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Filzhandwerk Filzhandwerk: Jeder Ball ein Unikat

18.09.2012, 17:29

Sangerhausen/MZ/HNO. - Nach einer kurzen Einführung geht es gleich zur Sache: Andrea Siegmann hat alle nötigen Materialien wie gekämmte Schafwolle, gefärbte Merinowolle und verschiedene Arbeitsmittel mitgebracht. "Als erstes fertigen wir einen Ball", erklärt sie. Was unter ihren geübten Fingern ganz leicht vonstatten geht, ist dann aber nicht so einfach. Doch mit ein bisschen Hilfe hat schließlich jede Teilnehmerin einen Ball vor sich liegen. "Den kann man auf eine Schnur fädeln und als Schlüsselanhänger benutzen - oder als Spielball für die Katze", sagt Siegmann. "Jedes Stück ist immer ein Unikat." Die Verwendung der Farben zeigt es.

Das Filzen sei eigentlich ganz einfach, sagt die Kursleiterin. Durch das Hinundherbewegen beim Rollen verfilzen sich die Fasern unlösbar miteinander. "Das ist bei Naturwolle nun mal so. Deshalb sollte man Wollsachen nur im speziellen Programm in der Waschmaschine waschen, sonst wird schnell Filz aus der guten Jacke."

Begeistert betrachten Uta Heinrich und Anne Schulz aus Sangerhausen ihre kleinen, bunten Filzbälle. "Meinen bekommt die Katze zum Spielen", sagt Frau Heinrich. Anne Schulz will den Ball als Schlüsselanhänger verwenden. Beide Frauen arbeiten als Erzieherinnen in einer Kindertagesstätte. "Das können wir auch mal im Programm mit anbieten", sind sie sich einig. Beim Herstellen eines Armreifens sind dann schon alle bisher erworbenen Fertigkeiten gefragt. Wobei es zunächst fragende Blicke gibt, wie man dem Filzring die richtige Größe gibt.

Das Programm ist bis in den Nachmittag gefüllt. Am Ende kann jeder seine Filzkunstwerke mit nach Hause nehmen. Elisabeth Böttger und Tochter Anja aus Holdenstedt sind sehr zufrieden mit dem Gelernten. "Es macht Spaß, ist aber anstrengend", finden sie.

"Spaß soll es machen, die Anstrengung verliert sich im Laufe der Zeit von selbst", sagt Andrea Siegmann. Sie ist oft auf Regionalmärkten und Traditionsveranstaltungen in der Region anzutreffen, wo sie das alte Handwerk der Wollverarbeitung vorführt - Spinnen, Weben und natürlich auch Filzen. Seit dem vorigen Jahr darf sie sich sogar "Mitteldeutsche Spinnkönigin" nennen; dazu wurde sie in Ilfeld durch das Publikum gewählt und trägt seitdem einen besonderen Ring an der Hand. "Den trage ich aber nicht beim Arbeiten", sagt die Allstedterin schmunzelnd. "Da ist er zu Hause besser aufgehoben."