1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Erfolgsgeschichte aus Sangerhausen: Erfolgsgeschichte aus Sangerhausen: Behinderte finden Job im Autohaus

Erfolgsgeschichte aus Sangerhausen Erfolgsgeschichte aus Sangerhausen: Behinderte finden Job im Autohaus

Von Helga Koch 03.12.2013, 18:09
Endlich wieder in der Autobranche arbeiten zu können, darüber ist Matt Gaumert „überglücklich“.
Endlich wieder in der Autobranche arbeiten zu können, darüber ist Matt Gaumert „überglücklich“. Maik Schumann Lizenz

Rossla/MZ - Was die Sangerhäuser Arbeitsagentur-Chefin Martina Scherer als „kleine Erfolgsgeschichte“ bezeichnet, daran könnten sich manch andere Firmen eine Scheibe abschneiden: Das Roßlaer Autohaus Worch hat drei Dutzend Beschäftigte, zwei von ihnen haben ein gesundheitliches Handicap.

Die Werkstätten des Christlichen Jugenddorfs Sangerhausen und der Lebenshilfe Mansfelder Land stellen im Foyer der Sangerhäuser Agentur für Arbeit, Baumschulenweg 1, am Donnerstag, 5. Dezember, einen Teil ihrer Erzeugnisse vor. Dazu gehören Kerzen, Keramik, Adventsgestecke, Mützen, Schals und Holzprodukte wie Weinkisten oder Nistkästen. Ein Verkauf ist nicht möglich, Interessenten können aber ihre Bestellwünsche in Listen eintragen. Die Öffentlichkeit ist willkommen.  (hko)

Der 62-jährige Horst Niemann aus Sangerhausen hat 15 Jahre im Bergbau gearbeitet, untertage, ein Knie ist kaputt. Seit einem Jahr arbeitet er als Hausmeister in der Firma. Er kümmert sich um die Zulassungen, übernimmt den Hol- und Bringedienst: „Die Arbeit macht Spaß, ich habe viel mit Menschen zu tun.“ Senior-Chef Reinhard Worch ist zufrieden: „Er ist ausgelastet, aber ohne Förderung hätten wir uns das nicht leisten können.“

Der 25-jährige Matt Gaumert ist Anfang September in die Firma gekommen. Der Bergaer ist gelernter Automobilverkäufer und für die Disposition zuständig. „Wir spüren schon den Fachkräftemangel in der Gegend“, sagt Junior-Chef Gunnar Worch. „Es ist schwierig geworden, Mitarbeiter zu finden, die mitdenken.“ Und das sei nun mal in der Branche ganz wichtig. Gaumert, der nach der Ausbildung von seiner früheren Firma nicht übernommen wurde und dann auch noch chronisch krank wurde, ist über den neuen Job „überglücklich“, wie er sagt. „Ich war vier Jahre arbeitslos, habe mal ein Jahr befristet gearbeitet und unzählige Bewerbungen geschrieben. So weit wollte ich aber auch nicht weg.“ Er habe inzwischen seinen „Lebenswert wiedergefunden“, sei gut aufgenommen worden und fühle sich wohl innerhalb der Belegschaft: „Es ist wichtig, dass das Umfeld passt.“

Doch längst nicht alle Firmen in Mansfeld-Südharz geben Fachkräften mit einem Handicap eine Chance. Scherer: „Von den 909 Pflichtarbeitsplätzen bei unseren regionalen Unternehmen waren im Jahr 2011 nur 748 mit schwerbehinderten Arbeitnehmern besetzt.“ Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten müssten fünf Prozent schwer behinderte Menschen einstellen oder aber eine Ausgleichsabgabe ans Integrationsamt zahlen.

Doch laut Scherer zahlt im Landkreis jede fünfte Firma lieber die Abgabe, statt schwer behinderte Menschen zu beschäftigen. Es gebe also „noch immer Informationsdefizite“ bei den Firmen, etwa zur Förderung und Eingliederung. Diese Lücken wollen Agentur und Jobcenter während der jetzigen bundesweiten Aktionswoche ausräumen. In Mansfeld-Südharz suchen zurzeit noch 342 schwerbehinderte arbeitslose Menschen einen Job.