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Flugplatz Allstedt Flugplatz Allstedt: Veranstaltungs-Verbot des Landkreises vom Gericht aufgeschoben

Von Grit Pommer 14.08.2017, 06:58
Der Betreiber des Flugplatzes Allstedt muss bis Ende 2018 ein Nutzungkonzept für das Areal beim Landkreis vorlegen.
Der Betreiber des Flugplatzes Allstedt muss bis Ende 2018 ein Nutzungkonzept für das Areal beim Landkreis vorlegen. Maik Schumann

Allstedt - Motorengedröhn und qualmende Reifen bestimmten am Wochenende wieder das Bild auf dem Flugplatz Allstedt. Das Tuning-Treffen „All Cars and Bikes“ lockte wie in den Jahren zuvor die Freunde aufgemotzter Autos und rasanter Fahrmanöver in Scharen an.

Landkreis erlässt Bescheid mit Verbot für Nutzung des Flugplatzes Allstedt

Dabei hat die jüngste Auflage des Spektakels schon auf Messers Schneide gestanden. In den seit zwei Jahren andauernden Gesprächen über das Nutzungskonzept für das Flugplatzgelände war beim Landkreis Mansfeld-Südharz schließlich der Geduldsfaden gerissen. Am 30. Juni hatte die Behörde per Bescheid „mit sofortiger Wirkung die Nutzung des Areals des Sonderlandeplatzes Allstedt für alle Veranstaltungen“ untersagt.

Von dem Verbot ausgenommen wurde lediglich das Flugplatzfest Ende August. Weil es in unmittelbarem Zusammenhang mit dem genehmigten Flugplatzbetrieb stehe, hieß es aus der Kreisverwaltung. Für das Verbot führte man den Naturschutz ins Feld. „Das Areal des Sonderlandeplatzes Allstedt überschneidet sich in großen Teilen mit dem FFH-Schutzgebiet Borntal, Feuchtgebiet und Heide bei Allstedt. Streng geschützte Pflanzen- und Tierarten sind hier heimisch“, so Kreis-Pressesprecherin Michaela Heilek.

Solche Flora-Fauna-Habitate als besondere Lebensräume haben die Bundesländer in den Neunzigern und Anfang der 2000-er Jahre an die EU gemeldet. Im Wald bei Allstedt gilt es demnach vor allem Fledermäuse, Kammmolche und die Große Moosjungfer - eine Libellenart - zu schützen. Von Sebastian Reinicke, der das Gelände als Veranstaltungsort vermarktet, fordert der Landkreis seit 2015 ein Nutzungskonzept, im dem ausreichend Rücksicht auf den Naturschutz genommen wird.

Die Vorstellungen darüber, wie das Konzept auszusehen hat, gehen aber offensichtlich auseinander. Man habe die Einschätzung eines Umweltbüros eingereicht, aber der Landkreis fordere weitere Untersuchungen, deren Kostenumfang in keinem Verhältnis zu den wenigen Veranstaltungen steht, die auf dem Gelände überhaupt stattfinden, sagt Ulrich Reinicke, der den Flugbetrieb auf dem Platz organisiert. „Der Betreiber wurde aufgefordert, Unterlagen nachzureichen, die aus naturschutzrechtlicher Sicht notwendig und möglich sind, um das Konzept genehmigungsfähig zu machen“, sagt dagegen Kreis-Sprecherin Heilek. Beim Landkreis ist man überzeugt, immer wieder goldene Brücken gebaut zu haben. 2016 habe man zugestimmt, dass die geplanten Veranstaltungen durchgeführt werden können - im Vertrauen darauf, dass die geforderten Unterlagen schnell nachgereicht werden.

Bis Ende 2018 soll Gutachten für Flugplatznutzung erstellt werden

Weil das nicht passierte, drohte der Kreis im Dezember ein generelles Veranstaltungsverbot an, es gab eine Anhörung im Landratsamt und die Veranstalter des Freakstock-Festivals bliesen die Veranstaltung für 2017 ab, weil ihnen die Rechtssicherheit fehlte. Als im Juni dann die Stellungnahme eines Gutachters eingereicht wurde, die sich lediglich auf ein im Juli geplantes Fahrsicherheitstraining bezog, schwang der Kreis den Hammer und verhängte das Generalverbot.

Sebastian Reinicke zog vor das Verwaltungsgericht in Halle und erreichte einen Aufschub. Der Landkreis darf seine Untersagungsverordnung derzeit nicht vollstrecken, die Veranstaltungen können stattfinden. Reinicke muss sich aber für jede einzelne in Sachen Naturschutz mit dem Kreis abstimmen. Bis Ende nächsten Jahres lasse man ein Gutachten erarbeiten, das den Landkreis zufriedenstellt, versichert Sebastian Reinicke. Er ist optimistisch, dass man sich am Ende einigen wird.

Darauf hofft auch Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU). Er sieht die Veranstaltungen auf dem Flugplatzgelände auch als Wirtschaftsfaktor. „Ich kann die harten Bedingungen des Kreises nicht verstehen und halte sie nicht für notwendig“, erklärte er gegenüber MZ. (mz)