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Einheitsbuddeln  Einheitsbuddeln : Bäume für den Harzgarten gepflanzt

Von Helga Koch 08.10.2019, 14:17
Justin hilft als Jüngster beim Pflanzen mit.
Justin hilft als Jüngster beim Pflanzen mit. H. Koch

Stolberg - Eine Idee, zwei Tage zur Vorbereitung - der Andrang am Stolberger Harzgarten ist groß. „Mit so einem Menschenansturm hätte ich nicht gerechnet“, freut sich Förster Michael Kienzl.

Der Stolberger Ortsverband der FDP hat zum „Einheitsbuddeln“ eingeladen. Dutzende Stolberger aus dem Südharz und der gleichnamigen Partnerstadt im Rheinland wollen gemeinsam Bäume pflanzen. Dass es erst nach dem 3. Oktober passiert, spielt keine Rolle.

Vergessene Wege

Kienzl hat den Weg vorbereitet, der hinter dem Rittertor beginnt. Einige Baumkronen, die im Weg lagen, haben Bewohner der Villa Noah fortgeräumt; sie sind nun auch beim Pflanzen dabei.

Über dem kleinen Bach liegt ein neuer Holzsteg. So können die Gäste aus dem Rheinland ein Stück mit nach oben laufen, den künstlich angelegten Tümpel und den eingehenden Schacht betrachten, der an die uralte Bergbautradition der Harzstadt erinnert. „Unsere Stadt ist auch vom Erzbergbau geprägt“, stellt Toni Dörflinger fest, der zu Hause einen Zeitungsartikel über die Städtepartnerschaft schreiben wird.

Bernd Ehrenberg erzählt den Gästen etwas zur Geschichte des Harzgartens. Im Auftrag der Fürstenfamilie durch einen eigens angestellten Gärtner mit harztypischen Gewächsen bepflanzt und gestaltet, sei er Jahrzehnte lang ein beliebter Wanderweg für Urlauber gewesen.

Doch sei der Weg nach der Eingemeindung in die Gemeinde Südharz fast in Vergessenheit geraten; nur das Sturmholz sei rausgeholt und verkauft worden.

Borkenkäfer und Trockenheit hinterlassen Spuren

Wer ein Stück nach oben läuft, sieht überall Baumstümpfe und große Lücken im Wald. Nicht nur Stürme, sondern auch Trockenheit und Borkenkäferbefall haben ihre Spuren hinterlassen.

50 junge Bäumchen hat Förster Kienzl mitgebracht: Ahorne, Eichen, Eschen, Stieleichen, Buchen… Habe man in der Vergangenheit viele Flächen mit schnell wachsenden Fichten aufgeforstet, gebe es inzwischen ein Umdenken: „Das Klima zeigt uns jetzt, dass es mit der Fichte nicht mehr weitergeht wie bisher.“

Dennoch müsse ein großer Markt mit Holz versorgt werden, auch mit Nadelholz. Man werde die Wälder so naturnah wie möglich und nachhaltig bewirtschaften.

„Jeder kann sich ein Bäumchen aussuchen“, lädt Kienzl ein. Hacken, Spaten und Gießkannen stehen bereit. In kleinen Grüppchen verteilen sich die Helfer am Hang.

Nichts geht ohne Ehrenamt

Wolfgang Böttcher bereitet mit der Hacke Pflanzlöcher vor. Doch schon nach wenigen Zentimetern staubt es, tief ist der Regen der vergangenen Tage nicht ins Erdreich eingedrungen.

Weiter oben am Hang pflanzen Steffen Fritzsche, Volker Fleischhauer, Sven-Rainer Franke und Rainer Wachtel aus der Villa Noah mehrere Bäume. „Früher haben wir uns um die Wege, Papierkörbe und Bänke gekümmert, das Biosphärenreservat hat gemäht“, erzählt Ralf Sacher, der die vier Männer anleitet.

Überall wird gebuddelt, gepflanzt, Erde festgetreten und gegossen. Ralf Lauterbach und Jochen Eßrich sind zufrieden: „Wir haben zusammen fünf kleine Eichen gepflanzt.“

„Ohne Ehrenamt“, sagt Franz Peter Taubner, einer der Gäste, „sähe es bei uns in Deutschland sehr schlecht aus.“

(mz)

„Einheitsbuddeln“ im Südharz: Stolberger „von hüben und drüben“ haben trotz des regnerischen Wetters im Harzgarten junge Bäume gepflanzt.
„Einheitsbuddeln“ im Südharz: Stolberger „von hüben und drüben“ haben trotz des regnerischen Wetters im Harzgarten junge Bäume gepflanzt.
H. Koch