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«Die sollen sich schämen»

Von Katrin Löwe 28.09.2005, 16:29

Allstedt/MZ. - Mit Empörung, aber auch Resignation haben Allstedter am Mittwoch auf die Entscheidung der Landesregierung reagiert, das Flugplatzgelände an die Bietergemeinschaft Nooren / Imovest zu verkaufen. Die wollen auf dem Gelände unter anderem eine Mastanlage für etwa 95 000 Schweine errichten, falls sie genehmigt wird. "Auf uns hört doch eh keiner", meinte Anni Urtel. Was auf die Allstedter zukommt, wenn irgendwann die Gülle aus der geplanten Anlage ausgefahren wird, kann die 75-Jährige nur ahnen, wenn sie daran denkt, was früher für Gerüche aus der Heygendorfer Anlage herbeiströmten: "Das hat ja schon jämmerlich gestunken."

Auch Annette Krauß fürchtet insbesondere die Geruchsbelästigung. "Es riecht schon genug durch die neuen Kläranlagen", sagt die 49-Jährige. "Dann können wir die Fenster vielleicht gar nicht mehr öffnen."

Reaktionen, die Janet Klaus (25) nachvollziehen kann. Zwar ist die gebürtige Osterhausenerin den Schweinegeruch gewohnt und lässt sich dadurch noch nicht aus der Ruhe bringen, die Wut der Allstedter versteht sie aber. "Wer weiß, ob da nicht auch kleinere Betriebe hier kaputt gehen", meint sie zudem. Gerade sei in ihrem früheren Heimatort erst ein Kuhstall geschlossen worden.

"Selbstverständlich kommt der Geruch hierher, das sind doch nur Phrasen, wenn gesagt wird, das würde abgefangen", schimpft ein älterer Mann. Dass die Bürgerproteste erfolglos bleiben werden, habe er geahnt. "Sie sehen doch, was das einbringt. Nichts!", wettert ein weiterer Passant. "Die sollten sich schämen da oben im Finanzministerium."

Unterstützer der Bürgerbewegung wollen sich indes heute Abend in Lodersleben treffen, um ihr weiteres Vorgehen zu beraten. "Mein erster Gedanke war: Jetzt muss der Widerstand auf anderer Basis weitergehen", sagt Reinhard Ringel, in dessen Geschäft Aufkleber gegen die Schweinemastanlage ausliegen. Die Entscheidung sei "schon ein bisschen deprimierend", meinte der Geschäftsmann, der sich mit weiteren Mitgliedern des Gewerbevereins im Ort engagiert. Dieter Krause drückt es noch drastischer aus: "Wir fühlen uns verarscht", sagt er.