Größtes Bodenbild Europas Größtes Bodenbild Europas: Weizenacker birgt blühendes Geheimnis
Kyffhäuser/Tilleda/MZ. - "Wo ist der Mohn?" fragen sich Jürgen Niederhäuser und Heinzz Flottran. Der Landwirt und der Künstler knien hinter der Drillmaschine auf dem Boden und suchen die Ackerkrume nach dem Saatgut ab. Ein Viertel Gramm Klatschmohn pro Quadratmeter wurde dem Landwirt empfohlen. Deshalb sieht es gar nicht soviel aus im Bunker der Drillmaschine, und mühsam ist die Suche nach den Körnchen. Aber da entdecken sie die Körner des Backmohns und sind beruhigt. Die Maschine funktioniert. "Acht Jahre war die Sämaschine eingemottet", sagt Jürgen Niederhäuser, ehe er sie für ihren besonderen Einsatz am Samstagmorgen vorbereitet hatte. Sie wird zur Herstellung des größten Bodenbildes Europas gebraucht.
Wie im vorigen Jahr entsteht es am Fuße des Kyffhäusers, auf einem Feld zwischen Kelbra und Tilleda. Diesmal ist es Pegasus, das geflügelte Pferd der griechischen Sage. Schon gegen acht Uhr beginnen die Geometer Matthias Holfeld, Jens-Peter Schulz und Mario Kügler mit dem Einmessen der Hauptpunkte. Dazu setzen sie im Feld einen Nullpunkt, um von da aus die Figur zu entwickeln. Für den Laien, der vom Feldrand aus zusieht, ist es kaum fassbar, dass sich die drei Männer nach einem bestimmten Prinzip bewegen. "Der Entwurf wurde im ,Auto CAD'' nachgezeichnet, so dass die Figur aus vielen Linien besteht, die jede einen Anfangs- und Endpunkt haben. Außerdem wurdedie Figur maßstäblich an den Feldumriss angepasst, der vorher vermessen wurde", erklärt Matthias Holfeld vom beauftragten Ingenieurbüro aus Weimar die Vorgehensweise. Mit einem Tachymeter werden die aus den Punktnummern festgesetzten Koordinaten auf dem Feld "abgesteckt". 430 Messpunkte werden benötigt um Pegasus darzustellen.
Es ist noch nicht Mittag, da stehen die Hauptpunkte fest, und Matthias Holfeld meint, dass der Landwirt schon kommen könnte, um mit seiner Arbeit zu beginnen. Jürgen Niederhäuser hat keine "Probefahrt". Er fährt an einen angezeigten Punkt im Feld, lässt die Drillmaschine herunter und los geht''s. Während er Stück für Stück den Vermessern folgt, staunt eine Radioreporterin des mdr, dass sie sich hier, mitten auf dem Feld am Ansatz eines Flügels befindet. Der Landvermesser und der Landwirt arbeiten konzentriert. Im Gegensatz zum Vorjahr, als sie den "Raub der Europa", das Mädchen auf dem Stier reitend, in den Boden pflügten, sehen sie keine Linie. Diesmal ist es schwieriger, denn die Früchte ihrer Arbeit sehen der Künstler und alle Beteiligten erst, wenn der Mohn gewachsen ist und im reifenden Weizenfeld blüht.
"Das nach Richtung Osten steigende Pferd hat die Maße 550 mal 420 Meter. Die Länge der Bodenbild-Kontur beträgt 4 940 Meter", sagt Heinzz Flottran und zeigt den Entwurf des Bildes. Für die aufmerksamen Besucher des Kyffhäuserdenkmals waren die Konturen des Kopfes und der Flügel bereits am Samstag sichtbar. Durch die Fahrspur des kleinen Traktors und der Maschine, waren die Weizenhalme umgeknickt. "Die richten sich aber in wenigen Tagen wieder auf", sagt Niederhäuser. Dann wird Pegasus erst grün in grün erscheinen, wenn die Mohnpflanzen im Feld wachsen. Der Höhepunkt der Bildpräsentation wird sein, wenn der Mohn blüht und Pegasus sich rot im grünen Weizenfeld zeigt. Später verwandelt er sich noch einmal in ein grünes Pferd im ockerfarbenen Feld, wenn der abgeblühte Mohn im reifen Weizen steht.
Auftraggeber für das Kunstwerk sind der Tourismusverband Kyffhäuser und das Landratsamt des Kyffhäuserkreises. Zu den Kyffhäuser-Sommertagen 2002 soll das Bodenbild dieses Jahr wieder viele Besucher auf das Kyffhäuserdenkmal locken. Der Künstler Heinzz Flottran hatte drei vor Ort umsetzbare Entwürfe eingereicht, woraus Pegasus ausgewählt wurde.
Informationen im Internet: www.bodenbild.de.vu