das hat ihm einiges gegeben, was für die Weiterarbeit am Eisbären von Nutzen sein kann. Denn der Westdeutsche Rundfunk produziert jetzt eine Serie über das niedlich Pelztier. Entwürfe dafür hat Schneider schon gemacht.
Vor Jahren hätte er sich dergleichen Tätigkeit nicht träumen lassen. Er hatte zwar in der Hans-Seidel-Schule, der heutigen Grundschule am Schloßplatz, mit Winfried Henneke einen Kunsterzieher, der ihm sowohl im Unterrricht als auch im Förderzirkel einiges mit auf den Weg gegeben hat, aber ans professionelle Zeichnen wagte der schmächtige Junge seinerzeit nicht zu denken. Vielmehr wurde das Trainingszentrum Ringen auf ihn aufmerksam, weil er so klein und leicht war. "Die standen eines Tages vor der Tür und haben mich regelrecht einkassiert", meint Schneider, dem das Training dann großen Spaß machte. Jedenfalls denkt er gern daran zurück, auch daran, dass er einmal bei den Männern in der Oberligamannschaft als Ersatzmann auf die Matte musste.
Seine weitere Entwicklung nach der Schule verlief unspektakulär. Im Bau- und Montagekombinat Chemie hat er Tischler gelernt und während der Ausbildung die Wende erlebt. Unmittelbar nach der deutschen Einheit bekam schließlich zu erfahren, dass seine bestandene Abschlussprüfung nun nicht mehr zählt. Er müsse noch ein Jahr lernen, hieß es.
Doch dann war er endlich Tischlergeselle und versuchte sich nebenbei als Zeichner. Eines Tages bot er dem "Wochenspiegel" eine Karikatur an, die wurde veröffentlicht, was Schneider zum Weitermachen ermutigte. Nach und nach stellten sich kleine Aufträge ein, bis ihm ein Nordhäuser Kulturmagazin eine Doppelseite zur regelmäßigen Gestaltung anbot. Alles nebenberuflich, denn sein Brot verdiente er weiter als Tischler in Hedersleben.
"Aber dann kam die Verführung", sagt er rückschauend. Er begann sich für Kataloge zu interessieren, für Arbeiten amerikanischer Illustratoren. Dabei stellte er fest, dass diese Zeichner allesamt irgendwann in einer Werbeagentur angefangen hatten. Jetzt wusste er, wohin er wollte: In die Werbung.
Just in dieser Zeit öffnete in Sangerhausen eine neue Werbeagentur. Schneider sprach vor, zeigte seine Entwürfe und erhielt einen Auftrag: Die Gestaltung des Sangerhäuser Weihnachtsmarktes. Jetzt nahm er sich vor, Grafikdesign zu studieren. Doch seine Bewerbung an der Burg Giebichenstein geriet zum Fiasko. Mit der Bescheinigung, nicht das geringste künstlerische Talent zu besitzen, konnte er wieder gehen. Nachdem aus Stuttgart ebenfalls abschlägiger Bescheid kam, hatte sich für ihn das Thema Studium erledigt. Stattdessen absolvierte er eine dreijährige Ausbildung zum Werbekaufmann, leistete Zivildienst im Eisleber Krankenhaus und wollte versuchen, freischaffend zu arbeiten.