Hausbesuchsdienste Hausbesuchsdienste: Arztroman mal ganz anders
Sangerhausen/MZ. - Also rief die 29-Jährige aus Sangerhausen am Samstag kurz nach 17 Uhr den Notdienst an. Der kam dann auch. "Allerdings nicht um Lukas zu untersuchen, sondern um mich zu beschimpfen", so Frau Wetzorkes Schlussfolgerungen. "Sie können mir schon glauben, dass ich den Arzt nicht aus lauter Langeweile gerufen habe, sondern weil ich mir ernsthafte Sorgen um meinen Sohn gemacht habe", ergänzt sie im Gespräch mit der MZ. Offensichtlich aber sah das der diensthabende Arzt, Dr. Ralph Spitzbarth, etwas anders. Nach Angaben von Frau Wetzorke habe Spitzbarth immer wieder gesagt, sie solle "sich nicht bescheißen". Kinder hätten nun mal Fieber.
Bei dieser grundsätzlichen Meinung bleibt Spitzbarth auch gegenüber der MZ. Und: "Der Hausbesuchsdienst wächst uns über den Kopf. Ich war am Sonnabend 33 Mal draußen." Zum "Fall Wetzorke" bemerkte er: "Als ich dort ankam, schien mir das Kind fit." Deshalb habe er auch das Fieber nicht nachgemessen. Seine grundsätzliche Kritik am krankhaften Gesundheitssystem der Bundesrepublik ergänzte Spitzbarth mit seiner ganz persönlichen These: "Die Schwelle, einen Arzt zu bestellen, ist niedriger als eine Pizza zu bestellen. Weil: Die Pizza müssen die Leute bezahlen."
Übrigens: Frau Wetzorke hat, nachdem der Arzt am Samstagabend letztendlich unverrichteter Dinge gegangen ist, noch eine Menge versucht, um das Fieber ihres Sohnes zu senken: Sie holte sich eine befreundete Krankenschwester, machte Wadenwickel. Das half alles nicht, am Sonntagmorgen war das Fieber bei Lukas auf 41 Grad Celsius gestiegen. In der Notfallaufnahme des Krankenhauses konnte dem Kleinen dann geholfen werden.