Begeistert vom Berg Begeistert vom Berg: Ein Bergbautechnologe über die Faszination seines Berufs

Wettelrode - Zwei Reihen Goldknöpfe an der schwarzen Kluft erinnern an die alte Uniform, eine Lampe ist immer am Mann und auf dem Kopf sitzt der Schutzhelm - Florian Kraft ist Bergmann und hat das Glück, im Job genau das tun zu können, was ihm am meisten Spaß macht. Im Besucherzentrum Bergbau in Wettelrode führt er die Gäste unter Tage durch den Röhrigschacht und erklärt ihnen den Kupferschieferbergbau in der Region, dessen Tage schon gezählt waren, als er selbst auf die Welt kam.
Faszination für Bergbautradition entwickelt sich bei 27-Jährigem während der Lehre
Wie kommt es, dass ein 27-Jähriger die alte Bergbautradition so faszinierend findet? Familiär ist der Kelbraer kaum vorbelastet. Ja, der Onkel hat auf dem Thomas-Münzer-Schacht in Sangerhausen gelernt und auch ein paar Jahre dort gearbeitet. „Aber die Begeisterung für den Beruf hat sich eigentlich erst während der Lehre entwickelt“, sagt Florian Kraft.
Auf einer Ausbildungsmesse in Sangerhausen ist er auf den Beruf gestoßen, hat bei der BST Mansfeld ein Praktikum gemacht und sich für diese Richtung entschieden. Die Lehre zum Bergbautechnologen absolvierte er bei der Rosenstadt Sangerhausen GmbH, die das Erlebniszentrum in Wettelrode betreibt und dafür auch speziell qualifizierte Mitarbeiter braucht.
Im Ausbildungszentrum in Sondershausen hat Kraft den Steinsalzabbau kennen gelernt, nach dem Berufsabschluss war er mehrere Jahre für Bergbauspezialfirmen auf Montage, zum Beispiel in den Steinkohlegruben im Ruhrpott. „Das war ’ne gute Arbeit“, erzählt er. „Die Kameradschaft da - das kann man mit keinem anderen Berufszweig vergleichen.“
Auch bei der Sanierung der alten Wismut-Schächte im Erzgebirge war Kraft im Einsatz, hat unter Tage knifflige Probleme kennen gelernt, für die man Lösungen finden musste. Zum Beispiel, wenn ein alter Wasserlösestollen zusammengebrochen war und man parallel dazu einen neuen anlegen musste, damit die Wasserhaltung unter Tage wieder funktionierte. „Wir haben da die alten Gruben wieder aufgemacht und erst mal nachgeschaut, wie das Schadensbild aussieht“, erzählt er. Und dann ging es ans Reparieren.
Erst Arbeit unter Tage, dann Gästeführer im Schaubergwerk
Der junge Bergmann ist viel rumgekommen und hat dabei auch die Arbeit früherer Bergarbeiter-Generationen schätzen gelernt: „Der moderne Stand der Technik, den der Bergbau heute hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Den haben sie Stück für Stück erarbeitet.“ Und ein Zuckerschlecken war das nicht. In Schlema hat Kraft Streckenvortrieb gemacht, mit Pressluftgeräten, wie sie auch im Mansfelder Kupferschiefer üblich waren. Solchen Dauerlärm möchte er nicht ständig haben.
In die Rolle des Gästeführers schlüpfte er zunächst im Besucherbergwerk in Ilfeld, kam dann im vergangenen Jahr nach Wettelrode - zu seinem früheren Ausbildungsbetrieb. Was ihm an der Arbeit gefällt? „Unter Tage hat man jeden Tag eine andere Situation, andere Gegebenheiten in den Gesteinsformationen“, sagt Kraft.
Zurzeit macht er eine Zusatzausbildung zum Fördermaschinisten, damit er auch die Anlage bedienen kann, die über die großen Seilscheiben die Förderkörbe mit den Besuchern bewegt. Die Theorie ist schon geschafft. (mz)