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Bildung Bildung: Wo Sterne und Sonnen lernen

Von BEATE THOMASHAUSEN 09.12.2009, 17:40

SANGERHAUSEN/MZ. - Der Grund dafür, dass die Minis aus der Ersten mit den Großen aus der Zweiten lernen sollen, ist die so genannte flexible Schuleingangsphase. Sie soll jetzt nach und nach an allen Schulen im Land Sachsen-Anhalt eingeführt werden. Im Landkreis Mansfeld-Südharz haben alle Grundschulen ihr Konzept erarbeitet, wie sie die Schuleingangsphase gestalten.

"Kinder werden mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen eingeschult. Mit der flexiblen Schuleingangsphase sollen sie dort abgeholt werden, wo sie stehen. Manch einer lernt sehr schnell. Er könnte in einem Jahr die Eingangsphase durchlaufen. Andere lernen langsamer, auch auf sie wird eingegangen. Sie haben drei Jahre Zeit. Die meisten Kinder werden die Schuleingangsphase, zu der die erste und zweite Klasse gehören, in zwei Jahren durchlaufen", erklärt Gudrun Hinz, schulfachliche Referentin beim Landesverwaltungsamt.

Ein weiterer Baustein dieser Schuleingangsphase ist der jahrgangsübergreifende Unterricht. Das sieht in Großleinungen so aus, dass die 40 Kinder der ersten und zweiten Klasse für den jahrgangsübergreifenden Unterricht in die Sternen- und in die Sonnengruppe eingeteilt sind und diese wiederum in vierköpfige Lerngruppen. Und letztlich hat jeder Erstklässler einen Paten aus der Zweiten. Das klingt komplizierter als es ist. Sehr konzentriert hören die Mädchen und Jungen ihren Lehrerinnen zu. Am Mittwoch ging es unter anderem um geometrische Formen. Quadrate, Kreise und Dreiecke im Schulhaus erkennen, das können schon die Erstklässler ganz fix. Dass alles reibungslos läuft, dafür müssen die beiden Klassenlehrerinnen Birgit Ritter und Susanne Schatz sorgen. Sie sprechen sich genau ab, welche Aufgaben sie den Kindern stellen wollen, denn etwas lernen sollen die Kinder ja auch. "Wir denken, zwei Tage Unterricht in den Klassen und drei Tage jahrgangsübergreifend sind eine gut funktionierende Mischung, die den Kindern etwas bringt", sagt Birgit Ritter.

Kritisch standen die Eltern dem jahrgangsübergreifenden Lernen gegenüber, weil sie vor allem die älteren Schüler unterfordert gesehen haben. Nun, im zweiten Jahr, sind einige Vorbehalte abgebaut. Ines Ulrich-Schneider ist geradezu begeistert von der neuen Art des Unterrichtens, denn ihrem Sohn Gabriel bereite es große Freude. "Mein Sohn ist auch viel selbständiger geworden bei der Erledigung seiner Hausaufgaben. Und es macht ihn stolz, dass er verantwortlich für einen Jüngeren ist", sagt Frau Ulrich-Schneider. Als Gabriels kleiner Lernpate einmal krank geworden sei, trafen sich die beiden Jungen auch außerhalb der Schulzeit, um gemeinsam zu lernen.

Anja Goldbergs Sohn Paul ist sieben und besucht die erste Klasse. "Ich habe zum ersten Mal den Unterricht live miterlebt. Es gefällt mir wirklich gut. Jetzt weiß ich, weshalb mein Sohn so gerne in die Schule geht. Hier kann das Lernen ja einfach nur Spaß machen."