Barbarossa-Klinik Barbarossa-Klinik: Neue Therapie für Familien

KELBRA/MZ - „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, heißt ein afrikanisches Sprichwort. Manchmal braucht es etwas mehr, nämlich dann, wenn auch die Eltern des Kindes Hilfe brauchen. Die Barbarossa-Klinik Kelbra bietet ihren Patienten jetzt eine Familientherapie an.
„Kinder von suchtkranken Eltern haben ein schweres Schicksal“, sagt der Chefarzt Klaus von Ploetz. „Deshalb wollen wir den Familien mit einem neuen Therapiekonzept helfen.“
Dazu hat die Einrichtung eine Familienstation eingerichtet, in der überwiegend Mütter mit ihren Kindern leben. Das Zusammensein mit den Kindern soll für sie nicht nur ein Ansporn sein, trocken oder clean zu bleiben. Das Therapeuten-Team will den Patientinnen und Patienten auch Hilfestellungen beim Umgang und der Erziehung geben.
Das neue Eltern-Kind-Konzept basiert auf rund einjähriger Erfahrung. Hier sollen drogenabhängige Eltern lernen, den Alltag mit ihren Kindern zu bewältigen. Während die Eltern ihre klinischen Therapien durchlaufen, gehen die Kinder in die Kindereinrichtungen und Schulen. Außerdem werden sie entsprechend der Notwendigkeit gefördert. Denn oftmals kamen die Kinder schon zur Welt, als die Mutter bereits süchtig war. Entsprechende gesundheitliche Schädigungen blieben da meist nicht aus.
Sylke Schumann, projektverantwortliche Therapeutin, hat mit acht Frauen und zehn Kindern Erfahrungen zum Thema Familien in Therapie gesammelt. „Oftmals passiert es, dass Paare, die sich in der drogenabhängigen Zeit kennengelernt haben, nach dem Entzug trennen“, sagt sie. „Das ist dann auch für die betroffenen Kinder sehr schwer.“
Andererseits lernt manche junge Mutter in der Klinik einen neuen Partner kennen. So passierte es bei Nancy (28), die mit ihrem einjährigen Sohn in Kelbra ihre Alkoholprobleme in den Griff bekommen will. Für sie war es nicht der erste Klinikaufenthalt. Früher hatte sie schon mehrere Drogenentzugstherapien.
Die Verantwortung für ihren Sohn soll nun mit helfen, künftig die Hände von den Drogen zu lassen. Entsprechend schwer fiel ihr die Trennung bei der bereits absolvierten insgesamt fünfwöchigen Entgiftung. Die musste sie allein durchstehen.
Nun steht das Kinderbettchen in ihrem Zimmer. „Ich bin sehr froh, dass mein Kind mit hier ist“, sagte sie. „Ich hatte Angst, es erkennt mich sonst nicht wieder.“
Und vielleicht klappt es auch mit einer neuen Beziehung, so dass das Kind am Ende in einer glücklichen Familie aufwächst, die das erste große Problem löste, als es noch ganz klein war.