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Bluttat in Roßleben Bluttat in Roßleben: Sangerhäuser Direktor Jens Peter: "Sowas kann auch uns treffen."

Von Frank Schedwill 14.09.2017, 08:00
An der privaten Klosterschule in Roßleben im Kyffhäuserkreis lernen auch 44 Schüler aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz.
An der privaten Klosterschule in Roßleben im Kyffhäuserkreis lernen auch 44 Schüler aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz. Martin Schutt/Dpa

Sangerhausen - Es ist ein Hilferuf: Nach der Bluttat in der Klosterschule Roßleben hat Jens Peter, der Leiter des Sangerhäuser Schollgymnasiums, Investitionen in die Sicherheit des Schulgebäudes in der Kreisstadt gefordert. Das Gymnasium wird von etwa 1.000 Schülerinnen und Schülern besucht. In Roßleben hatte am Montag ein 15-Jähriger mit einem Messer auf einen Klassenkameraden eingestochen und den 14-Jährigen schwer verletzt.

„Jetzt ist es Roßleben, vorher waren es Winnenden oder Erfurt“, spielt Peter ebenso auf Amokläufe an Schulen an. „So etwas kann auch uns treffen. Niemand ist gegen so etwas gefeit“, sagt der Schulleiter. Deshalb sei es wichtig, dass endlich etwas getan werde. Denn die Auflagen, die die Polizei stelle, könne das Gymnasium in Sangerhausen nicht erfüllen.

Peter fordert: Schulgebäude müsse eingezäunt und das Schließregime der Hauseingangstür geändert werden

„Da sich auch die Kreisvolkshochschule (VHS) mit im Gebäude befindet, haben wir beispielsweise keinerlei Überblick darüber, wer sich bei uns aufhält“, sagt Peter. Das Schulgebäude müsse eingezäunt und das Schließregime der Hauseingangstür so verändert werden, wie es einst konzipiert gewesen sei. Das heißt: Die Haupttür dürfe ausschließlich über den Bildschirm im Sekretariat der Schule gesteuert werden.

Die Klosterschule Roßleben blickt auf eine lange Tradition zurück. 1554 wurde sie als Knabenschule in einem früheren Kloster gegründet.

Sie befindet sich in privater Trägerschaft der Stiftung Klosterschule Roßleben. Neben Privatschülern werden auch auf Grundlage eines Vertrages mit dem Kyffhäuserkreis  200 Gymnasiasten aus dem Einzugsbereich unterrichtet.

Aus Sachsen-Anhalt pendeln 90 Schüler nach Roßleben. (pom)

Bisher sei es so, dass man auch bei der VHS klingeln könne und dann Einlass erhalte. „Jeder kann so reingehen und dann eigentlich tun und lassen, was er möchte.“ Das müsse sich ändern.

Der Schulleiter will das nun erneut in einem Brief dem Landkreis mitteilen, der als Schulträger des Gymnasiums fungiert und für das Gebäude zuständig ist. Peter: „Ich tue das auch, um das eigene Gewissen zu beruhigen.“ Es habe bereits mehrfach Gespräche zu dem Thema gegeben, auch in der Amtszeit des früheren Landrats Dirk Schatz. „Getan hat sich nichts.“

Nach Vorfall in Roßleben wird dem Thema Sicherheit an Schulen nur kurz Beachtung geschenkt

Er habe die Befürchtung, dass es nach dem Vorfall in Roßleben kurzzeitig mehr Aufmerksamkeit für solche Probleme gebe, diese dann aber doch relativ schnell wieder abebbe. Generell versucht das Schollgymnasium, wie die beiden anderen Gymnasien im Kreis auch, auf die Einhaltung der Hausordnung zu achten. Darin steht, dass Waffen oder sogenannte waffenähnliche Gegenstände in Schulen grundsätzlich nichts zu suchen haben.

„Die Kinder und Jugendlichen werden regelmäßig darüber belehrt,“ sagt Frank Siebald, der Leiter des Humboldtgymnasiums in Hettstedt: „Bisher haben wir mit Waffen  keinerlei Vorfälle gehabt.“ Allerdings sei nicht auszuschließen, dass Schüler doch mal ein Taschenmesser dabei haben.  Sein Eindruck sei jedoch, dass  an seiner Schule nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schüler untereinander auf die Einhaltung des Verbots achten würden.  

Am Luthergymnasium Eisleben gibt es bisher noch keine derartigen Probleme

„Wir hatten Gott sei Dank bisher noch keine Probleme mit derartigen Dingen“, sagt Jörg Goldbach, der Leiter des Luthergymnasiums in Eisleben. Allerdings wurde im Juni dieses Jahres an der Schule eine Fünftklässlerin durch einen sogenannten Fidget-Spinner verletzt, den ein Klassenkamerad als Wurfgeschoss benutzte. Das Mädchen trug eine Platzwunde und Prellungen davon.

Goldbach verbot die Spinner daraufhin an der Schule. „Eine 100-prozentige Sicherheit wird es aber nie geben“, sagt er. „Man kann ja nicht in die Psyche jedes Schülers hineinsehen.“ Am Luthergymnasium in Eisleben lernen etwa 950 Schülerinnen und Schüler, am Humboldtgymnasium in Hettstedt insgesamt 653.

Von der Kreisverwaltung war noch keine Reaktion zu bekommen. (mz)