Spuren in der Fachwerkstadt hinterlassen Der neunte Stolberger Denkmalzettel erinnert an Maler Bernhard Langer
In Stolberg hat der Künstler in fast sieben Jahrzehnten seines Lebens viele Spuren hinterlassen. Sein Nachlass befndet sich im Museum in Bernburg, einiges auch in seiner einstigen Heimat.
Stolberg/MZ. - Der neunte Stolberger Denkmalzettel ist soeben erschienen und einem Stolberger gewidmet, der kürzlich 105 Jahre alt geworden wäre: der Maler Bernhard Langer (1920 – 2014).
Künstler Bernhard Langer ist in Berlin-Weißensee aufgewachsen
Langer war unschwer als Berliner auszumachen, weil er seine Muttersprache gern mit Berliner Klang versetzte, dabei schlug sein Herz fast sieben Jahrzehnte in Stolberg, aus dem er nicht mehr fort wollte. Sein Elternhaus war eine Fleischerei in Berlin-Weißensee, wo er am 21. Januar 1920 auf die Welt kam.
Erste Malversuche auf Wurstpapier und dieser besondere Blick, die Welt zu betrachten, ließen seine künstlerische Begabung erahnen – weshalb er eben nicht Fleischer werden wollte. Nach einer Malerlehre besuchte er die Staatliche Hochschule für Bildende Künste Berlin, um Malerei zu studieren.
Der Einberufung zur Wehrmacht 1940 folgte eine Kriegsverwundung am rechten Arm, die ihn zeitlebens beeinträchtigte und die Umstellung aller Tätigkeiten auf die linke Seite nach sich zog. Diese „Kriegsuntauglichkeit“ bedingte allerdings von 1942 bis 1945 die Fortsetzung seines Kunststudiums an der Prager Kunstakademie.
Am Kriegsende erreichte Langer mit seiner Partnerin Emmy Langer-Boddin die Harzstadt Stolberg, wo sie nach einiger Zeit Wohnraum am Stolberger Markt Nummer 4 gegenüber vom Rathaus fanden.
Engagement bei der Gestaltung historischer Bausubstanz in Stolberg
Langer war ab 1952 Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und beteiligte sich an großen Kunstausstellungen der jungen Republik. In seiner Wahlheimatstadt Stolberg engagierte er sich bei der Erhaltung und Gestaltung historischer Bausubstanz, so unter anderem der Liebfrauenkapelle als Friedhofskapelle, der Marienkapelle als Gedenkort für die Gefallenen der beiden Weltkriege und schuf das Altarbild in St. Georg, der Hospitalkapelle.
Am Außenputz der katholischen St. Johanneskapelle gestaltete Langer ein Sgraffito, außerdem die Glasfenster und den Innenraum. Für die St. Martinikirche konnte er eine Glocke wiederbeschaffen, entwarf und malte die Handwerker-Zunftschilder am Rathaus. Auch beim Bau der Kaufhalle in der Rittergasse 3 erwirkte er, dass sich die Fassade optisch in die Fachwerkbauten einfügte.
Das aber seine expressiv-formalistischen Werke nicht in die offizielle Kunstausrichtung der DDR einzuordnen waren und der Künstler keine Arbeiten im Stil des sozialistischen Realismus schaffen wollte, wurde er zunehmend von den Kulturfunktionären „übersehen“. Dennoch stellte er seine Arbeiten in Magdeburg, Halle, Dresden oder Leipzig aus, ungenehmigt auch in der BRD und der Schweiz.
Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande
In den 1970er Jahren bezog Langer mit seiner zweiten Frau Inge, einer Fotografin, das alte Stolberger Fachwerkhaus in der Töpfergasse 1, das auch das Zuhause der gemeinsamen Tochter wurde. Es ist wegen seines reichen Zierrats eines der eindrucksvollsten Gebäude der Stadt und zeigt auf dem Türsturz das Jahr 1672.
Langer ergänzte das vorgefundene untere Relikt der Sonnenuhr von 1825 mit der Darstellung eines dreiteiligen Gesichtes und einem lateinischen Spruch: „Die Nacht mag zwar die Sonne verschlucken, aber am folgenden Tag zeigt sie sich unbesiegt, neue Wunder hervorbringend.“
2002 erhielt Langer das Bundesverdienstkreuz am Bande. Nach dem frühen Tod seiner Frau lebte er noch bis 2011 im Haus und starb am 17. Juli 2014 nach langer Krankheit in Ilfeld. Sein Gesamtwerk umfasst etwa 7.000 Arbeiten, insbesondere Tafelbilder, eine bedeutende Anzahl expressiver Holzschnitte, Pastelle, Monotypien, Rollbilder und Plastiken.