Engelstock lockt zahlreiche Besucher nach Holdenstedt
Holdenstedt/MZ. - Alle Jahre wieder heißt es für die Männer und Frauen der Holdenstedter Kirchengemeinde einen ganz besonderen Weihnachtsbrauch zu pflegen: das Aufstellen des so genannten Engelstockes in ihrer Kirche Sankt Peter und Paul.
Vor Jahrzehnten war es die Aufgabe der Väter der Konfirmanden, wenige Tage vor der Christmette den Engelstock aufzubauen. Die Konfirmanden selbst sammelten bereits im Herbst in der Gemeinde Geld für neue Kerzen bzw. für einen neuen Farbanstrich.
Heute geschieht der Aufbau des mehrere Meter hohen hölzernen Kunstwerkes in der Regel schon vor dem ersten Advent. "Noch immer ist der Aufbau Sache der Männer", erklärt Eva Scheffel vom Gemeindekirchenrat. Dafür umwickeln viele fleißige Frauenhände die zehn Reifen mit frischem Buchsbaum. Damit sieht er in seiner Pyramidenform einem Weihnachtsbaum ähnlich.
Ursprünglich bekam auch jeder der über 100 Engel eine kleine Wachskerze aufgesteckt. Die werden nun durch eine elektrische Beleuchtung ersetzt.
Die unterste Stange des Stockes wird im Taufbecken befestigt und die obere muss nach dem Aufstecken mit vier Drähten an den Emporen befestigt werden. "Nur so steht er auch sicher und kann nicht umkippen", so Eva Scheffel vom Gemeindekrichenrat.
Wer so lange an einer Tradition festhält, will natürlich auch wissen, woher sie stammt. Denn so viel ist klar: Der Engelsstock hat in Holdenstedt eine längere Tradition als das Schmücken eines Weihnachtsbaumes.
In den vergangenen Jahren suchte Eva Scheffel zwar intensiv in den Akten des Kirchenarchivs, aber der Ursprung dieser wohl einmaligen Tradition in der Region war von ihr bisher nicht herauszufinden.
"Früher gab es scheinbar in jedem Haus des Ortes einen solchen handgeschnitzten Engelstock", meint die Holdenstedterin, die auch heute selbst noch einen Engelsstock besitzt und aufstellt. Er trägt die Jahrzahl 1874.
Dieses Alter hat der große Engelsstock in der Kirche auch. Geschnitzt hat ihn der im Jahre 1831 geborene Zimmermann Ehrgott Richter. Nach einer Beschreibung aus dem Jahre 1932 gehörte er möglicherweise einer Familie Franz Volknandt.
Um 1900 wurden sogar drei Engelstöcke in der Kirche aufgestellt. Einer dieser Engelstöcke gelangte in das Völkerkundemuseum nach Berlin. Dort wurde er in die Abteilung weihnachtliche Volkskunst aufgenommen und 1994 für eine vorweihnachtliche Ausstellung auch aufgebaut.
Zahlreiche Besucher nutzen jedes Jahr die Gelegenheit, sich dieses einmalige Stück in der Holdenstedter Kirche anzuschauen. Die Kirchengemeinde lässt ihn deshalb auch den Winter über aufgebaut stehen.