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Burg & Schloss Allstedt Burg & Schloss Allstedt: Frühling im Allstedter Mittelalter

Von Viktoria HOffmann 30.03.2014, 09:11
Eisen-Hans scheint der stärkste Mann der Welt zu sein. Beim Burgfrühling in Allstedt zeigte er seine enorme Muskelkraft, indem er mit den Zähnen große Nägel verbog.
Eisen-Hans scheint der stärkste Mann der Welt zu sein. Beim Burgfrühling in Allstedt zeigte er seine enorme Muskelkraft, indem er mit den Zähnen große Nägel verbog. Viktoria Hoffmann Lizenz

Allstedt/MZ - Burgen und Schlösser sind stillschweigende Zeitzeugen. Oft fällt es schwer, sich vorzustellen, dass irgendwann einmal echtes Leben hinter den dicken Wänden stattgefunden haben soll. Hinter Glasscheiben versteckte Artefakte und Schriftstücke aus der Zeit der Burgfräuleins und Edelmänner unterstreichen meist den Museumscharakter. Dabei haben dort Menschen, mit all den zwischenmenschlichen Befindlichkeiten, tagtäglichen Arbeiten, Rechten und Pflichten gelebt, gelacht und geweint. Am Wochenende erwachte eines dieser alten Gemäuer wieder zum Leben. Einen zweiten Frühling erlebte Burg und Schloss Allstedt und unzählige Besucher waren live dabei, wie aus Schwarz-Weiß wieder Knallbunt wurde.

Es scheint ein beglückendes Hobby zu sein, das Mittelalterleben. Schon beim Einlass bekommt man ein paar gut gemeinte Worte von den Leuten, die in ihrer Freizeit in bodenlange Gewänder und historisch-unbequeme Schuhe schlüpfen.

Es wird gelacht. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen Gefallen daran finden, in diese Szene einzutauchen. „Das ist eine Fangemeinde, man wird sofort nett aufgenommen, wenn man sich durch das Kostüm outet“, erklärte Barbara Ritter. Im echten Leben ist die Dame, deren Nachname so wundervoll zum Thema passt, Biochemikern. Sobald ein Mittelalter-Event ruft, wird der Laborkittel gegen Kleider aus veredelten Tuchen getauscht. Ritters aufwendiges Kleid ist komplett selbst genäht. Vorlagen sind alte Abbildungen. „Auf Märkte ging ich vorerst nur, um die Sachen auch mal anziehen zu können, man ist ja auch stolz“, berichtete sie. Dabei sei sie eigentlich ein bisschen früh dran, mit dem was sie trage, scherzte Ritter. Solch ein Gewand mit Perlenverzierung und Haube trug man erst einige Zeit später, um 1530 in der Renaissance.

Für Ilona Treml ist Authentizität ein wichtiger Punkt. Die Thüringerin unterrichtet Geschichte an der Klosterschule in Roßleben. Nicht nur beruflich, auch in der Freizeit interessiert sie sich für alte Zeiten und hat Mann Bert und Tochter Tina angesteckt. „Es soll ja kein gedankenloser Kostümspaß sein, sondern man möchte das Mittelalter nachempfinden“, machte die Lehrerin klar.

Die Agentur Sündenfrei, die das bunte Frühlingsspektakel auf dem Schloss organisierte, hatte sich viel einfallen lassen, um den Besucher mit auf eine Zeitreise zu nehmen. Über die drei Schauplätze Burghof, Wirtschaftshof und Kernburg verteilten sich Händler und Handwerker. An jeder Ecke konnte man zuschauen, wie die Dinge damals entstanden, als man noch nicht alles bei Ebay kaufen konnte. Auch selbst Hand anlegen war möglich beim Töpfern oder Bogenschießen.

Akrobaten, Gaukler, mittelalterliche Musikbands und Ritter boten Spiele für das Volk. Gerade die vielen kleinen Zuschauer waren gebannt als Walter von der Weide in schwindelerregender Höhe über ein dünnes Seil spazierte oder als Eisen-Hans alias Robert Spindler erst einen dicken Nagel mit den Zähnen verbog und später dreizehn Kinder und Erwachsene mit einem Mal hoch hob. Beide Künstler waren für diesen ersten Allstedter Burgfrühling extra aus Österreich angereist. Der Tenor unter den Schaustellern war positiv, die Reise nach Allstedt hat sich schon allein wegen dem tollen Ambiente gelohnt.

Mehr Infos auf der Internetseite des Veranstalters

Auf der Burg Allstedt spielten sich echte Ritterkämpfe ab. Bei dem schönen Wetter kamen die Ritter schon mal ins Schwitzen unter dem Kettenhemd.
Auf der Burg Allstedt spielten sich echte Ritterkämpfe ab. Bei dem schönen Wetter kamen die Ritter schon mal ins Schwitzen unter dem Kettenhemd.
Viktoria Hoffmann Lizenz