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Vorwurf der Falschaussage Braucht Allstedt zwingend eine Feuerwehr-Drehleiter?

Drei Gebäude in der Fabrikstraße sollen die gesetzliche Vorgabe für die Rettung per Schiebeleiter überschreiten. Das wird im Stadtrat angezweifelt.

Von Grit Pommer 13.08.2024, 10:16
2023 kam bei einem Brand in der Breiten Straße in Allstedt die Drehleiter der Sangerhäuser Feuerwehr zum Einsatz.
2023 kam bei einem Brand in der Breiten Straße in Allstedt die Drehleiter der Sangerhäuser Feuerwehr zum Einsatz. Foto: Jürgen Lukaschek

Allstedt/MZ. - Sie ist zurück auf der Tagesordnung – die „Neufassung der Risikoanalyse und Brandschutzbedarfsplanung der Freiwilligen Feuerwehren der Einheitsgemeinde Stadt Allstedt“. Im Februar hatte der Hauptausschuss den zum Jahresende fertiggestellten Entwurf nicht zum Beschluss an den Stadtrat verwiesen. Vor allem an der Feststellung, dass Allstedt eine Feuerwehr-Drehleiter brauche, gab es Kritik. Denn ein solches Spezialfahrzeug könnte schnell eine Million Euro kosten. Mit dem Auftrag, diese Notwendigkeit mit sachlichen Argumenten nachzuweisen, ging das Papier zurück in die Verwaltung.

Nun lag dem Hauptausschuss eine geänderte Fassung vor. Der Drehleiter-Bedarf wird darin mit drei Wohnblocks in der Fabrikstraße 12, 13 und 14 begründet, deren oberste Stockwerke eine Rettungshöhe von 12,20 Meter überschreiten würden. Bis in diese Höhe ist gesetzlich noch eine dreiteilige Schiebeleiter als zweiter Rettungsweg erlaubt. Auch der Rettungsweg über den Dachboden sei laut Bauordnung nicht zulässig, weil die Treppenräume nicht voneinander unabhängig ins Freie führen, heißt es in dem Papier weiter.

Ratsmitglied wirft Verwaltung Falschaussage in der Risikoanalyse vor

Die Rettungshöhen der Wohnblocks hatte Ordnungsamtsleiter Jörg Hofmann bei der Wohnungsgesellschaft abgefragt. Kai Dittmann (Allstedter Bund) stellte allerdings fest: „Das ist eine Falschaussage!“ Die tatsächliche Rettungshöhe liege unter dem Wert. Eine gesetzliche Verpflichtung, die teure Drehleiter anzuschaffen, gebe es damit nicht.

Allerdings: Auch bei niedrigeren Gebäuden kann die Rettung aus den Obergeschossen per Schiebeleiter schwierig werden. Zum Beispiel, wenn die Leiter wegen Vorsprüngen an der Fassade nicht direkt angelehnt werden kann. Ganz davon abgesehen, dass es schwierig ist, jemanden in acht, neun Metern luftiger Höhe auf die schmale Leiter zu bugsieren und nach unten klettern zu lassen. Deshalb wird bei Bränden in Obergeschossen schon seit Jahren die Drehleiter aus Sangerhausen angefordert.

Am 19. August soll Allstedts Stadtrat über das Papier entscheiden

Im Rat plädieren einige dafür, dazu eine feste Vereinbarung mit der Rosenstadt zu treffen, anstatt für Allstedt eine eigene Drehleiter anzuschaffen. Die Zahl der Einsätze scheint überschaubar zu sein. „In den vergangenen 15 Jahren ist 15-mal eine Drehleiter nach Allstedt alarmiert worden“, sagte Axel Mühlenberg (IG Allstedt), der in der Rettungsleitstelle des Landkreises gearbeitet hat.

Eine Mehrheit der Ausschussmitglieder stimmte diesmal jedenfalls dafür, die neue Bedarfsplanung an den Stadtrat zu verweisen. Der wird sich am 19. August mit dem Thema beschäftigen und dann wohl auch eine Entscheidung zu der Drehleiter-Passage treffen.