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Foto Thun in Sangerhausen Foto Thun in Sangerhausen: Traditionsgeschäft steht vor dem Aus

Von Frank Schedwill 03.02.2017, 16:00
Mitarbeiterin Barbara Wittenbecher im Foto Thun Geschäft Ecke Kylische Straße/Rathausgasse in Sangerhausen.
Mitarbeiterin Barbara Wittenbecher im Foto Thun Geschäft Ecke Kylische Straße/Rathausgasse in Sangerhausen. Maik Schumann

Sangerhausen - Jahrzehntelang konnte man an der Ecke Kylische Straße/Rathausgasse in Sangerhausen Bilder entwickeln lassen, Kameras und Fotozubehör kaufen. Ende Februar ist damit Schluss, denn die Firma Foto Thun schließt das Traditionsgeschäft, das am selben Standort im Stadtzentrum bereits zu DDR-Zeiten existierte.

Internet als großer Konkurrent für Einzelhändler in kleinen Städten

„Die Gründe dafür sind vielschichtig“, sagt Geschäftsführer Peter Thun zum Aus. „Die Einzelhandelsstruktur ist einfach nicht mehr zeitgemäß.“ Vor allem in den kleineren Städten werde es immer schwieriger für die Händler. Die Konkurrenz durch die großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese und vor allem durch das Internet mache ihnen das Leben schwer. Dazu habe es im Fotobereich in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe Umbrüche gegeben, betont der 53-jährige Fotografenmeister.

Der größte sei der Umstieg von analoger auf digitale Fotografie gewesen. Das habe dazu geführt, dass eine ganze Reihe Geschäftsfelder vom Filmkauf bis zur Entwicklung der Filme weggefallen sind. Nicht nur, dass kaum jemand noch Fotos ausdrucken lasse. Auch Alben oder ähnliche Produkte würden viel weniger verkauft als früher, sagt Thun. Dazu komme, dass das Kamerageschäft schwächele.

Viele fotografieren heutzutage mit ihren Smartphones. Und die Produktionszyklen der Fotoapparate seien so kurz, dass sich Händler in einer Kleinstadt wie Sangerhausen kaum teure Kameras in die Regale stellen können. „Erscheint das neue Modell, das nur einen Tick mehr Features hat, besteht die Gefahr, dass der Händler die alte Kamera nicht mehr los wird und sie unter dem Einkaufspreis verkaufen muss.“

Weitere Fillialen der Familie Thun wurden bereits geschlossen

Thun hat deshalb entschieden, sich komplett aus dem Einzelhandel zurückzuziehen. Einige Filialen in anderen Städten wurden bereits in der Vergangenheit geschlossen. Jetzt sind das Geschäft in Sangerhausen sowie das am Eisleber Markt an der Reihe. Auch die Filiale in der Neustädter Passage in Halle-Neustadt soll voraussichtlich im kommenden Sommer dichtgemacht werden. In Sangerhausen beschäftigte das Unternehmen in Spitzenzeiten sechs Angestellte. Jetzt ist mit Barbara Wittenbecher noch eine Mitarbeiterin tätig.

Peter Thun wird sich zukünftig auf das Laborgeschäft mit Fotobüchern und Fotoleinwänden konzentrieren. Die bietet das Unternehmen über die eigene Internetseite www.digitalfotoversand.de an. Im Gebäude eines früheren Supermarktes an der Raismeser Straße in Eisleben hat die Firma ein digitales Labor eingerichtet. Auf Spezialmaschinen werden die verschiedensten Fotoprodukte hergestellt, angefangen von Abzügen über Karten, Poster bis zu Leinwänden, Wandbildern und hochwertigen Fotobüchern. „Wir ziehen uns damit quasi auf unser ursprüngliches Kerngeschäft zurück“, sagt Thun. „Schließlich haben wir 1956 mit einem Atelier und einem Labor in Eisleben angefangen. Jetzt sind wir wieder ein Labor und Studio.“

Mitarbeiterin Barbara Wittenbecher macht sich mit Fotostudio selbstständig

Neben Angeboten für Otto-Nomal-Verbraucher setzt Thun dabei auch auf Produkte in professioneller Qualität. Die Firma hat unter anderem Fotobücher für einen großen deutschen Autokonzern und für einen japanischen Hersteller von Fotoapparaten gefertigt.

Nach der Schließung des Sangerhäuser Ladens wird Barbara Wittenbecher den Kunden erhalten bleiben. Die 53-jährige gelernte Fotografin plant, sich ab März wenige Meter vom bisherigen Geschäft entfernt mit einem kleinen Fotostudio selbstständig zu machen. „Wir unterstützen das“, sagt Thun. Bis das neue Studio eingerichtet ist, will Wittenbecher noch im alten Fotoladen bleiben.

Unklar ist bisher, was danach aus dem Geschäft an der Kyselhäuser Straße wird. „Wir haben noch keinen konkreten Nachmieter für die Räume“, sagt der Vermieter. Es gebe aber Interessenten. Die Chance sei gut, dass der Laden nicht lange leer steht. (mz)

Die Fotografin Barbara Wittenbecher öffnet bald ihr eigenes Geschäft. Der Umzug steht noch an.
Die Fotografin Barbara Wittenbecher öffnet bald ihr eigenes Geschäft. Der Umzug steht noch an.
Maik Schumann