Gebühren Gebühren: GEZ-Fahnder üben Druck aus
Lüttchendorf/MZ. - Wenn Ulla S. (Name von der Redaktion geändert) das Hoftor schließt, dreht sie schnell den Schlüssel rum. Während früher das große Tor tagsüber nur eingeklinkt war, wird jetzt immer abgeschlossen. Die Seniorin fühlt sich belästigt, ja schon nahezu bedroht - von Gebühreneintreibern des Rundfunks.
Seit zwei Wochen ist ein Rundfunkgebühren-Beauftragter des MDR in Lüttchendorf unterwegs, um Schwarzseher und Schwarzhörer aufzuspüren. Das gehört zu den Aktionswochen, die die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) in Köln angekündigt hat. "Wir machen auch Hausbesuche", heißt es im Internet. "Dagegen ist ja nichts einzuwenden", meint Ulla S. Doch die Art und Weise, wie sich der Mann Zutritt zu Grundstücken und Wohnungen verschafft sowie die Leute unter Druck setzt, lässt bei der Seniorin den Atem stocken. "Ich sollte einen Vertrag unterschreiben, dass meine Kinder einen Fernseher haben, für den sie keine Gebühren bezahlen. Die Kinder sind doch aber längst aus dem Haus", sagt sie. Auch ein Nachbar habe den Mann aus dem Haus verwiesen, als er sich während eines Telefongesprächs bereits in Geschäftsräumen "intensiv umgesehen" habe.
In einem anderen Fall wollte der Gebühren-Beauftragte eine Unterschrift von den Eltern eines Bundeswehrsoldaten erzwingen. Da der Soldat erst in einigen Wochen wieder nach Hause kommt, sollten die Eltern für eine Gebührenschuld unterschreiben. Sonst würden sie sich strafbar machen. Zudem verlangte der Fahnder, der nach eigenen Angaben das Recht habe, die Wohnungen ohne Anmeldung zu betreten, die Kennzeichen der Fahrzeuge. Ein Vorgehen, das Ina Beckers aus ihren Sprechstunden in der Verbraucherzentrale in Eisleben gut kennt. Seit etwa zwei Monaten gibt es immer wieder Anfragen", so Beckers. Immer wieder berichten Leute über das sehr forsche Auftreten der Gebührenfahnder.
Viele hätten Unterschriften geleistet, weil sie unter Druck gesetzt wurden. "Ihnen rate ich, der GEZ kund zu tun, dass sie die Unterschrift unter Druck geleistet haben und damit kein Anerkenntnis unterschrieben haben."
Es sei sehr offensichtlich, dass für die Ermittlung von Schwarzsehern ein Kopfgeld gezahlt werde. Die Methoden ähneln den von Drückerkolonnen, die Abos für Zeitschriften verkaufen. Und die sollte man vor dem Haus stehen lassen.
"Egal, wer kommt, jeder kann selbst entscheiden, wen er in sein Haus und seine Wohnung lässt", sagte Beckers. Das bestätigt auch Hans-Ulrich Schlecht von der Abteilung Rundfunkgebühren beim MDR. "Unsere Beauftragten dürfen höflich Auskunft verlangen, aber keinen Zutritt zu den Wohnungen erzwingen", sagte er. Über ein Unverschämtes Auftreten der Beauftragten sei bisher nichts bekannt. Es gebe lediglich viele Anrufe, ob die Leute auch wirklich für den MDR arbeiten. "Jeder kann sich ausweisen", so Schlecht.