Eiserne Hochzeit Eiserne Hochzeit: Helga und Ewald Zwer feiern 65 Jahre Bund fürs Leben

Sangerhausen - Dicht an dicht hängen die Familienfotos an der großen Wand über dem Sofa im Wohnzimmer. Auf dem größten ist ein schöner Sommertag in den 80er Jahren verewigt - Familie Zwer im Gruppenbild mit allen Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln auf dem Gartengrundstück im Eschental. Der Besucher merkt schnell: In dieser Familie unternimmt man oft und gern etwas zusammen, über alle Generationen hinweg.
Im Regen zum Standesamt gefahren
An diesem Mittwoch aber stehen Helga und Ewald Zwer ganz im Mittelpunkt. Eiserne Hochzeit - 65 Jahre sind sie verheiratet. „Es hat geregnet, als wir zum Standesamt gegangen sind“, erzählt Helga Zwer. Damals, an einem Freitag, dem 13., sagte ihnen der Standesbeamte: Regen bringt Segen. Er sollte Recht behalten.
Kennen gelernt haben sich die beiden wie so viele beim Tanz im „Herrenkrug“. Ewald Zwer, damals gerade 20 Jahre jung, hatte es nach dem Krieg aus Westpreußen nach Sangerhausen verschlagen. Hier hatte er sich Arbeit auf dem Bau gesucht.
Viel Zeit zum gegenseitigen Prüfen brauchte das Paar nicht. Schon nach einem Vierteljahr wurde geheiratet und Ewald zog bei seiner Helga mit ein - mitten in eine echte Großfamilie. „Wir waren 18 Kinder und hatten ein Haus am Klosterplatz“, erzählt die heute 82-Jährige.
Ewald Zwer wollte aber in den Westen umsiedeln, damals war die Grenze ja noch relativ offen. Also gingen sie ins Ruhrgebiet, doch das Schicksal will es anders. Bei Helga Zwer brach schweres Asthma aus. Ein Leben im Ruhrpott - unmöglich. Und so kamen sie zurück nach Sangerhausen.
Ehepaar Zwer kaufte sich ein Grundstück im Eschental und baute einen Bungalow
Als Tochter Christa zwei Jahre alt ist, erhielten sie die erste eigene Wohnung. Auf dem Schloßberg - im Turm des früheren Gefängnisses. Dort bekamen sie Sohn Klaus und später noch Tochter Sylvia - und hatten mit drei Kindern nun Anspruch auf eine Wohnung mit zweieinhalb Zimmern in der Schulze-Delitzsch-Straße.
Ewald Zwer arbeitete inzwischen als Bergmann. Sie kauften ein Grundstück im Eschental und bauten einen Bungalow. Erschlossen war damals noch nichts, jeden Tropfen Wasser für den Beton schleppte der Familienvater mit dem Kanister ran. Das Gartengrundstück, das inzwischen der Tochter gehört, wurde zum grünen Refugium der ganzen Familie.
Viele glückliche Tage haben sie seitdem dort verbracht. Zu Feiern kommen auch heute noch alle zusammen, in der großen Runde wie auf dem Foto: Kinder, Schwiegerkinder und die Enkel, inzwischen gibt es auch schon drei Urenkel. „Unser viertes ist gerade unterwegs“, erzählt Helga Zwer. Am Wochenende wird groß gefeiert. (mz)
