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Der Adel trifft sich in der Rosenstadt

Von PETER LINDNER 08.10.2009, 15:35

SANGERHAUSEN/MZ. - Das blieb den Nachkommen des Adelsgeschlechts, das auch einmal hier in der Region Landbesitz und Schlösser sein Eigen nannte, nicht verborgen.

Die von Ebersteins treffen sich seit rund 120 Jahren regelmäßig zu Familientreffen. "Zum ersten Mal sind wir in Sangerhausen", erläutert das derzeitige Familienoberhaupt Bodo von Eberstein, der am Wochenende per Dia-Vortrag den Familien-Clan ins rechte Bild setzte. Eberstein ist Diplom-Historiker, kennt sich in der Geschichte bestens aus. Besuche in Schlössern und Gutshäusern, die einst den Ebersteins gehörten, standen auf dem Programm des Familientreffens wie auch ein Besuch im Europa-Rosariums. "Das nächste Mal kommen wir zur Rosenblüte, da ist auch besseres Wetter", hoffte von Eberstein, dem es in Sangerhausen und Umgebung sehr gut gefiel. Vor allem die Altstadt hatte es den Blaublütigen angetan. Ein Wermutstropfen im Becher der Ebersteins: Ein Besuch in einem ihrer einstigen Stammsitze - dem Schloss Morungen - sei ihnen verwehrt worden. "Das machte uns ein bisschen traurig", so Bodo von Eberstein, sei aber nicht zu ändern. Die alte Burg bei Morungen war Sitz eines kaiserlichen Burgmannes und zugleich so genannte Ministerialburg. Seit 1250 existierten die Herren von Morungen als Lehnsnehmer der Grafen von Mansfeld. 1266 erfolgte eine erste urkundliche Erwähnung der Burg. 1290 wird ein Burggraf von Morungen genannt. Morungen befand sich ab dem 13. Jahrhundert in wechselndem Besitz. Eigentümer waren Thüringer, Hohnsteiner und Mansfelder, Sachsen und wieder Mansfelder. 1655, so ist Aufzeichnungen zu entnehmen, übernahm der Generalfeldmarschall Ernst Albrecht von Eberstein das Amt Leinungen - Morungen. Der hatte sich im Dreißigjährigen Krieg als genialer Feldherr einen Namen gemacht. Noch im selben Jahr bestellte und vereidigte der neue Eigentümer des Amtes Großleinungen die entsprechenden Beamten, wie den Scharfrichter, den Landsknecht, den Schultheiß, Amtsschreiber, Brauer und Förster und übertrug damit Großleinungen die Gerichtsbarkeit. Und so geht aus einer Gerichtsakte des Jahres 1694 hervor, dass zwei Drebsdorfer Bürger, Vater und Sohn, wegen Mordes dem Großleinunger Gericht überliefert wurden und "der Alte von oben gerädert und dem Sohn der Kopf abgeschlagen wurde". Die Nachkommen des Generalfeldmarschalls Ernst Albrecht von Eberstein, derer von Eller-Eberstein, besaßen das Amt Leinungen-Morungen bis ins Jahr 1945. Danach wurden sie enteignet. In den Schlössern derer von Eberstein wurden Schulen, Kindergärten, Arztpraxen usw. untergebracht. 1995 erwarb Peter Klaus Glaser aus München die noch vorhandenen Schlösser in Morungen. Das so genannte alte Schloss und das neue Schloss hatte ehemals Baron von Eller-Eberstein erbaut. Der einstige eberstein'sche Besitz soll heute für Seminare genutzt werden. In einem kleinen Waldstück, übersät mit vielen Pingen, sind heute noch die Überreste einer Grabanlage zu sehen. Dort ruht neben anderen Ebersteinern u.a. eine Freifrau von Eller-Eberstein. Die Anlage befindet sich in einem beklagenswerten Zustand. Zutritt hatten die von Eberstein bei ihrem Besuch auch dort nicht.