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Unterschied wie Tag und Nacht Blick zurück: Neuer Kalender zeigt Sangerhausen kurz nach der politischen Wende

Von Frank Schedwill 17.11.2021, 12:30
Christina Griesing von New Face und Helmut  Loth schauen sich die ersten  Exemplare des Kalenders an, die nun gedruckt vorliegen.
Christina Griesing von New Face und Helmut Loth schauen sich die ersten Exemplare des Kalenders an, die nun gedruckt vorliegen. (Foto: Maik Schumann)

Sangerhausen/MZ - Irgendwie kommen einem die Bilder vertraut vor und doch zeigen sie, wie stark und positiv sich die Kreisstadt in den vergangenen drei Jahrzehnten verändert hat. Mit Hilfe des neuen Sangerhausen-Kalenders, den der Geschichtsverein und die New-Face-Werbeagentur herausgebracht haben, kann man wieder eine Zeitreise unternehmen: Diesmal ins Sangerhausen kurz nach der politischen Wende in der DDR.

Der gebürtige Sangerhäuser Gerold Götze, der nach 1989 sein Elternhaus in der Rudolf-Breitscheid-Straße betreute, ist damals wachen Auges mit seiner Kamera durch die Stadt gegangen und hat unzählige Aufnahmen gemacht. Diese stellte der Kasseler später dem Bildarchiv zur Verfügung, das der Sangerhäuser Geschichtsverein betreut. Aus diesem großen Fundus schöpfen Helmut Loth und Günther Wagner, die die Bilder für das Gemeinschaftswerk zusammengestellt haben. Insbesondere bei den Bildern aus der Altstadt zuckt man beim Betrachten fast unwillkürlich zusammen, so heruntergekommen sehen die meisten Häuser darauf aus. Man möchte fast nicht glauben, dass die Fotos aus dem Jahr 1990 stammen. Loth sagt: „Wir haben bewusst das heutige Aussehen der Häuser nicht gegenüberstellt.“ Jeder solle sich selbst ein Bild von den Unterschieden machen können. „Sie sind teils wie Tag und Nacht.“

Rundgang durch Sangerhausen

Mit dem Kalender kann man fast einen Rundgang durch die Stadt unternehmen. Los geht es im Januar am Flüsschen Gonna, Vor dem Wassertor. Dann verläuft die Tour über die Probstgasse zum Kirchberg und zur Schlossgasse, weiter zum Alten Schloss und in die Alte Magdeburger Straße, die das Kalenderblatt im Juli zeigt. Auf den letzten Bildern des Kalenders wird an Betriebe erinnert, die die Stadt stark geprägt haben: Den nicht mehr bestehenden Thomas-Münzer-Schacht, die abgerissene Maschinenfabrik und auch das Bahnbetriebswerk, dessen Gebäude offenbar endgültig dem Verfall preisgegeben ist.

Das Dezember-Blatt zeigt den Bahnübergang in Richtung Riestedt. Das Bild erinnert an die vielen Autofahrer auf der damaligen Fernverkehrsstraße 80, die an den dortigen, oft geschlossenen Schranken warten mussten - bis endlich eine Brücke über die Bahnlinie Halle-Kassel gebaut wurde. Der Kalender ist für zehn Euro im E-Center im Helmepark, bei Edeka-Neukauf in der Oststraße, im Guten Buch, bei New Face, Spielwaren Heß, Intersport Liebig und dem Runden Kiosk am Bahnhof erhältlich. 350 Exemplare sind gedruckt. Die Initiatoren hoffen, dass sich diese im Weihnachtgeschäft genauso gut verkaufen wie der Kalender im vergangenen Jahr. Damals war er so gut wie ausverkauft.

Zwei Euro kommen wiederum dem Bild von Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels in der Ulrichkirche zugute, das restauriert werden soll. Der Herzog lebte von 1682 bis 1736, hielt sich gern in seiner Sangerhäuser Nebenresidenz auf und prägte die Stadt maßgeblich. Das Bild befindet sich in sehr schlechtem Zustand. Laut Geschichtsverein sind noch rund 40.000 Euro nötig, um das für Sangerhausen und seine Geschichte wichtige Bild zu retten. Voraussichtlich wird das 2,50 mal 2,50 Meter große Werk nach seiner Restaurierung im Bereich des Goldenen Saales zu sehen sein, der zu einem Rats- und Veranstaltungssaal umgebaut wird.