Fußball wird zur Nebensache Fußball wird zur Nebensache: Spieler von Anhalt Sangerhausen stirbt bei Unfall auf A38

Sangerhausen - Daniel Glabau ist ein stattlicher Kerl. Es gibt nichts, was den langjährigen Torhüter und jetzigen Vereinsvorsitzenden von Anhalt Sangerhausen so leicht aus der Fassung bringt. Doch jetzt schluckt er, schweigt. Und ringt sich dann doch zu Worten durch.
Worte, die etwas eigentlich Unbegreifliches greifbar machen sollen. Worte, die Martin Meißner gelten. „Bob“, wie ihn alle nur nannten, ist vergangene Woche bei einem Unfall auf der Autobahn A 38 auf tragische Art und Weise ums Leben gekommen. Im Alter von nur 29 Jahren.
200 Menschen erweisen Martin Meißner letzte Ehre
Fast 200 Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer hören Glabau zu. Alle sind sie gekommen, um „Bob“ die letzte Ehre zu erweisen. Um an ihn zu erinnern. Und um mit einer mehr oder weniger großen Spende dazu beizutragen, dass die Benefiz-Veranstaltung ein Erfolg wird. Mucksmäuschenstill ist es auf dem Sportplatz von Anhalt Sangerhausen an diesem Tag.
Daniel Glabau atmet tief durch. Dann sagt er: „,Pass off. Du wirst es nicht glauben.’ Das hat Bob so oft zu mir, zu uns gesagt. Das war sein Schlagwort. Wenn ich Euch heute hier sehe, kann ich es nicht glauben. Aber wir müssen es glauben, dass Bob nicht mehr da ist.“ Es folgt eine Gedenkminute.
Etwas abseits stehen Bianca und Frank Meißner. Sie sind die Eltern von Martin. Ungläubig betrachten sie das Geschehen. Dann sagt Bianca Meißner: „Wir sind so stolz auf den Verein Anhalt Sangerhausen. Wir finden das, was hier heute auf die Beine gestellt wurde, ganz toll. Es berührt uns unheimlich. “ Und ihr Mann fügt hinzu: „Wir wussten, dass der Junge beliebt ist. Aber das hier übertrifft alles.“
16 Mannschaften bei Benefiz-Turnier
Auch Glabau und seine Mitstreiter haben nicht mit so einer Resonanz gerechnet, als sie sich daran machten, das Benefiz-Turnier zu organisieren. 16 Mannschaften sind es schließlich, die sich auf dem Platz eingefunden haben. Darunter die Fußballerinnen von Fortuna Brücken. Auch zahlreiche Kreisoberligisten sind dabei. Und natürlich die Spieler von Anhalt Sangerhausen und Wacker Wallhausen, die zuletzt mit Bob auf dem Platz standen.
Und wieder kreisen die Gedanken aller um Martin Meißner. „Bob war nie der allerbeste Fußballer. Aber er war ein ganz toller Mensch.“ Das, was Daniel Glabau den Spielerinnen und Spielern mit auf dem Weg zum ersten Turnier-Duell gibt, würden alle so wohl unterschreiben.
Apropos schreiben. Nicht weit vom Geschehen auf dem Platz sitzen Doreen Rothmeier, Chantal Blume und Kristin Neutag nebeneinander. Direkt unter einer Wäscheleine, an der Bilder von Bob befestigt sind. Sie haben wahrlich alle Hände voll zu tun. Immer wieder kommen Menschen auf sie zu, drücken ihnen Beileidsbekundungen in die Hände oder werfen Geld in eine Spendenkasse. Geld, das für seine Freundin gedacht ist, die er demnächst heiraten wollte. Und für die beiden Kinder, das Jüngste nicht einmal ein Jahr alt. Auch alle Einnahmen kommen den Hinterbliebenen zu Gute. „Es ist einfach Wahnsinn, was hier abläuft. Ich kann mich nur bei allen bedanken“, sagt Daniel Glabau.
Dann versuchen alle, irgendwie zur Tagesordnung überzugehen. Auf dem Sportplatz sowieso. Gespielt wird ohne Schiedsrichter. An so einem Tag ist das Ehrensache. Gespielt wird für Bob, dessen Rückennummer, die 12, überall präsent ist. Und die vielleicht auch in Zukunft dazu beiträgt, die Erinnerung an ihn wachzuhalten. (mz)

