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Freudiges Wiedersehen in der einstigen Koenenschule

Von HELGA KOCH 31.08.2009, 16:05

SANGERHAUSEN/MZ. - Um die Organisation kümmerten sich Irmtraud Stickel, Christel Mansfeld, Gisela Hubert und Brigitte Laue - und hatten offensichtlich einigen Spaß dabei. Gemeinsam trugen sie Namenslisten zusammen, stöberten nach alten und neuen Adressen, erkundigten sich nach geänderten Nachnamen, telefonierten, schickten Einladungen in alle Himmelsrichtungen - und freuten sich über die Post und die Anrufe, die bei ihnen eingingen.

Weit über 130 Frauen und Männer hatten im Laufe der Zeit an der zweitgrößten Schule im Altkreis Sangerhausen gearbeitet, wusste Irmtraud Stickel zu berichten. Im Namen der Organisatoren begrüßte sie fast 60 ehemalige Weggefährten zum Treffen, übermittelte Grüße von denjenigen, die aus gesundheitlichen Gründen absagen mussten und erinnerte an diejenigen, die bereits verstorben sind.

Unter den Anwesenden waren sogar fünf ehemalige Lehrer, darunter Edmund Jaeger, die den allerersten Schultag vor einem halben Jahrhundert miterlebt hatten. Zwei andere, Uta Dunkel und Kerstin Koschitzki, unterrichteten nie an einer anderen Schule und blieben dem Haus weiter treu, als kurz nach der Wende das Geschwister-Scholl-Gymnasium einzog.

Jürgen Reitter, der früher an der Koenenschule unterrichtete und nun die im Erdgeschoss ansässige Kreisvolkshochschule Mansfeld-Südharz leitet, nutzte seine "Schlüsselgewalt", um die neue Aula, den Anbau und die modern eingerichteten Klassenräume zu zeigen. Nicht schlecht staunten die Besucher, als sie ihr früheres Lehrerzimmer besichtigen wollten und es "halbiert" vorfanden - als Computerkabinett.

Später, beim geselligen Beisammensein im Rosenhotel, gab es viel zu erzählen. Horst Maskowiak, der aus Güstrow angereist war, erinnerte sich: "Ringsum war alles noch Baustelle." Viele Lehrer seien nach wenigen Jahren an andere Schulen gegangen, die in Sangerhausen gebaut wurden - immerhin gab es zeitweise ein halbes Dutzend zehnklassige Schulen allein im Stadtteil Südwest.

Davon, wie sie als Anfänger Mathe unterrichten sollte, aber für andere Fächer ausgebildet war, plauderte Inge Mönner: "100 Stunden Bruchrechnung laut Plan - das hätte ich doch in sechs Stunden geschafft. Da hat mir mein Mentor sehr geholfen. Unterrichtshilfen gab's doch damals noch nicht."

Irmtraud Stickel schilderte lachend, wie zwei Lehrerinnen frisch vom Studium gekommen waren und am ersten Schultag mit denkbar knappen Miniröcken die älteren Schüler dermaßen aus der Fassung brachten, "dass wir sie den ganzen Tag nicht mehr zur Ruhe gekriegt haben. An ernsthaften Unterricht war nicht zu denken."

Und überhaupt: die Schulfeste! "Die waren das Schönste", hieß es einhellig, egal ob Winzerfest oder Weihnachtsfeier, Lehrerfasching, Frauen- und Lehrertag oder auch der Grillnachmittag, mit dem jedes Schuljahr im Schulgarten ausklang. In zehn Jahren, zum nächsten Jubiläum, wollen sich die Ehemaligen von der Koenenschule wieder treffen, auch wenn der Kreis wohl etwas kleiner wird.