Eiserne Hochzeit in Roßla Eiserne Hochzeit in Roßla: 65 Jahre ein Ehepaar: Helga und Heinz Bauspieß

Rossla/MZ - Das Glück strahlt dem Jubelpaar aus den Augen. Am 11. Dezember 1948 gaben sich Helga (86) und Heinz (90) Bauspieß das Ja-Wort und man merkt den beiden an, dass es keiner von beiden bereut hat.
Obwohl sie beide gebürtige Roßlaer sind, wurden sie doch erst nach dem Krieg aufeinander aufmerksam. Die unbeschwerte Jugendzeit endete für Heinz Bauspieß nach dem Abschluss der Volksschule. Er lernte beim Katasteramt und wurde zum Vermessungsamt nach Wolfsburg versetzt. Dann begann der 2. Weltkrieg. Er wurde zur Marine eingezogen. Erst nach der Internierung in Schleswig-Holstein konnte er in seinen Heimatort zurückkehren.
In den Nachkriegsjahren kehrte nach und nach die Normalität in das Leben der Menschen zurück. Bei einer Tanzveranstaltung in Roßla lernte er seine Helga kennen. Helga Bauspieß, geborene Franke, hatte während des Krieges beim Bankverein in Sangerhausen ihre Lehre begonnen. Durch die Bombardierung des Sangerhäuser Bahnhofs fuhren keine Züge mehr. Da vermittelte ihr der Roßlaer Bürgermeister zunächst eine Stelle bei der Gemeindesparkasse. Ihre Lehre schloss sie allerdings in der Gemeindeverwaltung ab. Sie lernte dabei alle Abteilungen kennen und war schließlich in der Landwirtschaftsabteilung beschäftigt. Dort betreute sie unter anderen 84 Neubauern. Im Jahr der Hochzeit erwies sich das als sehr günstig. Viele Bauern wollten dem sympathischen Paar helfen. „Wir bekamen Milch, Mehl und Butter“, sagte Helga Bauspieß. So konnten die Eltern und Nachbarn die Kuchen backen. Das Hochzeitsfoto zeigt eine große Hochzeitsgesellschaft. „Mein Hochzeitskleid hatte ich von der Freundin meiner Schwägerin bekommen“, erinnert sich Helga Bauspieß. Heinz Bauspieß ergänzt: „Mein Anzug war vom Onkel geborgt. Man hatte ja nichts.“
Glücklich geworden sind sie trotzdem. Letztendlich zählt für sie: „Wir hatten Glück, dass wir zusammen alt geworden sind.“ Helga Bauspieß sagt: „Insgesamt war es ein schönes Leben. Es ging immer vorwärts. Gesundheitlich war es bis jetzt auch gut.“
Liebevoll und mit gegenseitiger Achtung erzählen sie, was sie geschafft haben. Heinz Bauspieß begann seinen beruflichen Weg wieder beim Katasteramt als Hilfstechniker. Die Arbeitskräfte waren bei der Bodenreform gefragt. Dann qualifizierte er sich weiter bis zum Ingenieur und arbeitete bis zum 65. Lebensjahr beim VEB Geodäsie und Kartografie (Halle/Saale). „Du warst tüchtig“, sagt Ehefrau Helga. Sie selbst hat nach den Kindern 29 Jahre in der BHG (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) Roßla gearbeitet. Deshalb spart auch Heinz Bauspieß nicht mit Komplimenten: „Sie ist eine wunderbare Frau, fleißig und natürlich. Sie lebt und stirbt für die Kinder.“ 1950 wurde ihr erster Sohn geboren, der allerdings nach 10 Wochen starb. 1951 kam Sohn Holger auf die Welt und 1958 Sohn Harald. Inzwischen sind sie stolze Groß– und Urgroßeltern. Viele Stationen ihrer gemeinsamen Zeit hat Heinz Bauspieß als Hobbyfotograf festgehalten.