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Feld in Sangerhausen Feld in Sangerhausen: Die Erdbeer-Saison ist eröffnet

Von Helga Koch 07.06.2016, 18:00
Ein Korb voll mit Erdbeeren
Ein Korb voll mit Erdbeeren Maik Schumann

Sangerhausen - Es ist kurz nach zehn. Die Sonne sticht vom Himmel, kein Wölkchen weit und breit. Beate Reinicke vom Obsthof in Wickerode freut sich: „Vorige Woche hätte ich nicht gedacht, dass wir anfangen können.“ Nun aber ist die Erdbeersaison eröffnet, am Sangerhäuser Ortsausgang in Richtung Wallhausen tummeln sich die ersten Selbstpflücker auf dem Feld.

Der Obsthof Reinicke hat in Sangerhausen ein Erdbeerfeld zum Selberpflücken am Ortsausgang in Richtung Wallhausen, direkt gegenüber der Esso-Tankstelle.

Geöffnet ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, samstags von 8 bis 15 Uhr und sonntags von 8 bis 12 Uhr.

Auskünfte unter Tel. 0170/2 42 38 76.

Idee des Großonkels

Seit 1992 gibt es den Obsthof Reinicke. „Die erste Ernte war 1993“, sagt die 48-Jährige. „Der Großonkel meines Mannes, Jochen Otte, stammt aus Agnesdorf, ist irgendwann rübergegangen. Nach der Wende kam er her und hat sein Elternhaus instand gesetzt.“ Und die Idee, auf einem Feld Erdbeeren zum Selberpflücken anzupflanzen, brachte der Großonkel mit. Jochen Reinicke, Landwirt von Beruf, probierte es aus - mit anhaltendem Erfolg.

Zweieinhalb Hektar groß ist das Erdbeerfeld an der alten B 80, erzählt seine Frau. Zwei weitere Felder bewirtschaften Reinickes bei Nordhausen und Sondershausen. Auf insgesamt zehn Hektar wachsen „Daroyal“, eine frühe Sorte, „Korona“ und „Polka“ als mittelspäte Sorten und „Florence“ als späte Sorte.

Begehrter Ferienjob

Im kleinen Kiosk hat Rosalie Gauer einen der begehrtesten Ferienjobs, den man sich denken kann. Die 18-Jährige aus Riethnordhausen hat ihr Fachabitur in der Tasche und wird nun drei, vier Wochen lang vor allem zweierlei bedienen: die Waage und die Kasse. Wer kein Körbchen dabei hat, kann eins bekommen. Spontane Abstecher aufs Erdbeerfeld sind also möglich. Und wer dazu keine Zeit hat, kann bereits gepflückte Ware kaufen.

Himmlischer Duft

Ines und Detlef Paulus aus Siebigerode sind begeistert: „Wir haben das am Morgen in der MZ gelesen und uns gleich ins Auto gesetzt.“ Ihre beiden Obststiegen und ein Spankörbchen sind voll, es duftet himmlisch nach den reifen Früchten. Ein Schein wechselt den Besitzer. Zu Hause wollen die Siebigeröder ihre Ernte gleich verarbeiten und vor allem frische Beeren genießen. „Meine Konfitüre ist legendär, die koche ich aus allem Obst, das im Garten wächst. Aber unsere eigenen Erdbeeren reichen nur zum Naschen.“ Sieberode liegt höher, da lassen die ersten reifen Beeren wohl noch zwei Wochen auf sich warten.

Gefahren des Naschens

Rosalie Gauer und Beate Reinicke schwärmen übrigens beide für Erdbeermarmelade. Oder Konfitüre? Beate Reinicke lacht: „Egal, für mich heißt das Marmelade.“ Die kocht sie jedes Jahr: „Dafür nehme ich mir zum Schluss der Saison Zeit.“ Sie schwört auf ihr Rezept: Gelierzucker und Früchten im Verhältnis eins zu eins. Hin und wieder nascht sie die schönsten Beeren frisch vom Feld, obwohl es wegen der Gefahr durch den Fuchsbandwurm tabu sein sollte.

Guter Standort

Alle zwei Jahre wandert das Sangerhäuser Erdbeerfeld ein bisschen weiter, vielleicht hundert Meter. Zwei Ernten bleiben die Pflanzen stehen, dann werden sie umgepflügt. Entweder wird eine Zwischenfrucht zur Gründüngung angebaut, mit Raps oder Weizen gewechselt. Im Gegensatz zu anderen Erzeugern stehen die Pflanzen unter freiem Himmel und in Erde, statt in Substrat unterm Tunnel zu wachsen. „Der Standort nah an der Stadt ist schön“, sagt Beate Reinicke.

Beeren nur auf dem Kuchen

Auch Hüttels aus Sangerhausen wissen das zu schätzen. Sie haben sich ebenfalls am Vormittag auf den Weg gemacht. „Mein Mann pflückt in den Korb, ich nasche“, sagt die 70-Jährige Brigitte Hüttel, die sich wegen ihrer Hüftprobleme kaum bücken kann. Ehemann Bruno, 75, mag Erdbeeren zwar auch, aber eben nur auf Kuchen. Seine Frau wird zum Nachmittagskaffee noch einen Tortenboden belegen. Auf den Boden kommt eine Creme, die mit Sahne statt mit Milch zubereitet wird, wennschon - denn schon!, darauf Früchte, Vanillezucker und Tortenguss, fertig. Was an Beeren übrig bleibt, wird sie einfach so essen. „Dann ist ein Tag Pause, und dann kommen wir wieder her.“

Weitere Informationen: www.mz.de/erdbeeren (mz)

Jetzt ist wieder Erdbeer-Saison.
Jetzt ist wieder Erdbeer-Saison.
Maik Schumann
Seit es das Erdbeerfeld bei Sangerhausen gibt, ist Bruno Hüttel Stammkunde.
Seit es das Erdbeerfeld bei Sangerhausen gibt, ist Bruno Hüttel Stammkunde.
Maik Schumann