Helios-Klinik Helios-Klinik: Hebammen haben im Krankenhaus einen hohen Stellenwert

Sangerhausen - Elena Bautz erwartet ihr erstes Kind. Sie sitzt mit zwei Messfühlern am runden Babybauch auf einem Stuhl im Kreißsaal am Wehenschreiber. Die medizinische Apparatur zeichnet die Herztöne des Ungeborenen und die Wehentätigkeit auf. Noch kann die junge Frau ganz gelassen mit Hebamme Sandra Schumann schwatzen und Scherze machen.
Bald wird sich das ändern, wenn die Wehen heftiger und die Schmerzen größer werden. Gerade dann werden aber Sandra Schumann oder eine ihrer Hebammenkolleginnen an ihrer Seite sein, um ihr dabei zu helfen, die richtige Atemtechnik anzuwenden und im entscheidenden Moment zu pressen, so dass das Baby gesund und munter auf die Welt kommt.
In der Helios-Klinik Sangerhausen gibt es zehn fest angestellte Hebammen
Sandra Schumann ist eine von zehn fest angestellten Hebammen der Sangerhäuser Helios-Klinik. 750 Babys pro Jahr erblicken in Sangerhausen das Licht der Welt. „Das sind statistisch gesehen zwei pro Tag“, sagt Thoralf Amse, Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Sangerhäuser Helios-Klinik.
Wenn sich denn die Babys immer so an den Plan halten würden, ließe sich die 1:1-Betreuung, die die Sangerhäuser Klinik anstrebe, immer umsetzen. Sprich, für jede Geburt soll auch eine Hebamme da sein. Erst vor kurzem wurden jedoch neun Mädchen und Jungen an einem Tag geboren.
Amse sieht das als eine Herausforderung und das Team bestehend aus Ärzten und Hebammen für so versiert und motiviert, dass das zu schaffen sei. „Wir wollen schließlich den Frauen, die zu uns kommen, um bei uns ihr Kind zur Welt zu bringen, solche Bedingungen schaffen, dass sie sich wohlfühlen“, so Amse. Das funktioniere über wohnraumähnliche Atmosphäre in den Kreißsälen, aber auch mit einem Team, dem es selbst gut geht und das weiß, was es kann.
In der Helios-Klinik Sangerhausen haben die Hebammen einen hohen Stellenwert
Die Hebammen haben Amses Meinung nach, eine sehr wichtige Rolle. „Die kriegen das auch alleine hin“, sagt er. „Der Arzt greift nur ein, wenn es unbedingt medizinisch erforderlich. Bei einem Kaiserschnitt zum Beispiel.“
Um das Team zu motivieren, findet Amse, müssen zu lange Arbeitszeiten vermieden werden. Er spricht von Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was auch für eine Hebamme machbar sein muss. Nur so sei das Team schließlich motiviert, findet der Chefarzt und sagt, dass man die Hebammen in der Klinik mit Samthandschuhen anfassen müsse. Damit meinte er nicht, dass die Frauen etwa keine Kritik vertragen, sondern dass sie für die Klinik einen besonders hohen Stellenwert haben und man sie dringend benötige.
In der Geburtsklinik in Weißenfels kündigten kürzlich sieben Beleghebammen
Das bekam kürzlich die Geburtsklinik in Weißenfels schmerzhaft zu spüren, wo sieben Beleghebammen auf einmal kündigten und zum größten Teil in die Klinik in Merseburg wechselten. Nun scheint die Weißenfelser Geburtenstation vor dem Aus zu stehen, wenn nicht rechtzeitig neues Personal gefunden wird.
Und das sei gar nicht so einfach, weiß Amse aus Erfahrung. Es gebe nämlich gar nicht so viele Hebammen. Gerade Beleghebammen zu finden, die dann auch in eine Klinik gehen und nicht nur die Geburtsvorbereitung und die Nachbetreuung übernehmen, sei schwierig.
In Sangerhausen gebe es nur eine einzige Beleghebamme, die jedoch ebenfalls das Rentenalter erreicht habe. Dabei beteilige sich die Sangerhäuser Klinik an den hohen Versicherungskosten der Beleghebammen. Die erreichen hohe vierstellige Beträge, die eine Beleghebamme erst einmal erwirtschaften muss.
Sangerhäuser Helios-Klinik kümmert sich um Berufsnachwuchs und bildet Hebammen aus
Die Sangerhäuser Klinik will nun auch selbst dafür sorgen, dass es Berufsnachwuchs gibt. Eine Pflegerin hat jetzt ihre Ausbildung zur Hebamme begonnen, freut sich Amse und hofft, dass die junge Frau der Klinik auch nach dem Ausbildungsende in drei Jahren treubleibt. Und auch im nächsten und übernächsten Jahre werde man wieder je eine Hebammenschülerin einstellen, kündigte der Chefarzt an.
Nur so bleibe die Altersmischung im Team gesund und die erfahrenen Kolleginnen können die Neulinge unterstützen und umgekehrt die Neulinge auch frische Ideen mit ins Team einbringen. Gleichzeitig warb er auch dafür, dass sich Hebammen jederzeit in der Klinik bewerben können. Schließlich gehen jetzt zwei Kolleginnen in den Ruhestand. Amse: „Es wird dann sicher häufiger zu Bereitschaftsdiensten kommen.“ (mz)