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Handwerk Handwerk: Fliesenleger Andreas Francke plädiert für Rückkehr zur Meisterpflicht

Von Joel Stubert 18.08.2018, 11:00
Andreas Francke in seinem Büro
Andreas Francke in seinem Büro Maik Schumann

Sangerhausen - Wenn man Andreas Francke zuhört, merkt man sofort, für was sein Herz schlägt. Der 56-Jährige ist Fliesenlegermeister. Vor 21 Jahren hat er in Sangerhausen einen Betrieb gegründet, seither hält er für die eigene Firma die Knochen hin. Dass er bereits 1997 seinen Meister gemacht hat, darauf legt er wert. „Heute kann sich jeder Fliesenleger nennen“, sagt er. „Dementsprechend ist auch die Qualität.“

Seit 2004 ist das so, damals schaffte die rot-grüne Bundesregierung die sogenannte Meisterpflicht im Fliesenlegerhandwerk ab. „Danach haben sich viele Ich-AGs gegründet“, sagt Francke. Das sei dann zwar hier und da preiswerter für die Kunden gewesen, aber die neu gegründeten Firmen seien schnell wieder pleite gegangen.

Fliesenlegerbetrieb zu führen, ist nicht so einfach, wie es aussieht

„Da fehlte es an Fachwissen und Buchführung. Es ist nicht so einfach, wie es aussieht, nicht jeder kann einen Fliesenlegerbetrieb führen.“ Dass die aktuelle Bundesregierung nun diskutiert, die Meisterpflicht wieder einzuführen, begrüßt Francke ausdrücklich. Man müsse schauen, dass man die deutsche Handwerksqualität bewahren könne, meint er. „Mittlerweile sind die Leute auch dafür sensibilisiert.“

Francke ist auch noch zertifizierter Bodensachverständiger, weiß also, wie eine gründliche Arbeit auch abseits des Fliesenlegens auszusehen hat. „Mit der Meisterpflicht wird auch wieder ein fairer Wettbewerb geschaffen“, sagt er. Denn in vielen kleineren Ich-AGs müsste beispielsweise kein Beitrag für die Bauberufsgenossenschaft gezahlt werden. Zudem hat die fehlende Meisterpflicht zur Folge, dass es zwar mehr Betriebe gibt, die aber nicht ausbilden.

Keine Meisterpflicht: Mehr kleine Betriebe, die aber nicht ausbilden

Laut Handwerkskammer Halle wird dies eben gerade auch im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk deutlich. Während es 2002 im Kammerbezirk 182 Betriebe gegeben habe, seien es heute 1.284. Die Zahl der Lehrlinge sei dagegen in dieser Zeit von 96 auf acht gesunken. Zudem hätten die Betriebe neben dem Inhaber im Durchschnitt nur noch einen weiteren Mitarbeiter, so die Handwerkskammer.

Vor der Abschaffung der Meisterpflicht seien es noch etwa zehn Beschäftigte pro Betrieb gewesen. „Es gab zwar einen enormen Anstieg an neuen Unternehmen, jedoch mit einer geringeren Beschäftigtenzahl“, so Kammer-Präsident Thomas Keindorf. Nicht nur die Handwerkskammern fordern deshalb die Wiedereinführung der Meisterpflicht.

Fliesenleger brauchen Geschick und müssen gut rechnen können

Andreas Franke weiß genau, worauf es bei seinem Beruf ankommt. „Neben dem handwerklichen Geschick braucht man zum Beispiel auch gutes räumliches Sehen und muss gut rechnen können“, sagt er. Über das Klischee, Handwerker seien schlecht in der Schule gewesen, könne er ohnehin nur müde lächeln. „Aber wir finden keine Ausbildenden mehr“, sagt er. Da sei die Politik gefragt.

„Akademische Laufbahnen und solche im Handwerk müssen endlich auf Augenhöhe behandelt werden.“ Würden sich noch mehr junge Leute für seinen Beruf interessieren, Andreas Francke würde das mit Sicherheit freuen. „Ich mag die Kreativität in meinem Beruf“, sagt er. Man sehe leere Bäder und dann gestalte man sie nach den vorgegebenen Parametern wie Preis und Geschmack.

„Man sieht, was man gemacht hat.“ Und man hat auch Raum für Neuentwicklungen. Mittlerweile seien die Fliesen hochwertiger geworden, sagt er. „Früher waren die Fugen vier Millimeter breit, jetzt sind es nur noch zwei - jetzt müssen wir noch präziser arbeiten.“ Und das gehe nur mit fundierter Ausbildung, sagt er. „Deswegen brauchen wir die Meisterpflicht zurück, keine Frage.“ (mz)