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Gleich vier Blitzeinschläge Blitzeinschlag in Jacobikirche: Kirche in Sangerhausen wird repapiert

Von Frank Schedwill 18.11.2019, 07:53
Unwetter in Sangerhausen: Hier schlägt der Blitz in Sankt Jacobi ein. Das Foto vom 19. Juni stammt aus einem Handyvideo, das eine Sangerhäuser Schülerin gedreht hat.
Unwetter in Sangerhausen: Hier schlägt der Blitz in Sankt Jacobi ein. Das Foto vom 19. Juni stammt aus einem Handyvideo, das eine Sangerhäuser Schülerin gedreht hat. Lida Myrau

Sangerhausen - Das Handy-Video der Sangerhäuser Schülerin Lida Myrau hat für Furore gesorgt. In dem zwölf Sekunden langen Film ist zu sehen, wie eine dunkle Gewitterfront am 19. Juni dieses Jahres über Sangerhausen zieht. Dann taucht auf einmal ein greller Blitz auf, der direkt in die Spitze des 63 Meter hohen Turms der Jacobikirche einschlägt. Kurz darauf gibt es weitere Blitze am Himmel, bevor aus der Turmspitze schwarzer Rauch aufsteigt.

Jacobikirche Sangerhausen: Blitz schlägt im Juni viermal ein

Mittlerweile steht aber fest, dass es bei dem Gewitter nicht nur einen, sondern insgesamt vier Einschläge in das jahrhundertealte Gotteshaus gegeben hat. Mitarbeiter der Hochschule Coburg, die das Kirchengebäude vermessen, haben nämlich in ihrer Freizeit das Gewitter-Video in einzelne Bilder zerlegt. So kann der Weg des Blitzes genauer verfolgt werden, als das mit dem menschlichen Auge möglich ist.

„Auf den Bildern ist zu sehen, dass die Kirche bei dem Gewitter ganz kurz hintereinander vier Volltreffer erhalten hat“, sagt Pfarrer Klemens Niemann. Der Blitz habe dreimal in den Turm und einmal ins Kirchenschiff eingeschlagen. Deshalb sei auch der Blitzschutz so stark beschädigt worden. Der Turmknopf hatte den Einschlag dagegen schadlos überstanden.

Durch die Wucht der Einschläge flogen damals unter anderem Teile der mit Kupferblech versehenen Dachkonstruktion weg. Noch sind nicht alle Schäden behoben, obwohl vor wenigen Tagen der Nordhäuser Dachdeckermeister Sven Leupold und seine Mitarbeiter die Laterne auf dem Schiefen Jacob und Teile des Kirchendachs repariert haben. 

Reparaturen an Jacobikirche in Sangerhausen

Leupold war dazu mit einem 100 Tonnen schweren und 76 Meter hohen gemieteten Kran angerückt. Aus einer Gondel heraus wurde in luftiger Höhe an dem Gotteshaus gearbeitet. Nach Niemanns Worten werden Leupold und seine Leute in den nächsten Wochen aber noch einmal anrücken, um den Blitzschutz des Turms und des Kirchenschiffes zu reparieren. „Die Erdung und die Blitzschutzdrähte müssen zusammen erneuert werden“, sagt Leupold. Das sei beim letzten Einsatz nicht möglich gewesen.

„Wir kommen dann aber nicht wieder mit so einem großen Kran“, betont der Handwerker aus Nordhausen. Die Arbeiten würden vielmehr mit Hilfe einer Hubbühne beziehungsweise vom Seil aus erledigt. Das sei kein Problem: „Ich habe mich auf das gerüstlose Arbeiten mit alpintechnischer Ausrüstung spezialisiert“, betont der Dachdecker.

So ist seine Firma beispielsweise im Einsatz, wenn es darum geht Reparaturen an Türmen und Schächten vorzunehmen, Wetterfahnen, Bekrönungen oder Zifferblätter zu montieren. Mit Sankt Jacobi trifft Leupold dabei auf einen alten Bekannten. Der Nordhäuser war 1989 nämlich schon dabei, als das Kirchendach neu gedeckt wurde. „Am 2. Oktober 1990, haben wir den Turmknopf aufgesetzt“, sagt er.

Schäden nach Blitzeinschlag: Elektrik muss erneuert werden

Aber auch im Inneren der Kirche wird sich noch etwas tun. Demnächst soll nämlich die Elektrik erneuert werden. Die war bei den Blitzschlägen ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Der Aufwand ist enorm“, sagt Niemann. Jede Leitung musste extra durchgemessen werden.

Außerdem komme die Tonanlage an die Reihe. „Wir haben erst gedacht, es reicht, den Verstärker zu tauschen. Aber als der neue da war, haben wir gemerkt, dass auch die Lautsprecher kaputt sind.“ Neue sollen Mitte Dezember geliefert werden. Niemann sagt: „Ich hoffe, dass die Kirche zu Weihnachten wieder komplett hergestellt ist.“

Der Pfarrer hatte im Sommer davon gesprochen, dass der Schaden in einem insgesamt sechsstelligen Bereich liegen könnte. So richtig habe er aber nicht damit gerechnet, dass es wirklich soviel wird. „Im Moment sind wir bei einer Schadensumme von über 80.000 Euro. Da ist leider noch nicht alles dabei.“ Er sei deshalb froh, dass es eine unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Versicherung gebe, die einen Großteil der Schäden bezahle. (mz)