Beyernaumburger Obst- und Weingut Beyernaumburger Obst- und Weingut : Zehnter Jahrgang verkorkt

Beyernaumburg - Der zehnte Jahrgang des Obst- und Weinguts Goldschmidt aus Beyernaumburg ist in Flaschen abgefüllt und verkorkt. Im Jahr 2005 übernahm Seniorchef Harri Goldschmidt einen Weinberg in Balgstädt im Burgenlandkreis. Der Obstbauer, der sozusagen als Quereinsteiger Winzer wurde, hatte ein glückliches Händchen mit den Reben. Die erste Lese war noch im selben Jahr. Der erste Jahrgang wurde dann 2006 verkorkt und auch alsbald bei der Landesweinprämierung in Leipzig ausgezeichnet. Ganz besonders in Erinnerung sind den Weinbauern allerdings die Jahrgänge 2008 und 2009. Alle fünf Weine von den Balgstädter Hängen erhielten damals bei der Landesweinprämierung eine Auszeichnung und zwei sogar Edelmetall.
Reicht es wieder für eine Prämierung?
Auch der aktuelle Jahrgang sei ein sehr guter, wie Junior-Chef Sebastian Goldschmidt betont. Ob es wieder für eine Prämierung reichen wird? Darauf will er sich noch nicht festlegen. Als sehr fruchtig beschreibt die Weinbauerin und Oenologin Claudia Proske den neuen Beyernaumburger Jahrgang. Ihren Geschmack hat der Neue offenbar getroffen. „Grundsätzlich ist für jeden etwas dabei. Ein Viertel der Weine sind Rotweine. Im Saale-Unstrut-Gebiet dominieren die Weißweine“, sagt Proske, die seit Dezember 2015 in Beyernaumburg angestellt ist und ihren Anteil am Ausbau des neuen Jahrgangs hatte.
Der Ausbau des Weins ist die Spanne zwischen Gärung und Abfüllung des Weins, sprich die Zeit, in der der Wein zu dem wird, was er schließlich sein soll. Hier bekommt er Struktur und Komplexität, wie Expertin Claudia Proske erklärt. In diesem Jahr habe man in Beyernaumburg eine sehr lange Gärung angestrebt. „Dadurch bilden sich die Aromen des Weins besser aus“, sagt sie.
Der "Kuckuckswein"
Die Liebhaber des Beyernaumburger Weins werden das bei der Jungweinprobe am 23. April probieren können. Dort wird übrigens der Beyernaumburger Geschichtsvereins erstmalig eine „Ernte“ einfahren können: Vom „Kuckuckswein“, den die Goldschmidts seit 2015 keltern, erhalten die Beyernaumburger Heimatforscher einen Euro pro verkaufter Flasche. Der Name „Kuckuckswein“ ist eine Anspielung auf den Spitznamen der Beyernaumburger in der Region. Die Beyernaumburger Adeligen gehörten zur weit verzweigten Familie von Bülow, deren Wappentier der Pirol ist. Die Beyernaumburger hielten den Wappenvogel jedoch für einen Kuckuck und hatten damit ihren Spitznamen in der Region weg.
Das Besondere am „Kuckuckswein“: Er gedeiht auch in Beyernaumburg. Goldschmidts erwarben zusätzlich zu den Rebstöcken bei Balgstädt auch den kleinen Hang am Fuße des Beyernaumburger Schlosses. „Rund 10 000 Rebstöcke sind es insgesamt“, sagt der Juniorchef und lässt durchblicken, dass es eine ganze Menge Arbeit für zehn, zwölf Leute sei, alle Arbeit in den Weinbergen zu erledigen. „Unsere Weinhänge sind Steilterrassen“, erklärt er. „Da kann nicht viel mit Maschinen ausgerichtet werden. Alle Arbeiten sind von Hand zu verrichten.“ Er erzählt: „Wir nehmen jede Traube in die Hand und können von Anfang an sortieren, was den Weg bis zu uns in den Weinkeller in Beyernaumburg finden wird, denn von der Traube bis zur Flasche ist bei uns alles selbst gemacht.“ Für den 2016er Jahrgang, glauben die Beyernaumburger Weinbauern, sieht es derzeit gut aus. „Der Winter hätte vielleicht ein bisschen kälter sein können. Aber der Saisonstart war gut“, so Weinbauerin Proske. „So kann die Saison weitergehen.“ (mz)
