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Blumenstrauß der Woche Blumenstrauß der Woche: Guter Geist hilft gern

Von Jörg Müller 21.02.2002, 18:30

Benndorf/MZ. - "Also, wenn es jemanden gibt, der einen Blumenstrauß der Woche verdient hat, dann die Frau Kuhle", meinte Doris Muth aus Benndorf am MZ-Telefon. "Sie kümmert sich seit Jahren um meine Mutter, ist wie ein guter Geist." Na, so etwas hören wir doch gern - weil wir nämlich finden, dass die meisten guten Geister viel zu bescheiden sind, um groß von sich reden zu machen. So wie Inge Kuhle, die deshalb gestern Besuch von der MZ und - als kleine Anerkennung für ihre Hilfsbereitschaft - einen bunten Frühlingsstrauß bekommen hat.

Auch wenn die Überraschung gelang - so ganz recht war es ihr natürlich nicht, im Rampenlicht zu stehen. "Ich mache das doch gern, so lange ich selbst noch kann", sagt Frau Kuhle. Und wer die lebensfrohe Rentnerin sieht, hat keinen Zweifel, dass sie noch sehr lange kann: Kaum zu glauben, dass sie schon 70 Jahre alt ist. "Na ja, es gibt auch mal schlechte Tage, aber ich bin schon ganz gut in Gang", bestätigt sie den äußeren Eindruck.

Mit Gertrud Baer, der Mutter von Doris Muth, ist Frau Kuhle schon länger bekannt. Beide wohnen in der Straße des Aufbaus in Benndorf und haben hier auch ihre Kleingärten. Doris und ihr ältester Sohn gingen mal in eine Klasse; und Erwin Baer, den Ehemann von Frau Baer, kannte sie von der Arbeit auf der Helbraer Hütte. Hier war sie zuletzt als Meisterin in der Aufbereitung tätig, 1988 ist sie in Rente gegangen, "da hatte ich 35 Kombinatsjahre voll".

Um die 81-jährige Gertrud Baer kümmert sich Frau Kuhle seit dem Tod von Erwin Baer vor ein paar Jahren. Sie begleitet die chronisch Kranke zu Arztbesuchen nach Helbra, Hettstedt, Sangerhausen oder Halle; hilft beim Treppemachen und der großen Hausordnung; immer freitags erledigen sie gemeinsam den Einkauf. Nicht zu vergessen, dass sie auch die beiden Gärten in Schuss hält, "das sind Nutzgärten, da ist kaum Wiese". Außerdem achtet sie ein bisschen darauf, dass Frau Baer trotz ihrer Knieprobleme in Bewegung bleibt: "Ich sage immer: ,Trudchen, du musst laufen''", so Frau Kuhle.

Dass ihr die Hilfsbereitschaft offenbar im Blut liegt, lässt sich so nebenbei im Gespräch heraus hören. Denn schon früher hat sie einmal bei sich zu Hause eine schwer kranke Freundin gepflegt. Und dass sie - wenn sie gefragt wird - für Nachbarn mal mit einkauft oder ihnen sonst irgendwie zu Hand geht, ist ihr kaum der Rede wert.

"Langeweile habe ich jedenfalls nicht", sagt Frau Kuhle. Außer den täglichen Besorgungen und Wegen für sich und Frau Baer ist sie nämlich sogar noch politisch aktiv: als Vorsitzende der 21 Mitglieder zählenden PDS-Basisorganisation Benndorf.

Schade findet sie nur, dass ihre Familie recht selten beisammen sein kann: Zwar besuche sie der Sohn, der in Halle lebt, regelmäßig; die drei Enkeltöchter seien allerdings in Westdeutschland.

Wer hat auch einen Blumenstrauß der Woche verdient? Rufen Sie an oder schreiben Sie uns: MZ-Redaktion Eisleben, Sangerhäuser Straße 1-3, Telefon: 03475/66 32 27.