Fachwerkturm auf dem Auerberg Fachwerkturm auf dem Auerberg: Blitzschlag zerstörte den hölzernen Schinkelbau

Auerberg - Vor rund 300 Jahren stand bereits ein gemauerter Fachwerkturm auf dem Großen Auerberg. Er ragte über die Wipfel der Bäume hinaus. Aus vier Luken heraus hatte man das ganze Jahr über einen ungestörten Blick in die Ferne und auf die nahen Wälder.
Bergleute bringen Turm zum Einsturz
Bereits 1750 war der Turm baufällig und 1768 brachten ihn Bergleute durch Untergraben zum Einsturz. Den Krach soll man sogar in Schwenda gehört haben. Aus den Balken wurde in Neudorf ein Haus errichtet, den Schutt ließ man zurück. Die Stolberger zogen aber weiterhin jedes Jahr am Pfingstsonntagmorgen auf den Berg, um hier das Maienfest zu feiern.
Rund 60 Jahre dauerte es, bis ein neuer Aussichtsturm stand. Als Architekten konnte der regierende Graf Joseph Ernst Ludwig zu Stolberg-Stolberg (1771-1839) Karl Friedrich Schinkel aus Berlin gewinnen. Das Grafenhaus war verwandtschaftlich mit dem Preußischen Königshaus verbunden, und so konnte ein direkter Kontakt möglich geworden sein.
Schinkel entwarf einen Aussichtsturm in Form eines Doppelkreuzes aus Fachwerk, einhundert Fuß (31,23 Meter) hoch. Dazu kam noch ein einstöckiger Unterbau am Fuße des Turmes mit Eingang und vier Räumen, die der gräflichen Herrschaft vorbehalten waren. Ein Raum beherbergte eine Ausstellung präparierter Vögel des Harzes. Oberhalb der Kreuzarme war eine Aussichtsplattform eingerichtet. Im Vorfeld wurde das gesamte Plateau großflächig begradigt und planiert sowie eine neue Zufahrtsstraße angelegt.
1832 begannen die Bauarbeiten am Turm. 365 große Eichen und Buchen sollen dafür im gräflichen Forst gefällt worden sein. Am 24. September 1833 fand das Richtfest statt, und im Oktober konnten die Besucher auf „schwankenden Leitern“ erstmals zur Plattform klettern. Später gelangte man auf 90 Stufen nach oben. Das Fachwerk hatte man zum Schutz vor der Witterung mit Steinteer schwarz angestrichen. Den Schlüssel verwahrte ein Aufseher.
60.000 Taler für das „Josephskreuz“
Am 21. Juni 1834, zum 63. Geburtstag von Graf Joseph, erfolgte die feierliche Einweihung. Fortan hießen der Turm „Josephskreuz“ und der Auerberg „Josephshöhe“. 60.000 Taler sollen die Gesamtkosten betragen haben. Die Finanzierung erfolgte vom Grafenhaus. Ob der Architekt Schinkel das Bauwerk je mit eigenen Augen gesehen hat, ist nicht überliefert.
Den Orkanen 1833 und 1836 hielt das Bauwerk stand. In der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1880 schlug der Blitz ein. Ein Brand brach aus. Die Plattform blieb künftig für Besucher gesperrt. Im Frühjahr 1883 erfolgte der Abriss. Die Nebengebäude blieben aber erhalten und wurden weiterhin für Ausflüge und Veranstaltungen genutzt. Die anschließende „turmlose Zeit“ dauerte „nur“ 27 Jahre. (mz)