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Fahrradbauer aus Sangerhausen Fahrradbauer aus Sangerhausen: Lokale Händler stützen die Mifa

Von Frank Schedwill 14.01.2017, 12:00
Der Mifa-Werksverkauf in Sangerhausen soll schnellstmöglich  wieder öffnen.
Der Mifa-Werksverkauf in Sangerhausen soll schnellstmöglich  wieder öffnen. Schumann

Sangerhausen - Wer derzeit ein Mifa-Rad im Werksverkauf an der Sangerhäuser Juri-Gagarin-Straße erwerben will, steht vor einem Tor, das mit einer dicken Kette verschlossen ist. Ein Zettel verweist auf Betriebsferien. Auch im Mifa-Shop im Internet ließen sich in den vergangenen Tagen keine Räder bestellen. „Nicht lieferbar“, heißt es in roter Schrift unter den einzelnen Modellen.

Werksverkauf von Mifa in Sangerhausen soll schnellstmöglich wieder öffnen

Ganz rund, so scheint es, läuft der Vertrieb bei dem insolventen Traditionsherstellers derzeit nicht. Denn eigentlich müsse das Werk ja bestrebt sein, möglichst viele Räder zu verkaufen, um Geld in die klamme Kasse bekommen. Das bestätigt Christoph Möller, Sprecher der neuen Mifa-Geschäftsführung. „Wir sind auch bemüht, den Werksverkauf in Sangerhausen schnellstmöglich wieder zu öffnen“, sagt er.

Nach MZ-Informationen muss sich die Mifa zuvor aber noch mit dem Vermieter einigen. Die Räume des Werksladens auf dem Gelände der alten Mammutbrauerei sind nur gemietet. Eine Einigung sei aber normalerweise nur eine Frage von Tagen, heißt es. Auch der Onlineshop soll bald wieder funktionieren.

Dass im Moment im Internet keine Räder bestellbar sind, habe mit der Insolvenz nichts zu tun, sagt der Sprecher. Er tippte auf ein technisches Problem. Die Mifa wolle das Problem schnell lösen und auch online schnellstmöglich wieder Fahrräder verkaufen. Ebenso wird man in den Edeka-Märkten in der Region auch zukünftig Fahrräder des Traditionsherstellers erwerben können. „Ich bin immer für regionale Produkte“, sagt der selbstständige Kaufmann Michael Lehne, der eine ganze Reihe Edeka-Märkte im Sangerhäuser Raum betreibt. „Wir versuchen, möglichst viel Hiesiges anzubieten.“ Neben Friwi-Keksen, Wippraer Bier oder Äpfeln vom Süßen See hat er immer wieder Räder der Mifa im Angebot.

„Die Kooperation existiert seit Jahren“, sagt Lehne. Zuletzt gab es eine E-Bike-Aktion zur Eröffnung des neuen Edeka-Marktes an der Sangerhäuser Oststraße Ende November vergangenen Jahres. Damals hatte Edeka Klapp-E-Bikes des Traditionsherstellers im Angebot, zehn wurden verkauft. Die Kooperation will Lehne fortsetzen.

Im Frühjahr, wenn die Fahrradsaison beginnt, gehe es weiter, kündigt er an. Trotz der Insolvenz. „Ich hoffe, dass die Mifa wieder auf die Beine kommt. Die Mifa-Leute sind auch unsere Kunden. Und ich bin ein Verfechter, Arbeitsplätze in der Region zu halten.“ Deshalb habe er sich in der Vergangenheit auch dafür eingesetzt, dass es Gespräche zwischen der Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover mit der Mifa gegeben habe und Geschäfte zustande gekommen sind, sagt Lehne.

Das Geschäftsgebiet von Edeka Minden-Hannover erstreckt sich von der niederländischen bis an die polnische Grenze und umfasst Märkte in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bremen, Berlin und Brandenburg. Lehne sagt aber, bei aller Regionalität gelte eine Spielregel: Die Qualität muss stimmen. „Die Reklamationsquote bei Mifa-Rädern bewege sich aber in einem ganz normalen Rahmen. Da gibt es nichts Negatives“, betont Lehne.

Das sagen weitere Fahrradhändler aus der Region:

Auch Jerome Schönemann, der seit 2009 den Fahrradfachhandel „Lava Java“ in der Sangerhäuser Pfingstgrabenstraße betreibt, würde sich freuen, wenn die Mifa wieder auf die Beine kommt. Es gehe immerhin um über 500 Arbeitsplätze in Sangerhausen. „Es ist schade, dass es dort immer wieder nicht funktioniert.“ Mifa-Räder verkauft Schönemann in seinem Laden aber nicht. „Das ist bei dem großen Werksverkauf in Sangerhausen auch keine Option für mich“, sagt er. Er müsse da schon auf ein anderes Sortiment setzen.

Das sehen auch andere kleine Fahrradhändler so. „Die Mifa ist für uns keine Konkurrenz“, sagt Jörg Illhardt, der ein Fahrradgeschäft in Niedersachswerfen bei Nordhausen betreibt. „Wir sind Handwerk. Bei der Mifa geht es um Industrie.“ Die Mifa fertige ohnehin hauptsächlich für große Handelsketten. Er setze auf eine individuelle Betreuung der Kunden. „Ich habe das mit der Insolvenz schon verfolgt“, sagt Illhardt.

„Wenn es in Sangerhausen funktioniert, sind es wichtige Arbeitsplätze für die Region.“ Er könne dem Werk nur alles Gute wünschen. „In die Quere kommen wir uns nicht“, sagt der Thüringer Zweiradhändler. Dazu bin ich auch viel zu weit weg. Andere Händler, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, äußern dennoch Kritik und zwar an den rund 2,9 Millionen Euro Landesgeld, die die Mifa für den Werksneubau bekommen hat. „Die Großen werden gefüttert. Die Kleinen müssen sehen, wo sie bleiben“, sagt ein Radhändler. „Und dann gehen die Sangerhäuser immer wieder pleite.“ (mz)