Der «Alte Fritz» ist seine Inspiration
GONNA/MZ. - Mit dem Gemälde an seinem Haus zeigt der 65-Jährige auch ein wenig von seiner Seele. Und es macht neugierig zu erfahren, ob es hinter diesen Mauern vielleicht noch mehr zu entdecken gibt. Und da wird man auf keinen Fall enttäuscht.
Peter Scheuch pflegt viele kreative Hobbys in seinem Dachkämmerlein. Er sagt, die schmale Stiege hinauf in seine Bastelstube erinnere ihn ein wenig an den armen Poeten. Doch nicht, weil er sich arm fühle, sondern weil Carl Spitzweg und seine Malerei Inspiration sind für viele eigene Arbeiten. Neben dem Malen sind das vor allem seine Zinnfiguren, die häufig auch Szenen aus Spitzweg-Malereien darstellen. "Der verliebte Provisor" ist das Gemälde, dass er sich zur Zeit als Vorbild für eine Szene auserkoren hat.
Seit vier Jahrzehnten hat sich Peter Scheuch den Miniaturen verschrieben. Das hat er nicht Spitzweg, sondern seiner ersten Leidenschaft, Friedrich dem Großen zu verdanken. "Der Alte Fritz ist so viel mehr als nur Preußen und Militär. Er war auch Schöngeist und Künstler", erzählt Peter Scheuch. Und natürlich war er der Preußenkönig. Der Künstler ist von Beruf Maler. "Ich habe bei einem alten Meister in einem kleinen Betrieb gelernt. Der hat mir viel über meinen Beruf beigebracht. Holzimitate zu malen habe ich bei ihm ebenso gelernt wie Deckenmalerei", erzählt Peter Scheuch. Später war er Dekorationsmaler in der Sangerhäuser Maschinenfabrik. Seine letzt Arbeitsstelle war das Christliche Jugenddorf in Sangerhausen.
"Das ist gerade erst fertig geworden", sagt der Künstler und zeigt eine Krippenszene. Den urwüchsigen Rahmen bildet die Wurzel eines Trompetenbaumes. Der Frost hatte der Pflanze ein Ende bereitet. Während andere die Wurzel vielleicht kompostiert hätten, reinigte Peter Scheuch sie mit Hochdruck und verschaffte ihr neue Ehren als Rahmen für die Weihnachtsgeschichte. Maria, Joseph, die Weisen aus dem Morgenland und die Tiere sind aus Zinn.
50 Stunden, 60 Stunden - so lange arbeitet Scheuch an einer Form für eine neue Zinnfigur. Sie besteht aus Ölschiefer und wird aus zwei Teilen, die auf den Hundertstel Millimeter passen müssen, zusammengefügt. Von einer Zeichnung auf Pergament überträgt er die Figur mit der Graviernadel auf den Stein. Hände und Gesicht der Figur werden aus dem Schiefer herausgearbeitet und Stück für Stück die ganze Gestalt. "Das geht genau wie bei einem Menschen, der sich anzieht. Erst kommt die Unterwäsche, dann Hemd, Hose, Gürtel und Jacke", schildert Peter Scheuch. Und nirgendwo darf sich später, wenn das flüssige Metall in die gefettete Form gegossen wird, eine Luftblase bilden.
Nein, nein das Aus für das kleine Kunstwerk ist das nicht. Der Meister hat da schon noch ein paar Tricks und Kniffe in petto, so ein Malheur zu beheben und doch noch filigranen Menschlein ans Licht der Welt zu verhelfen. Denn ein klein bisschen von Schöpfung ist dabei beim Zinnfigurengießen. Die richtige Mischung von Zinn, Blei, Wismut und Antimon muss man kennen, ehe man das erhitzte Metall in die Form gießen kann. "Ich denke mal 30 Jahre hat es schon gedauert, ehe ich auf dem Wissenstand von heute war", sagt Peter Scheuch. Aus Fehlschlägen hat er ebenso gelernt wie bei Kursen des Kulturbundes damals in der DDR.
Wenn dann die Figuren aus der Form gelöst werden sehen sie noch aus wie die grauen Mäuse. Ihnen ihre prächtigen Uniformen anzuziehen, ihnen ein Gesicht oder Fell zu geben, Bäumen ihr Grün zu verleihen, all das verlangt noch einmal Geduld, eine ruhige Hand, ästhetisches Gefühl - all das besitzt Peter Scheuch mehr als andere. Man sieht es an seinen liebevoll gestalteten Miniaturen ebenso wie an seinem Grundstück. Dort im Garten will er im Sommer Klein-Sanssouci erstehen lassen. Der Alte Fritz wäre womöglich begeistert gewesen.
Im Spengler-Museum läuft zur Zeit eine Ausstellung von Peter Scheuch. Das Museum ist am zweiten Weihnachtsfeiertag von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Auch am 27., 28. und 30. Dezember kann man es jeweils von 13 Uhr bis 17 Uhr besuchen.