Gastronomie Gastronomie: Warum Steak und Schnitzel im Restaurant bald einen Euro mehr kosten

Sangerhausen - Mal richtig schön essen gehen - in etlichen Restaurants wird das in diesem Jahr wieder ein bisschen teurer werden. Bei einigen Lebensmitteln haben die Preise kräftig angezogen, bei Lachs und Butter beispielsweise sind sie regelrecht explodiert. Energie, Wasser, Müllabfuhr werden nicht billiger und angesichts des Personalmangels in der Gastronomie müssen auch die Gehälter halbwegs stimmen.
Kein Wunder, dass jetzt bei einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Halle unter mehr als 300 gastronomischen Einrichtungen im südlichen Sachsen-Anhalt fast zwei von fünf Wirten angekündigt haben, dass sie die Preise auf der Speisekarte anheben werden.
Vor allem gestiegene Preise für Lebensmittel und Rohstoffe machen den Wirten zu schaffen
Als Grund gaben sie vor allem die Einkaufspreise für Lebensmittel und Rohstoffe an, die fast zwei Drittel der Ausgaben in der Gastronomie ausmachten und in den vergangenen drei Jahren um ein Sechstel gestiegen sind.
An der allgemeinen Teuerung kommt auch Manfred Aull nicht vorbei, der in Sangerhausen das Restaurant „Manni’s Lou“ betreibt. „Wir werden die Preise geringfügig anheben müssen“, sagt Aull auf MZ-Anfrage. Eine neue Speisekarte sei noch nicht gedruckt, zurzeit sei er noch am Überlegen und Kalkulieren, sagt Aull. Denn er weiß: Die Preise wollen mit Fingerspitzengefühl gestaltet sein. „Es bringt nichts, sie einfach hochzuschrauben und dann bleiben die Gäste weg“, sagt Aull.
Große Preissprünge werde es auf keinen Fall geben. Es könne aber sein, dass beispielsweise das Steak demnächst 11,50 statt 11,10 Euro kostet. Das, meint Aull, können die Leute noch nachvollziehen. Auch beim Lachs wird er den Preis voraussichtlich anpassen. Dass der Fisch im Einkauf deutlich teurer geworden ist, haben viele schon selbst beim Einkauf im Supermarkt gemerkt.
In Traditionsgaststätte zur „Scharfen Ecke“ sind Preise angehoben worden - im Stolberger „Kanzler“ wird man wohl nachziehen
In der Traditionsgaststätte zur „Scharfen Ecke“ in Sangerhausen hat man die Erhöhung schon hinter sich. „Wir haben zu Jahresbeginn die Preise ein bisschen angehoben“, sagt Seniorchef Walter Scheidt. „Im Schnitt sind die Gerichte etwa einen Euro teuer geworden.“ Scheidt betont aber, dass er die Preise zuvor etwa fünf Jahre lang nicht erhöht habe.
An der allgemeinen Teuerung komme man aber nun nicht mehr vorbei. „Es ist ja alles teurer geworden. Und generell liegen wir da noch immer sehr günstig.“ So sei bei ihm beispielsweise ein Schnitzel mit Pommes frites und Pilzen noch für neun Euro zu haben.
Auch im Stolberger „Kanzler“ wird Chefin Kristin Dübner wohl nichts anderes übrig bleiben, als neu zu kalkulieren. „Im Moment haben wir die Preise noch nicht erhöht. Aber die Einkaufspreise für Lammlachse beispielsweise haben sich fast verdoppelt. Das kann man natürlich nicht eins zu eins auf den Gast umlegen.“ Auch Convenience Food, so genannte „bequeme Lebensmittel“ wie etwa Pommes frites, seien allgemein relativ teuer geworden. Oder Zutaten für Kuchen, sagt Dübner.
Die Getränkehändler legten ebenfalls alle Vierteljahre neue Listen vor, dadurch könne ein Bier vielleicht um zehn oder 20 Cent teurer werden. „Selbst eine anständige Kerze, die nicht tropft, kostet ja schon einen Euro“, sagt die Chefin. Zwar werde beim Einkauf der Ware versucht, Angebote zu nutzen, sagt Dübner, aber da müsse die Qualität stimmen.
Vor Ostern soll eine neue Speisekarte gedruckt werden - mit neuen Preisen und ohne sehr hochpreisige Gerichte, aber trotzdem noch auf der wechselnden Angebots- oder Tageskarte zu finden sein sollen.
Im „Edelgarten“ in Blankenheim soll es erst einmal keine Preiserhöhung geben
Im „Edelgarten“ in Blankenheim steht in nächster Zeit keine Preiserhöhung bevor, versichert Lutz Grunert. „Wir versuchen, die Preise stabil zu halten, indem wir beispielsweise die Angebote nutzen. Man weiß ja ganz gut, was man braucht, und dann bevorraten wir uns eben.“
Energie sei natürlich - mit Ausnahme von Gas - generell teurer geworden, außerdem viele Lebensmittel. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch. Zum Beispiel hat eine kleine Dose Tomatenmark mal 80 Cent gekostet, jetzt zwischen 1,20 und 1,30 Euro.“ Chinesische Kaninchenkeulen kosteten 4,50 Euro im Einkauf, deutsche sieben bis acht Euro - jetzt gebe es halt nur noch chinesische.
Grunert weiß aus Erfahrung: „Wenn sich dauernd die Karte ändert, macht das die Kundschaft verrückt.“ Und immer wieder neue Karten zu drucken, das koste schließlich auch einiges, sagt er. (mz)