Discounter in Sangerhausen Discounter in Sangerhausen: Und wieder ein Supermarkt

Sangerhausen - Große Werbetafeln weisen darauf hin: Demnächst ist Neueröffnung. Ab 13. Juni kann direkt an der Autobahnabfahrt Sangerhausen Süd eingekauft werden. Der neue Norma-Discounter in der Straße Am Mittelfeld wird der 14. Lebensmittelsupermarkt im Gebiet der Sangerhäuser Kernstadt sein.
"Überdimensional gut versorgt"
Besonders glücklich ist die Stadtverwaltung über die Ansiedlung nicht: „Sangerhausen ist mit Handelsflächen bereits jetzt überdimensional gut versorgt“, sagt Brigitte Franke, die sich im Rathaus um Wirtschaftsförderung kümmert. „Und ob so ein Markt an die Autobahnabfahrt gehört, dahinter setze ich mal ein Fragezeichen.“
Lieber hätte Franke dort eine produzierende Firma gesehen. Die Stadt habe aber auf die Ansiedlung der Discountkette keinen Einfluss gehabt. Der Bebauungsplan für das Gebiet sei noch von der früher eigenständigen Gemeinde Oberröblingen erstellt worden. Und der schließe auch Handel an der Stelle nicht aus.
Kaum Chancen, Markt zu verhindern
Generell habe die Stadt laut Gesetz wenig Chancen, solche Märkte zu verhindern, wenn sie weniger als 900 Quadratmeter Verkaufsfläche besitzen, sagt Torsten Schweiger, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen. „Läden dieser Größe gelten als Nahversorger.“ Anders sehe es bei größeren Märkten aus. Für diese brauche man zwangsläufig ein Bebauungsplanverfahren.
Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) bemängelte im Handelsatlas aus dem Jahr 2013 bereits, dass die Verkaufsflächen in Sangerhausen in den vergangenen neun Jahren um 24,4 Prozent zugenommen hätten. Gleichzeitig habe die Kreisstadt rund 13 Prozent ihrer Einwohner verloren, und die Kaufkraft in der Region sei unterdurchschnittlich. Schon damals lag die Ausstattung mit Verkaufsflächen pro Einwohner in Sangerhausen weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt.
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Nicht der letzte Markt
Der neue Discounter an der Autobahn ist aber nicht der letzte Markt, der demnächst in Sangerhausen eröffnet wird: Die GVG-Projektentwicklungsgesellschaft aus Berlin kündigte im Dezember vergangenen Jahres einen zweiten Teil ihres Fachmarktzentrums an der Oststraße an. Dort hatte die Firma einen neuen Aldi-Markt eröffnet. Der Markt ersetzt einen alten, der in der Straße Am Brandrain geschlossen wurde. Bei dem zweiten Bauabschnitt sollen laut der zuständigen Architektin Anja Geissler unter anderem ein weiterer Lebensmittel- und ein Getränkemarkt entstehen. Das Projekt ist umstritten.
Auf dem Gelände an der Oststraße gibt es seit einigen Tagen Bauarbeiten: Dabei läuft nach Angaben aus Geisslers Büro das Genehmigungsverfahren für das Vorhaben beim Landkreis noch. Es sei deshalb noch unklar, was für Märkte dort genau entstehen. Möglich seien ein großer Anbieter oder mehrere kleine. Mit seinem Namen will sich aus dem Büro und auch bei der GVG niemand zu dem Projekt äußern. Stattdessen wird auf die Architektin verwiesen. Die ist erst nächste Woche wieder zu erreichen.
Genehmigungsverfahren notwendig
Michaela Heilek, Sprecherin der Kreisverwaltung, betont, dass die GVG bereits eine Baugenehmigung für mehrere kleinere Märkte auf der Fläche an der Oststraße besitze. Die Firma habe sich aber entschieden, lieber einen größeren Supermarkt zu bauen. Deshalb sei das Genehmigungsverfahren notwendig. Dabei will die Stadtverwaltung den einen großen Markt aber eigentlich nicht. Sie hat eine negative Stellungnahme zu dem Projekt abgegeben, sagt Fachbereichsleiter Schweiger: „Nun muss der Landkreis entscheiden.“
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Die IHK warnte im Handelsatlas: „Die sich weiter öffnende Schere zwischen Bevölkerungs- und Verkaufsflächenentwicklung wird den Wettbewerb um die Kunden deutlich verschärfen. Zunehmend werden Verkaufsflächen vom Markt genommen“, prognostizierte IHK-Geschäftsführerin Antje Bauer.
CityCenter steht seit Jahren leer
Wie das konkret aussieht, kann man in der Innenstadt sehen: Dort steht das nach der Wende neu errichtete CityCenter leer. Der Besitzer, die eine Firma aus Bayreuth, findet nach eigenen Angaben niemanden, der sich dort ansiedeln will. In den Schaufenstern hängen seit Monaten „Zu-Vermieten-Schilder“. Die Offerten brachten bisher keinen Erfolg. Alle in Frage kommenden Handelsketten seien ja schon an der Peripherie der Kreisstadt vertreten, sagte Geschäftsführer Christian Frenzel im vorigen Jahr. Über 2 000 Quadratmeter Verkaufsfläche hätte Frenzel im CityCenter anzubieten. Sein Urteil: „Die Grüne Wiese macht alles platt.“ (mz)