Ferien in der DDR Ferien in der DDR : Diese Jugendfreundschaft hält bis heute

Rossla/Sangerhausen - Wer in den 60er Jahren ins Ferienlager gefahren ist, erwartete keinen Luxus. „Im Gegenteil“, erzählt Petra Koch aus Roßla. „Das war für uns schon ein kleines Abenteuer.“ Zweimal ist die Roßlaerin nach Polen ins Ferienlager gefahren.
Erstmals 1976. „Von der LPG aus, und die polnischen Kinder sind im Gegenzug nach Stolberg gekommen.“ Ganz genau weiß die heute Mittsechzigerin, dass in Zelten genächtigt wurde, zehn Betten standen in einem Zelt.
Aufpasser spielten Streiche
Und gewaschen wurde sich am See. „Das hat uns nichts ausgemacht“, so Petra Koch. Besondere Erlebnisse waren die Ausflüge nach Warschau und Danzig.
Aber auch im Lager selbst, das mitten in einem Wald lag, gab es viel zu erleben. Zum Beispiel musste Nachtwache geschoben werden. Und die „nächtlichen Aufpasser“ machten sich einen Spaß daraus, an den Zelten zu manipulieren, zogen schon mal die Heringe raus, um sich dann wieder aus dem Staub zu machen.
Deutsch-polnische Freundschaft
„Aber alles im Rahmen“, erinnert sich die Roßlaerin, die noch eine ganz besondere Geschichte zu erzählen hat. Noch heute nämlich - nach 52 Jahren - pflegt sie eine Ferienlagerfreundschaft mit einer Polin.
Helena, die alle nur Hanka nennen, war 1967 gemeinsam mit Petra Koch - damals Engelke - im Ferienlager. Die beiden Mädchen schlossen Freundschaft, die halten sollte.
Dem Ferienlageralter längst entwachsen, haben sich die beiden immer geschrieben und schließlich auch besucht. Noch heute schreiben sie sich immer mal, haben sich nie aus den Augen verloren. „Die letzte Post von Hanka habe ich Ostern bekommen“, so Petra Koch.
Ackern wenn andere Urlaub machen
Auch Karin Tobihn hat viele Erinnerungen an die Ferienzeit in der DDR. „In den Sommerferien ging es 14 Tage mit den Eltern in den Urlaub, dann zu Tante Elsi nach Stolberg - aber ich hatte auch in der achten, neunten und zehnten Klasse einen Ferienjob, das war Anfang der 70er Jahre.“
Zweimal habe sie in der Käsefabrik und einmal in der Mitropa in Sangerhausen gearbeitet. „In der Käsefabrik wurden wir meistens zum Abschaben der Käse eingesetzt und da musste man schon zupacken, denn es gab einige große Exemplare.“
Interessant sei es gewesen, wie der Käse danach maschinell geschnitten und dann portionsweise abgepackt, gewogen und ausgepreist wurde. „Man durfte auch mal zuschauen, wie die anderen Käsesorten entstanden.“
Käsepaket als Geschenk
Die Leute seien sehr nett gewesen und zum Abschluss der drei Wochen habe es zum Abschied noch ein großes Käsepaket als Geschenk mit nach Hause gegeben.
In der Mitropa sei sie schließlich Spülmädchen gewesen - Teller, Tassen, Besteck, all das nahm und nahm kein Ende, erinnert sie sich. Mit dem Fahrstuhl sei das benutzte Geschirr von der Gaststätte in der oberen Etage zur Spülküche befördert und dann ohne Automat mit den Händen gespült und getrocknet worden.
„Noch nie zuvor hatte ich so große Pfannen und Töpfe gesehen.“ Schon 6 Uhr morgens habe der der Gulasch gebrutzelt, was immer köstlich gerochen habe.
„In der letzten Woche arbeitet der Sohn vom Chef mit bei uns und wir hatten viel Spaß.“ Karin Tobihn habe es jedenfalls nicht bereut, einmal in den Arbeitsalltag hereinschnuppern zu können. So habe man erst einmal nachempfinden können, wie lang so ein Arbeitstag war und wie müde man am Abend ins Bett fiel.
(mz)